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#Gärtnerglück aus einem Guss

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Gärtnerglück aus einem Guss

Wer Trends liebt, hat vielleicht eine in Pink oder die hellblaue. Die der Großmutter war vermutlich grün, aber sie hatte ja nicht nur eine, sondern eher in jeder Ecke eine; die kleinere auf der Fensterbank, dann eine auf der Terrasse und natürlich noch ein Exemplar im Garten. „Manchmal fragen wir uns auch, wer denn noch eine neue Gießkanne braucht“, sagt Pascal Lippert und lacht. 120 Millionen bunte Kunststoffgießkannen hat die Geli GmbH, die er und seine Schwester Nadine in ein paar Jahren führen werden, seit den 1960er Jahren schon unters Volk gebracht – und die Nachfrage reißt nicht ab. Die Geli-Gießkanne ist ein ähnlich weitverbreitetes Produkt wie Tempo-Taschentücher, TesaFilm und Aspirin-Tabletten. Nur dass sich in ihrem Falle der Gattungsbegriff und nicht der Markenname durchgesetzt hat.

Und so wissen meist nicht einmal passionierte Gärtner, welche Geschichte hinter ihrem unentbehrlichen Wasserträger steckt – und dass er aus dem Rhein-Main-Gebiet stammt. Es war der Großvater von Nadine und Pascal Lippert, der diese Design-Ikone für den Alltagsgebrauch mit seinem Bruder entwickelt hat. Die Gebrüder Lippert hatten ihr Unternehmen 1949 in Alzenau, also im bayerischen Teil des Rhein-Main-Gebiets, gegründet und fertigten zuerst Haushaltsgegenstände aus Blech: Brikettschütten, Bettpfannen, Gießkannen. Ihre erste Werkstatt war eine Garage im Ortsteil Kälberau, wenig später zog die Geli Gebrüder Lippert GmbH an einen größeren Standort in den Ortsteil Michelbach um.

Dort wird bis heute produziert, die Lippert-Familie ist stolz darauf, nicht wie andere mit der Produktion ins Ausland gezogen zu sein. Allerdings ist längst Kunststoff das Material, mit dem sich Geli zu einem der wichtigsten deutschen Produzenten für Gartenartikel entwickelt hat. Dank der Gießkanne. Die brachten die Brüder erstmals 1961 auf den Markt, keinem vor ihnen war es gelungen, das Gebilde mit Henkel und Schütte aus einem Stück im Spritzgussverfahren zu fertigen. „Die Gießkanne ist eine der kompliziertesten Blasformen“, sagt Junior Pascal Lippert, der für das Produktdesign zuständig ist. Schwester Nadine steuert das Marketing. Als ein farbiges Stück Schlauch geht das Material in die Maschine, als fertige Kanne kommt es am anderen Ende wieder raus. Wenn alles rundläuft, entstehen so drei Stück in jeder Minute, rund vier Millionen Kannen sind es im Jahr. Da kommen Blumentöpfe, Balkonkästen und Untersetzer, die Geli ebenfalls produziert, kaum hinterher. Dabei sind auch sie eine Marktmacht. Es gibt kaum einen deutschen Bau- oder Gartenmarkt, der das Sortiment nicht mit Geli-Produkten abdeckt.

Zwei Generationen, drei Hobbygärtner: Thomas Lippert (Mitte) bewirtschaftet einen richtig großen Garten, Tochter Nadine zieht Pflanzen auf dem Balkon, Sohn Pascal ist ein Spezialist für Kräutergärten.


Zwei Generationen, drei Hobbygärtner: Thomas Lippert (Mitte) bewirtschaftet einen richtig großen Garten, Tochter Nadine zieht Pflanzen auf dem Balkon, Sohn Pascal ist ein Spezialist für Kräutergärten.
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Bild: Lucas Bäuml

Gerade im Frühjahr werden die Produkte tausendfach verkauft. Und so schmelzen die grünen, roten und gelben haushohen Stapel aus Gießkannen, die im Laufe des Winters im 2003 eröffneten Lager im nahen Freigericht-Bernbach aufgetürmt wurden, wieder ab. Mit jeder Lieferung, die die Mitarbeiter für die Kunden aus einer Palette von 5000 verschiedenen Produkten zusammenstellen, leeren sich die riesigen Regale, in denen Töpfchen für zarte Orchideen stehen und Kübel, die so groß sind, dass sich Kinder darin verstecken können. Um genug Ware für eine Saison ausliefern zu können, wird teilweise im Drei-Schicht-Betrieb produziert, mehrmals täglich bringt ein Lkw neue Ware aus Michelbach ins Lager.

Rohstoffe werden immer teurer

Noch schneller müssen Produktion und Auslieferung gehen, seit die Corona-Pandemie die Deutschen zum Daheimbleiben zwingt. Die Mehrheit pflanzt, was das Zeug hält – und kauft dafür eifrig Pflanzgefäße und Gießkannen. Trotzdem sagt Thomas Lippert, der gemeinsam mit seinem Cousin Günter offiziell die Geschäfte führt und sie in ein paar Jahren seinen Kindern überlassen will: „Das ist die verrückteste Zeit, die ich je im Unternehmen erlebt habe.“

Im Frühling 2020, als alle Läden schlossen, hatten die Lipperts noch die Produktion zurückgefahren, ihre Leiharbeiter entlassen und sich auf harte Zeiten eingestellt. Doch dann stürzten sich die Deutschen förmlich auf ihre Gärten und Balkone und bestellten die Töpfe notfalls im Internet, um nur weiter Pflanzen züchten zu können. Freunde und Verwandte, erzählt Nadine Lippert, hätten sie als Helfer eingespannt, um die unerwartet hohen Bestellmengen pünktlich auszuliefern. Die Zeiten könnten also besser nicht sein – wäre da nicht das andere Ende der Kette. Kunststoff ist zu einem knappen Gut geworden, „man muss nehmen, was man kriegen kann“, sagt Pascal Lippert. Und man müsse zahlen, was die Lieferanten verlangen. Mindestens doppelt so viel wie vor einem Jahr, unabhängig davon, ob das Granulat aus neuem oder recyceltem Kunststoff besteht. Viel Arbeit bedeute eben noch lange nicht viel Gewinn, mahnt Lippert senior. Er hält sich im Gespräch sichtlich an seinen Vorsatz, den Kindern Raum in der Firma zu geben und nicht als Patriarch alles vorzugeben. Er habe sie nie dazu gedrängt, bei Geli einzusteigen. Den Reiz des Familienunternehmens hätten die Geschwister von allein erkannt.

Und auch die Entwicklungsperspektiven haben sie gefunden. Recycling und ressourcenschonende Produktion sind für den Mittelständler zwar keine neuen Anforderungen, aber das Thema ist auch hier stärker in den Fokus gerückt. Fürs Marketing nutzt Nadine Lippert die Fortschritte bislang zurückhaltend. „Wir verarbeiten mehr Recyclingmaterial, als auf den Produkten draufsteht“, sagt Nadine Lippert. Aber die Menge an verfügbarem Recyclinggranulat schwanke. „Und wir wollen nichts versprechen, das wir dann nicht halten können“, sagt sie.

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