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#Freiheit, Härte und Kälte

Freiheit, Härte und Kälte

Sven Regener, der Meister des kommunikativen Alltagswahnsinns und der irrwitzigen Dialoge, leuchtet in seinem neuen Roman „Glitterschnitter“ die Vorgeschichte und den Kosmos seines liebenswerten Helden Frank Lehmann im West-Berlin der frühen Achtzigerjahre weiter aus. Es geht um die Band „Glitterschnitter“, die dringend noch einen Auftritt braucht, um auf die Wall City Noise zu kommen, um Musik mit Bohrmaschinen, um die Berufsösterreicher der ArschArt Galerie und die Frage des richtigen Milchaufschäumens in Szenekneipen, kurzum: um die Kraft der Kunst, um das Leben, um den Sinn, um alles. Regeners erster Bestseller „Herr Lehmann“ erschien vor genau zwanzig Jahren, „Glitterschnitter“ ist schon der sechste Lehmann-Roman.

Rainer Schmidt

Verantwortlicher Redakteur Frankfurter Allgemeine Quarterly.

Wann kam Ihnen damals die Idee zu „Herr Lehmann“?

Das war 1991, eine Freundin feierte ihren dreißigsten Geburtstag, und ich hatte auf einmal die Idee für eine Geschichte, wie sich einer auf der Straße von einem Hund bedroht fühlt und sich nicht wehren kann, weil er allein unterwegs ist. Da entstand die Figur.

Das Buch erschien dann aber erst zehn Jahre später.

Ja, ich habe die Idee neun Jahre lang liegen lassen, bis ich im Jahr 2000 einen Vertrag mit Eichborn gemacht habe. Das erste Kapitel mit dem Hund war der Ausgangspunkt, eine eigene, fertige Geschichte, die ich auch schon mal in Bremen in der kleinen Zeitschrift Der Salmoxisbote veröffentlicht hatte. Ich habe dem Verlag gesagt: Ich brauche einen kleinen Vorschuss, sonst schaffe ich das nicht. Ich kannte bis dahin nur das Songschreiben und hatte Angst, das ohne den Druck eines Vorschusses nicht durchziehen zu können.

Wie kamen Sie auf den Namen „Lehmann“?

Ich habe immer gerne Namen von Fußballspielern genommen, Jens Lehmann war damals Torhüter, und ich mag Namen, die relativ alltäglich sind und keine spezielle Aussage haben.

Wie überraschend war der Riesenerfolg?

Man hat ja vorher Träume – der Verlag war auch ganz optimistisch. Aber wie das durch die Decke ging und explodierte, das war sehr überraschend. Wir guckten zusammen das „Literarische Quartett“, da erwarteten wir schon das Schlimmste, aber dann fand Reich-Ranicki das Buch gut, da wussten wir, das wird was.

Bekannter Musiker der Band Element of Crime schreibt literarischen Bestseller – so ein Doppeltalent war für Deutschland recht neu. Heute sehen wir das öfter mit Künstlern wie Thees Uhlmann, Rocko Schamoni, Flake oder Thorsten Nagelschmidt. Waren Sie der Türöffner?

Das glaube ich nicht, vielleicht hat der Erfolg dazu geführt, dass die Verlage danach Manuskripte nicht gleich abgelehnt haben, nur weil Musiker sie einreichen. Habe auch nie verstanden, was das Problem sein sollte. Andere Autoren waren vorher Maurer oder Lehrer oder was weiß ich. Da würde sich auch niemand wundern.

Warum wird Frank Lehmann eigentlich nicht älter? Er bleibt in seiner Zeit- und Milieublase – weil Sie die so faszinierend finden?

Na ja, es ist noch nicht aller Tage Abend. In „Herr Lehmann“ ist er schon neun Jahre älter als in „Glitterschnitter“, das 1980 spielt, und er ist da auch anders, schon viel schrulliger, mehr ein Sonderling.

Aber ein neues Buch hätte auch zeigen können, wie er sich heute schlägt.

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