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#Für Shell kommt es richtig dicke

Für Shell kommt es richtig dicke

Der niederländisch-britische Ölkonzern Shell gerät von immer mehr Seiten in Bedrängnis. Als neuester Gegenspieler tritt der aktivistische Aktionär Daniel Loeb mit seiner amerikanischen Gesellschaft Third Point auf. Er berichtet in der jüngsten Ausgabe seiner berüchtigten Quartalbriefe an Investoren, dass er in den vergangenen Monaten ein Anteilspaket an dem Ölkonzern aufgebaut habe – und fordert nun dessen Aufspaltung: im Kern in ein Unternehmen für fossile Brennstoffe und eines für erneuerbare Energien.

Die Nachricht kommt in derselben Woche, in welcher der größte Pensionsfonds der EU ankündigte, seine Shell-Aktien abzustoßen: ABP trennt sich von allen Öl-, Gas- und Kohlewerten einschließlich einem mehrere hundert Millionen Euro schweren Pakets an Shell. Der wichtigste niederländische Pensionsfonds mit Vermögenswerten in Höhe von 528 Milliarden Euro organisiert die Betriebsrenten für Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst sowie im Bildungswesen und hat Leuchtturmfunktion in der fünftgrößten Volkswirtschaft der EU – und als einer der zehn größten Pensionsfonds der Welt auch international.

Investor pocht auf Veränderung

Loebs Investmentvehikel Third Point ist einer jener aggressiven Investoren, die auf grundlegende Veränderungen in Konzernen pochen. Oft will Loeb, dass Unternehmen Sparten abstoßen oder sich gleich ganz aufspalten. In den Niederlanden etwa forderte er Entsprechendes vom Chemiekonzern DSM. Der ließ die Attacke zunächst an sich abperlen – hat sich aber inzwischen dennoch aufgeteilt. Aktivistische Aktionäre verfehlen ihre Wirkung zumindest indirekt selten – indem sie Gleichgesinnte im Aktionariat finden und mit ihrem kleinen Anteil als Katalysator wirken. Vorstände stoßen Geschäfte inzwischen oft genug schon aus vorauseilendem Gehorsam ab. Auch in Philips etwa war Third Point zwischenzeitlich eingestiegen. Ein entsprechender Medienbericht reichte damals – 2017 – schon, um den Aktienkurs in die Höhe zu treiben. Philips-Vorstandschef Frans van Houten gab kurze Zeit später im F.A.Z.-Gespräch an, keinen Dialog mit Third Point zu führen, und bekräftigte damals, die Verbrauchergerätesparte mit Bügeleisen, Staubsaugern und anderem zu behalten. Inzwischen ist sie verkauft, was von langer Hand geplant und auf den Druck des Kapitalmarkts zurückzuführen sein dürfte – wenn auch wohl nicht auf den eines einzelnen Investors.

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Shell befindet sich seit dem Jahr 2020 tief in der Defensive: In den Corona-Lockdowns gaben Ölpreis und Aktienkurs stark nach. Das Unternehmen mit Doppelsitz in Den Haag und London strich Arbeitsplätze und senkte zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg die Dividende – bei einem Papier, das, wie früher in Deutschland die großen Versorgerwerte, als klassisches Dividendenpapier auch für langfristig orientierte Privatanleger galt. Inzwischen steigert Shell wieder die Gewinnbeteiligung, über Aktienrückkäufe und über eine leicht angehobene Dividende, die aber auch jetzt weit unterhalb dem Vorkrisenniveau liegt.

Dazu kommt gesellschaftlicher Druck. Früher ein Teil des nationalen Stolzes, ist Shell wegen der CO2-Bilanz im Kerngeschäft mit Öl und Gas in seinem Ruf angekratzt. Die Umweltorganisation „Milieudefensie“ errang im Mai einen aufsehenerregenden Teilsieg gegen den Konzern: Das Bezirksgericht in Den Haag ordnete an, Shell müsse seine Nettoemissionen bis 2030 um 45 Prozent senken und damit stärker als nach den bisherigen eigenen Plänen. Im Juli ging Shell in Berufung. Vorstandsvorsitzender Ben van Beurden teilte am Donnerstag zur Quartalsbilanz mit, die Ziele würden verschärft. Jetzt sollen die Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2016 um 50 Prozent sinken. 2050 sollen sie null erreichen.

Shell will „grüner“ werden

Das Geschäftsmodell insgesamt steht zur Diskussion. Der Anteil der gemeinhin als „grün“ bezeichneten Energien soll steigen. Im September kündigte das Unternehmen an, eine Biokraftstoffanlage am Industriestandort Pernis in Rotterdam zu bauen, eine der größten ihrer Art in Europa. Dagegen hat die Aktiengesellschaft größere Geschäfte mit fossilen Brennstoffen verkauft.

Third Point argumentiert, Shell könne aufgrund divergierender Interessen der verschiedenen gesellschaftlich-wirtschaftlichen Teilhaber („Stakeholder“) keine schlüssige Strategien für beides gleichzeitig verfolgen: für die herkömmlichen und die neuen Geschäfte. „Shell scheint sentimental an seinem ‚superwichtigen’ Erbe zu hängen“, schreibt Loeb. Shell wies das Ansinnen zurück. Es könnte zwar unter finanziellen Gesichtspunkten überzeugend sein, würde im wirklichen Leben aber nicht funktionieren, sagte Finanzchefin Jessica Uhl bei der Vorstellung der Quartalsbilanz. Van Beurden machte geltend, die Strategie von Shell sei schlüssig und werde von der Mehrheit der Anteilseigner gut verstanden.

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