Nachrichten

#Schwitzen und Schweigen

Inhaltsverzeichnis

Schwitzen und Schweigen

Für die Bauern in den Alpen waren die vornehmen Badeorte Europas einst unerreichbar, doch auf den Segen des heilenden Wassers mussten sie nicht verzichten. Überall in den Bergen gab es früher einfache Badeanstalten, meist aus rohen Baumstämmen gezimmerte Hütten, errichtet an Stellen, an denen mineralhaltige oder heiße Quellen sprudelten. Die Wirkung dieses Wassers, das sich dank des langsamen Versickerns im steinigen Boden mit gesundheitsfördernden Stoffen angereichert hatte, kannten schon die Römer. In den Alpen schlugen die Legionäre ihre Lager am liebsten dort auf, wo sie Thermalquellen nutzen konnten. Später entstanden an den Quellen die Bauernbäder, die bis weit ins zwanzigste Jahrhundert hinein in Betrieb waren. Als dann auch auf dem Land die Plumpsklos von modernen Nasszellen abgelöst wurden, verschwanden sie eines nach dem anderen. In Osttirol hat ein einziges überlebt: das Aigner Badl in Abfaltersbach.

Das Badl ist ein Ensemble aus schindelholzgedeckten Blockhütten mit Jausenstation an einem Hang über der Talsohle, durch die sich die Drau schlängelt. Ein paar Hundert Menschen leben in Abfaltersbach, zwei gotische Kirchtürme kratzen am Himmel. Hotels gibt es keine, dafür viel Wald und Wiesen, auf denen Kühe weiden. „Kopf einziehen! Vor Jahrhunderten waren die Menschen kleiner“, sagt Brigitte, als sie über eine Holztreppe zur Badekammer vorangeht und dabei mit der Hand auf einen mit Schaumgummimatten umwickelten Balken weist. Brigitte führt das Bad zusammen mit ihrer Tochter Anna, die einen Sohn der Familie Aigner geheiratet hat; ihr gehört das Etablissement fast seit Menschengedenken. Zweihundertfünfzig Jahre alt sind die wettergeschwärzten Holzbalken, aus denen das Badl gezimmert wurde. Anfang der Neunzigerjahre drohte es zu verfallen, wurde rechtzeitig renoviert und steht heute unter Denkmalschutz.

Kegeln und Schießen als Zeitvertreib

„Ich bin das Mädchen für alles“, sagt Brigitte. Mit einer Borstenbürste reinigt die Seniorchefin die lärchenen Wannen, die auf Holzklötzen in den niedrigen Kammern stehen. Brigitte ist eigentlich längst in Rente, „aber wie sollte das hier sonst funktionieren?“. Es gebe Leute, die hygienische Bedenken wegen des Lärchenholzes hätten, und es stimmt ja, glänzende Chrombäder gibt es hier nicht. „Lärchenholz ist aber weit sauberer als etwa Plastik“, beruhigt die Chefin, es sei wissenschaftlich bewiesen, dass das Holz ein bakterienabtötendes Harz ausscheide. „Am Ende bleibt es Kopfsache“, sagt Brigitte und fügt mit resolutem Ton hinzu, dass Seifen und Shampoos im Badl genauso verboten seien wie Putzmittel. „Bürsten und Schwemmen – beides gründlich.“ Brigitte kümmert sich auch um die Kalzium-Sulfat-Mineralquelle, die hundert Meter oberhalb der Badlhütte aus dem Hang sprudelt. Jedes Frühjahr, bevor der Betrieb losgehen kann, müssen die Einfassungen von Schwefelablagerungen sowie Sand und Schotter gereinigt werden, so verlangt es das Landessanitätsamt.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!