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#Fürchte dich, Christian Drosten!

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Fürchte dich, Christian Drosten!

Fürchte dich, Christian Drosten! Die Frankfurter Stadtpolitik könnte künftig einen Podcast produzieren, der deine Streamingzahlen in den Schatten stellt. Sieben oder acht Stunden spannendes Polit-Entertainment der brillantesten Reden, originellsten Zwischenrufe, peinlichsten Versprecher. Anträge, Tagesordnungspunkte, Sachstände und Beschlussausfertigungen. Ein Audio-Parforceritt, dramaturgisch auf höchstem Niveau, rhetorisch stets Sous vide für die Ohren – politische Gourmetküche für daheim.

Der an sich schiefe Vergleich passt hier bestens, denn der Vorschlag der Gartenpartei, die siebenstündige Stadtverordnetensitzung künftig als Audiodatei ins Netz zu stellen, ist wie Sous vide, also Garen unter Vakuum. Er klingt gut, muss aber gekonnt umgesetzt sein. Oder auch: Kann man machen, muss man aber nicht.

Dabei ist der Grundgedanke hinter dem Antrag der Gartenpartei, die stets ein feines, wenn auch gelegentlich unfreiwillig komisches Gespür für Entertainment hat, nicht falsch: Politik soll transparent und verständlich sein. Zwar werden die Stadtverordnetenversammlungen donnerstags ab 16 Uhr livege­streamt, aber welcher Arbeitnehmer kann es sich dann schon leisten, vor dem Rechner oder am Smartphone zuzuhören? Wäre es da nicht besser, das Mammutwerk im Nachhinein zu genießen, vielleicht bei einem Glas Wein oder am Kaminfeuer?

Die Wahrheit erdet: Das würde sich kein Mensch anhören. Und wenn, wären das nur ein paar wenige Enthusiasten ohne größere Sozialkontakte. Selbst die Stadtverordneten bleiben nicht die ganze Zeit an den Lippen der Redner kleben, sondern klönen, je länger der Abend, im Vorraum oder in der Schlange zum Kiosk. Viele Sitzungen ziehen sich wie Kaugummi. Zudem, die Stadtverordnetenversammlung ist nicht der Bundestag, und selbst dessen Übertragungen im Netz sind keine Blockbuster. Im Falle des Stadtverordnetenpodcasts können sich Jan Böhmermann, Markus Lanz und Barbara Schöneberger also getrost zurücklehnen – da erwächst keine Konkurrenz.

Nur, lohnte sich der Aufwand überhaupt? Die Profis der Gartenpartei meinen: ja. Schließlich liege die Audiodatei dem Präsidium vor, der Schritt, sie ins Netz zu stellen, sei deshalb leicht. „Ein Podcast wäre geschaffen.“

Podcaster beißen in den Poppschutz

Just in diesem Moment, da sie diesen Satz lesen, beißen Hunderte Profi-Podcaster in den Poppschutz ihres Mikrofons. Denn natürlich ist ein gut gemachter Podcast richtig Arbeit, er braucht einen Spannungsbogen, pointierte O-Töne und professionelle Sprecher. Im Magistrat, der diesen Antrag jüngst bewerten musste, herrscht glücklicherweise mehr Sachverstand: Für die Nutzer wäre es „augenscheinlich unattraktiv“, die ungeschnittene Stadtverordnetenversammlung über sich ergehen zu lassen. Das sei nur denkbar, wenn die Reden „gegliedert nach Tagesordnungspunkten“ zu hören seien. Das klingt auch nicht gerade sexy, trifft aber den Punkt: Denn pro Sitzung wären mehr als 70 Reden zu schneiden und einzeln hochzuladen – und dann hätte man keinen Podcast, sondern nur einen Wust an Reden. „Die hierzu notwendigen Personalkapazitäten stehen aktuell nicht zur Verfügung.“ Wer hätte gedacht, dass man sich über Personalmangel freuen kann?

Außerdem sei es kritisch, so der Magistrat, wenn sich die ehrenamtlichen Politiker dereinst ihre Versprecher vorhalten lassen müssten, die dann für alle Ewigkeit im Netz konserviert seien. Darüber lässt sich streiten, denn wer sich in die Stadtverordnetenversammlung begibt, preist eine gewisse Öffentlichkeit ein – und darf nicht nur austeilen, sondern muss auch einstecken können. Doch die Gartenpartei will ohnehin mehr erreichen und das ganz große Rad drehen, indem der Podcast bei der „zunehmenden Entfremdung zwischen Bevölkerung und Stadtverordneten/Magistrat leicht Abhilfe“ schaffen könnte. Ach, wenn das – wie das Podcastmachen – so einfach wäre. 

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