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#Fünf Dinge, die an Spaziergängen nerven

Fünf Dinge, die an Spaziergängen nerven

1. Dass sie helfen

Sebastian Eder

2020 ist das Jahr, in dem wir alle zu Spaziergängern wurden. Was blieb uns auch anderes übrig? Bis zur Pandemie gab es für die meisten Menschen unter 70 wenige Beschäftigungen, die unattraktiver waren. Sonntags zum Spaziergang treffen? Ja, sehr gerne, sobald ich in Rente bin. Natürlich treffen sich auch jüngere Menschen draußen, sogar Jugendliche: zum Musik hören, Biertrinken, Leute abziehen, Skateboarden, Kiffen, oder was auch immer – aber doch nicht zum Spazierengehen! Was soll das auch bringen, gelangweilt durch die Gegend zu laufen? Tatsächlich versteht man erst im etwas höheren Alter (oder im Lockdown): Es bringt der Psyche sehr viel. Selbst wenn es währenddessen langweilig ist, später geht es einem besser. Langweilig bleibt es trotzdem.

2. Der Bewegungsradius

Selbst der Garten Eden hat das Potential, zum Gefängnishof zu werden. Das dachte ich mir kürzlich bei dem ichweißnichtwievielten Spaziergang durch den Park in der Nähe meiner Wohnung. Auch wenn der Bewegungsradius nicht durch Corona-Regeln eingegrenzt ist, haben die meisten Menschen doch wahrscheinlich zwei, drei, vielleicht auch vier feste Routen in der Nähe, auf denen sie während der Pandemie jeden Tag ihre Runden drehen. Klar, am Wochenende kann man zum Spazierengehen auch mal weiter raus fahren, aber doch nicht vor, nach und zwischen der Arbeit. Nein, zur Coronazeit gehören die immer gleichen Runden, bei denen sich eben auch der schönste Park irgendwann anfühlt an wie ein Gefängnishof. Kleiner Tipp: Ab und zu mal die Laufrichtung ändern. Aufregender wird es nicht.

3. Die Gesprächsfetzen

Wer als Spaziergänger etwas auf sich hält, geht in Darmstadt aufs Oberfeld. Wahrscheinlich hat jede Stadt solche Orte. Vor allem an Wochenenden ist dort bei gutem Wetter die Spaziergängerdichte so hoch, dass man sich mit kritischen Kommentaren über Wintersportler, die sich nicht an Abstandsregeln halten, zurückhalten sollte. Dafür kann man dort etwas machen, das sonst in Cafés Spaß macht: Leute beobachten und überlegen, was sie in dieser Konstellation zusammengebracht hat. In Lockdown-Zeiten findet ja alles beim Spaziergehen statt: Das erste Date, das Beziehungskrisengespräch, das Treffen ohne Gesprächsthemen mit der Großtante, das kleine Klassentreffen zur Weihnachtszeit. Was im Vergleich zum Café nervt: Wenn einem eine Gruppe Spaziergänger entgegenkommt, hört man immer nur winzige Gesprächsfetzen. Den Rest muss man sich denken. Oder man dreht unauffällig um. Ist ja sonst nichts los.

4. Die Gesprächsthemen

Deutlich langweiliger kann es werden, wenn man sich auf die Gespräche mit dem eigenen Spaziergangspartner konzentriert. In Coronazeiten ist das Motto ja frei nach Drake: No new friends! Selbst außerhalb des Hauses hält man den Kreis der Leute, die man trifft, am besten klein, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Und wenn man ehrlich ist, erleben die wenigsten Menschen im Moment genug, um jeden Tag eine Stunde lang neue, interessante Sachen zu erzählen. Ich kenne wenig gute Geschichten, die so anfangen: Heute Morgen, als ich nicht zur Arbeit gefahren bin …

Deswegen sollte man es beim Takt der Verabredungen nicht übertreiben: Trifft man sich erst nach einer Woche wieder, hat man vielleicht wenigstens eine neue Serie gesehen, über die es sich zu reden lohnt. Zur Not kann man sich gemeinsam Gedanken über eine wichtige Spaziergänger-Frage machen: Grüßt man andere Spaziergänger? Auch wenn sie einem im Sekundentakt entgegenkommen? Was ich beobachtet habe: Wenn man über das Darmstädter Oberfeld spaziert, grüßt fast niemand. Ist man aber nebenan im Wald unterwegs, grüßt auf einmal fast jeder. Wenn das kein Gesprächsstoff ist!

5. Die Dunkelheit

Ich erinnere mich noch gut an einen schönen Tag im Spätherbst: Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, am Mittag freute ich mich auf einen Spaziergang nach Feierabend. Aber als dann Feierabend war, merkte ich: Der schöne Tag ist schon lange vorbei, draußen herrscht dunkelste Nacht. Ich hatte keine Spätschicht, es war 17 Uhr. Spaziergänge helfen psychisch aber vor allem, wenn es hell ist. Der Mensch braucht Licht. Deswegen mache ich seit ein paar Wochen etwas vorher Undenkbares: Ich stelle mir einen Wecker, um vor der Arbeit spazieren zu gehen. Selten hat sich etwas falscher angefühlt – und gleichzeitig so gut getan.

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