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#Friedhöfe der Schande in Italien

Friedhöfe der Schande in Italien

In Rom ist man sich nicht einmal über die Zahlen einig. Die Bestattungsunternehmen sagen, rund zweitausend Särge würden auf dem Friedhof Flaminia im Norden der Stadt zwischengelagert, weil sie weder kremiert noch bestattet werden können. Nach Darstellung der Friedhofsverwaltung liegen „nur“ rund 850 Särge in gekühlten Containern und klimatisierten Hallen. In Palermo gibt es immerhin keinen Zahlenstreit: Dort sind es nach übereinstimmenden Aussagen 870 Särge, die in großen weißen Zelten nebeneinander stehen oder übereinander gestapelt sind. Auch den stechenden Geruch, der sich bei steigenden Temperaturen unter den Zeltplanen entwickelt, streitet niemand ab.

Matthias Rüb

Matthias Rüb

Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

Mit der Pandemie haben die weithin als Schande beschriebenen Zustände auf den Friedhöfen von Rom und Palermo wenig bis nichts zu tun. Vielmehr sind es bürokratische Hindernisse sowie defekte Öfen in den Krematorien, die einer Bestattung nach vertretbaren Wartezeiten im Wege stehen. In Rom dauert es derzeit bis zu drei Monate, ehe ein Sarg auf dem Stadtfriedhof Flaminia kremiert werden kann, weitere Wochen vergehen, bis die Urne schließlich bestattet werden kann. In der Hauptstadt Siziliens ist die Lage nicht besser. In Rom wie in Palermo werden die Särge auf den Friedhöfen über Monate hinweg würdelos gestapelt. Den Angehörigen, die vor den sterblichen Überresten ihrer Angehörigen ein Gebet sprechen und eine Blume niederlegen wollen, wird mitunter der Zugang verweigert.

In Rom hatte es in der vergangenen Woche Demonstrationen von Bestattungsunternehmen gegeben, die Hinterbliebenen immer öfter mitteilen müssen, einen verbindlichen Termin für die Beerdigung ihrer verstorbenen Angehörigen gebe es nicht. Für zusätzliche Aufmerksamkeit hat in Rom die Protestaktion des sozialdemokratischen Abgeordneten Andrea Romano gesorgt, der seinen im Februar an einer unheilbaren Krankheit verstorbenen Sohn noch immer nicht hat beerdigen können.

Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi von der linkspopulistischen Fünf-Sterne-Bewegung hat nach einigem Zögern auf die Proteste und Klagen schließlich reagiert und die Zustände auf dem Friedhof Flaminia als „unentschuldbar“ bezeichnet. Sie forderte die für sämtliche Friedhöfe der Stadt zuständige Verwaltung auf, unverzüglich Abhilfe zu schaffen. Als Übergangslösung beteiligt sich die Stadt an den Zusatzkosten für Beerdigungen auf privat betriebenen Friedhöfen.

In Palermo ist ein Ofen des Krematoriums seit mehr als einem Jahr defekt. Ein geplanter zweiter Ofen kann nicht gebaut werden, weil der erforderliche Anschluss des neuen Gebäudes an die Kanalisation nicht vorankommt. Wiederum als Übergangslösung hat Bürgermeister Leoluca Orlando von den Sozialdemokraten eine aus Sicherheitsgründen gesperrte Sektion auf dem Friedhof Santa Maria dei Rotoli, dem größten Friedhof von Palermo, per Eilverordnung für Bestattungen freigegeben. Besuche von Angehörigen an den Gräbern bleiben weiter untersagt, weil zahlreiche Grabmonumente in der Sektion einzustürzen drohen. Die betroffene Sektion war erstmals im Jahre 2008 aus Sicherheitsgründen gesperrt worden. Eine langfristige Lösung für das Problem lässt bis heute ebenso auf sich warten wie die seit Jahr und Tag überfällige Fertigstellung eines neuen Krematoriumofens.

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