#Füllstande deutscher Erdgasspeicher sinken auf beinahe 40 Prozent
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„Füllstande deutscher Erdgasspeicher sinken auf beinahe 40 Prozent“
Die Erdgasspeicher in Europa leeren sich. In Deutschland liegt der Füllstand noch knapp oberhalb von 40 Prozent, was aber viel niedriger als in den Vorjahren zu dieser Jahreszeit ist. Wie lange das reicht, hängt von der Temperaturentwicklung und weiteren Lieferungen ab. Doch angesichts des Ukraine-Konflikts wirft der niedrige Erdgasvorrat die Frage auf, wie abhängig Deutschland vom russischen Erdgas ist. Vorbereitet scheint die Energieversorgung kaum darauf zu sein, dass ein Hauptlieferant ausfallen kann.
Das besorgt auch Markus Krebber, den Vorstandsvorsitzenden des Energieversorgers RWE. Damit sich Deutschland künftig besser aufstellt, spricht er sich für eine staatliche Gasreserve aus. „Das kann in Richtung einer staatlichen Bevorratung gehen wie beim Erdöl“, sagte Krebber im F.A.Z.-Gespräch. Eine andere Möglichkeit sei eine in andern Ländern schon übliche gesetzliche Vorgabe, „dass Gasversorger ihre Lieferverpflichtungen zu bestimmten Anteilen durch langfristige Kaufverträge oder Einspeicherungen absichern müssen“. Bei einer weiteren Eskalation des Konflikts um die Ukraine sei auf jeden Fall mit noch höheren Preisen zu rechen. Ein Komplettausfall der russischen Lieferungen wäre laut Krebber „nur für sehr kurze Zeit überbrückbar. Vielleicht einige Wochen“.
Vor zwei Wochen waren die Erdgasspeicher in Europa noch etwa zur Hälfte gefüllt. Seither nimmt der Bestand ab. Die Speicher in Deutschland hatten am 23. Februar einen Füllstand von 41 Prozent. In den Vorjahren waren es an diesem Tag 51 Prozent, 89 Prozent und 66 Prozent. Ähnlich sieht es für Europa aus: In der EU lag der Speicherfüllstand am 23. Februar bei 42 Prozent. In den Vorjahren waren es 57 Prozent, 76 Prozent und 57 Prozent.
Abhängig vom Erdgas
Der RWE-Chef sagte, dass die Sicherheit der deutschen Stromversorgung nach dem Atom- und Kohleausstieg am Erdgas hänge: Wenn Wind und Sonne nicht genug Strom lieferten, „haben wir noch eine ganze Reihe von Jahren keinen anderen Energieträger als Gas.“ Deshalb müsse sich Deutschland in der Gasversorgung breiter aufstellen und den Zugang für Flüssiggas (LNG) durch einen eigenen Importhafen verbessern. „Wir sind auf Terminals in Belgien, Holland oder Polen angewiesen, aber die Kapazitäten reichen nicht aus“. Politische Unterstützung sei schon deshalb gefragt, weil Importhäfen künftig auch für die Einfuhr von grünen Energien wie Wasserstoff oder Ammoniak benötigt würden. Deutschland werde Energieimportland bleiben und brauche dafür eine eigene Importinfrastruktur.
Die Hälfte der Haushalte hierzulande heizt mit Erdgas. Auch viele Industriebetriebe sind auf Erdgas angewiesen. Ein Ausfall der Lieferungen hätte hier Folgen. Die Europäische Kommission bereitet sich mit Hochdruck seit mehreren Monaten auf den Ernstfall vor. Beim EU-US-Energierat Anfang Februar sollen Energiekommissarin Kadri Simson und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell mit den Amerikanern auch darüber sprechen, wie eventuelle Engpässe durch die Lieferung von Flüssiggas aus den USA und anderen Ländern ausgeglichen werden können. Die EU bezieht 40 Prozent ihres Gases aus Russland.
Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 2: Hier in Lubmin soll eines Tages Erdgas aus Russland ankommen.
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Bild: dpa
Dennoch rechnet in der Kommission momentan niemand damit, dass Russland der EU den Gashahn vollständig abdrehen könnte – auch wenn mancher Kommissar aus Osteuropa die Lage skeptischer beurteile als andere, wie es in Brüssel heißt. Letztlich werde der russische Präsident Wladimir Putin vor einem solchen Schritt schon zurückschrecken, weil das unweigerlich das Ende von Nord Stream 2 bedeuten würde.
Immer wieder Angst
Dass Russland bereit ist, Gaslieferungen an die EU zu reduzieren, um seinen Zielen Nachdruck zu verleihen, hat Europa allerdings schon öfters gespürt. Insofern ist die aktuelle Lage ein Déjà Vu: Konflikte zwischen Russland und der Ukraine haben immer wieder die Gasversorgung der EU bedroht. Schon im Winter 2009 führte die Unterbrechung der russischen Gaslieferungen an die Ukraine auch zu Engpässen in der EU. Menschen froren damals.
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