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#Geld spielt (fast) keine Rolle

Geld spielt (fast) keine Rolle

Bei keinem anderen Klub der Premier League klafft eine größere Lü­cke zwischen Anspruch und Wirklichkeit als bei Newcastle United. Seit im vergangenen Oktober der Staatsfonds Saudi-Arabiens (PIF), hinter dem Kronprinz Mohammed bin Salman steht, die Mehrheit an dem Klub übernommen hat, träumen Umfeld und Fans im hohen Nordosten Englands von glorreichen Zeiten, dem Gewinn der Meisterschaft und der Champions League sowieso. Und das nicht ohne Grund: Der wegen Saudi-Arabiens miserabler Menschenrechtslage heftig kritisierte Eigentümerwechsel hat Newcastle praktisch über Nacht zum vermutlich reichsten Fußballklub der Welt gemacht.

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Doch im Hier und Jetzt steht der Verein in der Tabelle der Premier League auf dem vorletzten Platz und schwebt in akuter Ab­stiegsgefahr. Und in dieser Woche steht ein möglicherweise richtungweisendes Duell auf dem Programm: An diesem Dienstag (20.45 Uhr bei Sky) misst sich die Mannschaft mit dem FC Everton, der seinerseits nur knapp oberhalb der Abstiegszone steht und mit dem neuen Trainer Frank Lampard das Schlimms­te verhindern will.

Für Newcastle ist das Spiel außerdem der erste Realitätscheck nach dem Ende des Winter-Transferfensters, in dem sich der Klub mit fünf Zu­gängen verstärkt hat. Die Ausgaben belaufen sich auf 85 Millionen Pfund (rund 100 Mio. Euro), könnten durch erfolgsabhängige Bonuszahlungen aber noch steigen. Zur Einordnung: Insgesamt haben die 20 Klubs der Premier League im Winter 295 Millionen Pfund ausgegeben.

Mit Sinn und Verstand

Mit einer solchen Transferoffensive war zu rechnen gewesen. Schließlich will das Eigentümerkonsortium um die Unter­nehmerin Amanda Staveley, die Im­mo­bilien­investoren Reuben Brothers und den PIF, der 80 Prozent des Geldes einbringt, sein Asset im nächsten Jahr nicht in der zweitklassigen Championship wiederfinden. Wo­mit dagegen nicht unbedingt zu rechnen war, ist, dass Newcastle sich durchaus mit Sinn und Verstand verstärkt hat.

Der rechte Verteidiger Kieran Trippier kam für 12 Millionen Pfund von Atlético Madrid, Innenverteidiger Dan Burn für 13 Millionen von Brighton & Hove Albion und für die linke Abwehrseite Matt Targett auf Leihbasis von Aston Villa. Für den Stürmer Chris Wood bezahlte Newcastle 25 Millionen an den FC Burnley, und der teuerste Transfer ist der defensive Mittelfeldspieler Bruno Guimarães, für den Olympique Lyon anfänglich 35 Millionen Pfund erhält.

Trippier war Teil der englischen Nationalmannschaft, die vergangenen Sommer bei der Europameisterschaft bis ins Finale vordrang. Er kennt die Premier League und hat seit 2019 bei Atléticos defensiv orientiertem Trainer Diego Simeone sein Handwerk verfeinert. Er wurde einmal spanischer Meister. Burn war Stammspieler in Brighton, das in der Tabelle deutlich besser gestellt ist, doch für ihn war der Wechsel zu seinem Kindheitsverein Newcastle eine Her­zensangelegenheit.

Stürmer Wood wur­de geholt, um den verletzten Callum Wilson zu vertreten – und zweifellos auch, um den Tabellenletzten Burnley zusätzlich zu schwächen. Und Topzugang Guimarães kommt mit den besten Empfehlungen aus Frankreich, wo er sich in zwei Jahren als technisch stark und auch als potentieller Führungsspieler erwiesen hat. Brasiliens Nationaltrainer Tite verglich den 24-Jährigen einmal mit Kevin De Bruyne.

Im Sommer geht es erst so richtig los

„Newcastles Strippenzieher waren fleißig, und es gibt keinen Zweifel, dass sie den Kader mit den Verpflichtungen in der Tiefe verstärkt haben“, schrieb die BBC in einer Analyse. Die große Frage sei nun, ob die Neuen auch auf Anhieb gut genug seien, um den Klub in der Premier League zu halten. Angesichts der Preise, die Newcastle be­zahlt hat, wäre der Abstieg umso blamabler. Um Guimarães sollen sich auch an­­dere Klubs bemüht haben, bei ihm war ein hoher Preis also zu erwarten. Aber Brightons Trainer Graham Potter etwa sagte über den Abgang von Burn, er habe den Innenverteidiger zwar nicht verkaufen wollen, aber das Angebot für den bald 30-Jährigen sei einfach zu gut gewesen, um es abzulehnen.

Noch deutlicher wurde Newcastles Geld-spielt-keine-Rolle-Attitüde beim Stürmer Wood, für dessen Wechsel der Klub gemäß einer vertraglich festgelegten Ausstiegsklausel 25 Millionen Pfund auf den Tisch legte, obwohl sein geschätzter Marktwert nur rund ein Fünftel dieser Summe beträgt. Er habe von der Klausel in seinem Vertrag zwar gewusst, zeigte sich selbst Wood verblüfft: „Aber ich denke nicht, dass irgendjemand glaubte, dass jemand jemals davon Gebrauch machen würde.“ In 23 Einsätzen hat der 30 Jahre alte Mittelstürmer in dieser Saison drei Tore geschossen.

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In anderen Fällen spielte das Geld dann doch eine Rolle. Newcastle hätte gern noch weitere Spieler verpflichtet – Sven Botman von OSC Lille und Diego Carlos vom FC Sevilla sollen Thema gewesen sein –, aber die Transfers scheiterten dem Vernehmen nach an exorbitanten Forderungen der ab­gebenden Vereine. Die Rede ist von einer „Newcastle-Steuer“, die manche Klubs bei entsprechenden Anfragen aus zwei Gründen einforderten.

Erstens braucht Newcastle Verstärkung, um die Klasse zu halten; zweitens verfügen sie seit der PIF-Übernahme über schier endlose Reich­tümer. Danach gefragt, ob es eine solche „Steuer“ gebe, sagte Trainer Howe: „Es gibt sie möglicherweise, um ganz ehrlich zu sein.“ Er glaube aber nicht, dass sich dieses Verhalten in Zukunft häufig wiederholen werde. Im Sommer sollen Newcastles personelles Aufrüsten und der Angriff auf die Elite richtig losgehen. Zuerst aber müssen sie den Abstieg zu verhindern.

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