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#Fritz Keller gegen Friedrich Curtius

Fritz Keller gegen Friedrich Curtius

In Zeiten von Corona sind Telefonkonferenzen alltäglich. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will an diesem Freitag jedoch darauf verzichten. Alle Mitglieder des Präsidiums sind persönlich geladen zur ersten Sitzung im neuen Jahr. Damit das Coronavirus nicht eingeschleppt wird, hat der Dachverband Schnelltests angesetzt. Risiko und Aufwand erscheinen den Funktionären in diesem Fall nötig.

Anno Hecker

Michael Horeni

Das Treffen der Verbandsspitze gilt als das wichtigste und brisanteste in der jüngeren Geschichte des DFB. Von Angesicht zu Angesicht soll geklärt werden, wer im größten Fußball-Verband der Welt künftig den Ton angibt. Der Machtkampf zwischen Präsident Fritz Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius geht in die entscheidende Runde. Es kann, wie es nach der Vorgeschichte aussieht, nur einen Sieger geben. Und einer wird zum großen Verlierer.

Keller hat sich nach langem Zögern während des ersten Jahres seiner nun 15 Monate währenden Amtszeit entschlossen, den offenen Kampf zu suchen. Demnach will der Winzer, Gastronom und Hotelier den Mitgliedern des Präsidiums mit belastbaren Indizien vor Augen führen, warum eine Mediation in diesem Konflikt nicht mehr möglich sein soll. Keller hat das Vertrauen in seinen Generalsekretär, der im Hauptamt den ehrenamtlichen Präsidenten unterstützen soll, demnach vollends verloren. Er glaubt, Opfer von Indiskretionen und übler Nachrede zu sein, die aus dem DFB oder dem engsten Umfeld bewusst an Medien gestreut wurden, um ihn zu diskreditieren. Von diesem Vertrauensbruch will er die Mehrheit des Präsidiums überzeugen. Eine Mehrheit, die zuletzt Curtius noch hinter sich wusste.

Präsident Fritz Keller (links) und Generalsekretär Friedrich Curtius (Bild von 2019)


Präsident Fritz Keller (links) und Generalsekretär Friedrich Curtius (Bild von 2019)
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Bild: dpa

Sicher ist auch: Vertreter auf beiden Seiten haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten nicht gescheut, Medien mit Informationen zu versorgen. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat sich in der Auseinandersetzung eindeutig zu Keller bekannt. Klubvertreter kritisieren offen Missstände im DFB. Kurz vor der Präsidiumssitzung am Freitag ließ die DFL wissen, dass sie eine Teilnahme von Curtius als DFB-Delegierten an DFL-Sitzungen künftig ablehne. Der kolportierte Grund für eine schon am 18. Dezember getroffene und nun öffentliche gewordene Entscheidung: Die Profis vertrauen dem Generalsekretär nicht mehr. Sie braucht Keller nicht mehr überzeugen. Aber die Vertreter der Amateure, die im Präsidium des Verbandes die Mehrheit stellen, muss er an diesem Freitag mit guten Argumenten – und wohl auch mit Dokumenten – für seine Sicht der Dinge erst noch gewinnen.

Drama vor Weihnachten

Als jüngstes Beispiel, um die Stimmung im Gremium zu drehen, dient dem Präsidenten angeblich auch die sogenannte „Lauschangriff-Affäre“, die just vor Weihnachten in Deutschland öffentlich wurde, quasi im Vorfeld des Finales um die Macht im DFB. Der Präsident ist überzeugt, dass das kein Zufall war.

Worum ging es? Im März vergangenen Jahres hatte sich Keller in eine DFB-interne Telefonkonferenz, an der auch Generalsekretär Curtius offiziell teilnahm, eingeschaltet. Allerdings, ohne eingeladen gewesen zu sein. Irrtümlich sei das geschehen, behauptete der Präsident. Als in der Telefonkonferenz die Entscheidung, Kurzarbeit wegen Corona für den DFB zu beantragen, als Wunsch des Präsidenten dargestellt worden sein soll, meldete sich Keller zu Wort. Er hielt diese Aussage für illoyal. Denn der Präsidialausschuss – und nicht allein der Präsident – hatte sich für diese Reaktion auf den Lockdown entschieden. Curtius gehört diesem Gremium an.

Dass sich Keller unerlaubterweise, wenn auch erkennbar, in die Konferenz eingeschaltet hat, ist unbestritten. Aber auch die Lösung des Konfliktes. Keller stellte eine Selbstanzeige beim damaligen Vorsitzenden der Ethik-Kommission des Verbandes, Thomas Oppermann. Der Vizepräsident des Deutschen Bundestages befragte die Beteiligten. Keller bat um Entschuldigung. Und Curtius war anschließend bereit, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Niemand bestreitet den Verstoß, die Aussprache und Lösung des Falls. Doch warum wurde er neun Monate später kurz vor dem Heiligen Abend publik? Wie kam er an die Öffentlichkeit?

Wird Keller rausgeekelt?

Durch das Büro Oppermann? Das deutete der Schatzmeister des DFB, Stephan Osnabrügge, in einer Mail gegenüber mehreren DFB-Adressaten an. Von dort erreichte die Nachricht die Compliance-Abteilung und schließlich den Nachfolger des im Oktober verstorbenen Oppermann: Bernd Knobloch. Der zeigte sich bestürzt über diese Darstellung und verwahrte sich dagegen. Er forderte Schatzmeister Osnabrügge zur Rücknahme von dessen Hinweis auf. Andernfalls solle er die Quelle für seine Behauptung nennen.

Osnabrügge gab klein bei, fühlte sich falsch interpretiert und bat um Nachsicht für eine unpräzise Formulierung. An die Quelle will er sich nicht erinnert haben. Auch Curtius meldete sich beim Vorsitzenden der Ethik-Kommission und teilte Knobloch seine Sicht der Dinge mit. Demnach soll sein Einverständnis, die Mithör-Affäre nach Unterredung und der Entschuldigung von Keller auf sich beruhen zu lassen, kein Grund sein, das Verfahren einzustellen.

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Knobloch verwies auf das Einvernehmen nach Oppermanns Gesprächen sowie auf die Rücknahme der Selbstanzeige. Damit war eine Eröffnung eines Verfahrens offenbar obsolet, auch die Unterrichtung der anderen Kommissionsteilnehmer. Das sieht selbst Knobloch so. Akte geschlossen. Bis kurz vor Weihnachten. Wer das Thema dann lancierte, ist nicht zu klären. Zweifelsfrei erkennbar ist allein der Schaden für Keller.

Es gibt weitere Indizien für den Versuch innerhalb der DFB-Führung, den Präsidenten in der Öffentlichkeit schlecht aussehen zu lassen; seit erkennbar wurde, dass Keller stärker als von vielen Funktionären erwartet, ins operative Geschäft eingreifen will. Zu den Attacken zählt auch der Umgang innerhalb der DFB-Delegation mit dem Präsidenten nach dem 0:6 der Nationalelf in Spanien und in der Kontroverse um Bundestrainer Joachim Löw. Das sportliche Debakel hat auch die Krise im DFB auf ihren Höhepunkt zugetrieben.

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