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#Gedanken zum Klimawandel – und eine Studie in Nature – Quo Vadis

Gedanken zum Klimawandel – und eine Studie in Nature – Quo Vadis

Die Frage, wie wir mit dem Klimawandel umgehen sollen, wurde schon unzählige Male erörtert, zuletzt hat Florian bei Astrodicticum Simplex eine interessante Serie dazu geschrieben. Ende Juli 2017 erschien in Nature eine Studie, die unter anderem die Wahrscheinlichkeit, dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden (im Wesentlichen 2 K Erwärmung bis zum Jahr 2100), mit 5 % taxiert. Einen Teil meiner bescheidenen Gedanken zum Klimawandel möchte ich mit Euch teilen.

Aus naturwissenschaftlicher Sicht gibt es an der Frage, ob sich mit steigender Kohlenstoffdioxidkonzentration die Erdatmosphäre erwärmt keine Zweifel mehr. Fourier hat den Effekt entdeckt, Ahrenius hat ihn beschrieben und schon die ersten rechnerischen Klimamodelle aus den 1970er Jahren sind erstaunlich nahe an der Wirklichkeit. Dass der seit vielen Jahrzehnten beobachtbare und zumindest seit vielen Tausend Jahren beispiellose Anstieg der Konzentration durch Verbrennen fossiler Energieträger bewirkt wurde, lässt sich ebenfalls messen. Der Theoretische Hintergrund des beobachteten Temperaturanstiegs und seines Zusammenhangs mit der Emission von Treibhausgasen ist so gut abgesichert, dass schon etwas Außergewöhnliches gefunden werden müsste, um ihn zu erschüttern – etwas wirklich Außergewöhnliches.

So weit so gut so bekannt.

Aus dem Klimawandel ergeben sich ein paar heute schon beobachtbare Konsequenzen: Gletscher ziehen sich zurück, die arktische Meereisbedeckung sinkt, antarktisches Eis taut ab, mit der Zeit steigt der Meeresspiegel, die Meere werden saurer, Zugvögel überwintern hier, statt auszufliegen, usw.

Es ist nicht zu spät, die weitere Erwärmung aufzuhalten, aber die internationalen Verhandlungen sind dazu zu halbherzig und dauern zu lange, die resultierenden Verträge stehen in der Wirklichkeit bestenfalls unter der Ägide “Nice to have if achievable”. Ich hoffe zwar auch das beste, aber ich erwarte ehrlicherweise nicht allzu viel. Menschen können zwar erstklassig mit akuten Katastrophen umgehen und sie mittlerweile auch einigermaßen gut antizipieren, wenn sie kurze Zeiträume betrffen, aber sie sind miserabel auf langen Zeiträumen. Vor dem, was an einer Chemieanlage gefährlich ist, können wir uns mittlerweile ziemlich gut schützen – wenn wir gewillt sind, ein sauberes Risikomanagement zu installieren (in der Regel ist das der Fall). Wir haben aus Katastrophen gelernt, die tatsächlich eingetreten sind. Beim Klimawandel können wir uns diesen Luxus nicht leisten. Wir sind uns zwar sehr sicher, wie sich das Klima vergangener Zeiten entwickelt hat und können mindestens ein großes Massenausterben damit in Verbindung bringen, aber wir haben es noch nichts selbst erlebt. Und das ist die krux. Man mag davon halten was man will, aber viele Menschen müssen tatsächlich die Herdplatte anfassen um sich auch nur dafür zu interessieren, ob sie heiß ist. Und wenn sie die Frage an das Kind, das nach ihnen kommt auslagern können, interessiert es sie mal gleich gar nicht. Dieses ganz reale Desinteresse für die weit entfernte Katastrophe – und sei sie noch so wahrscheinlich – ist ein Wesenszug vieler Menschen. Man muss dafür kein Industriekapitän oder Politiker sein. Das berühmte kalkulierte Risiko eingehen, “Wird schon schief gehen” sagen, Wagen um vielleicht zu gewinnen – das hat jeder schon mal im Kleinen getan und andere tun es leider auch im Großen.

Ein Problem mit dem Klimawandel ist, dass seine wirksame Eindämmung drastisch die Chance vieler Menschen in Schwellenländern auf ein besseres Leben senkt. Diese Leute sind hier und jetzt arm. Nicht erst in Hundert Jahren. Sie verhungern hier und jetzt oder sterben an Krankheiten und Verletzungen, denen mit moderner Medizin abzuhelfen wäre. Sie wissen um den persönlichen Wohlstand in der ersten Welt und welche Möglichkeiten sich dadurch für den Einzelnen bieten: Mit dem Auto ist man frei, überall hinzufahren. In einem festen Haus ist man vor der Witterung, Tieren und anderen Menschen geschützt. Mit einem Smartphone kann man spielen, kommunizieren, sich die Zeit vertreiben. Diesen Wohlstand haben sich in Europa und Nordamerika breite Bevölkerungsschichten erarbeitet und in China wird diese Schicht immer größer. Indien wird vielleicht das nächste Land sein, dessen Bevölkerung eine realistische Chance auf einigen Wohlstand hat und Afrika mit seinen fast 2 Milliarden Menschen kommt in diesem Bild noch gar nicht vor. Die werden sich ihr Stück vom Kuchen nehmen, wenn sie können. In allen Industrieländern führte der Weg nach oben zunächst durch eine lange Phase massiver Umweltbelastung. Die Kosten des Umweltschutzes wurden erst wahrgenommen, als die Gesellschaften reich genug dafür waren. Ich wüsste nicht, warum die andern vier oder fünf Milliarden Menschen, die noch nicht in diesem Wohlstand leben, es anders machen sollten.

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