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#Gegen die Stimmen der Arbeitnehmerbank: Thyssenkrupp erweitert Vorstand

Der Industriekonzern baut seinen Vorstand gegen die Stimmen der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat um zwei Mitglieder aus. Die Gewerkschaft sieht einen „Kulturbruch“.

Der Industriekonzern Thyssenkrupp erweitert seinen Vorstand von drei auf fünf Mitglieder. Das teilte das Unternehmen aus Essen am Mittwochabend mit. Allerdings kam es in der außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats davor zum Eklat: Denn die Bestellung von zwei neuen Vorstands-Mitgliedern wurde mit den Stimmen der Anteilseigner gegen die komplette Arbeitnehmerbank in dem Kontrollgremium entschieden.

Jonas Jansen

Wirtschaftskorrespondent in Düsseldorf.

Die Gewerkschaft IG Metall nannte das in einer Mitteilung einen „Kulturbruch in der Mitbestimmung“, zum ersten Mal in der Geschichte des Traditionskonzerns habe es so einen Vorgang trotz der geschlossenen Ablehnung der Arbeitnehmerseite gegeben. „Diese Zäsur wird Spuren hinterlassen und dem bislang ausgewogenen und konstruktiven Dialog im Aufsichtsrat dauerhaft Schaden zufügen“, teilte die Gewerkschaft mit. Es gebe kein Interesse an einem „belastbaren Miteinander“, hieß es.

Konzernumbau mit Hindernissen

Das ist vor allem vor dem Hintergrund des geplanten Teilverkaufs der Stahlsparte mit ihren fast 27.000 Mitarbeitern brisant und ist auch als Kampfansage gegen den Konzernumbau unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden Miguel Lopez zu sehen.

Harmonisch lief noch in der Aufsichtsratssitzung die Bestellung von Jens Schulte zum Nachfolger des scheidenden Finanzvorstands Klaus Keysberg. Schulte ist derzeit noch in gleicher Funktion für den Mainzer Glashersteller Schott tätig, zu Thyssenkrupp soll er der Konzernmitteilung zufolge „voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres“ stoßen, das bei Thyssenkrupp immer bis zum Ende September läuft. Keysberg hatte schon im September seinen Abschied angekündigt, Ende Juli läuft sein Vertrag aus. Auch die Arbeitnehmer stimmten für seinen geplanten Nachfolger.

Zwei Vorstände aus dem eigenen Haus

Zusätzlich zur Neuberufung steigen allerdings auch zwei Bereichsvorstände von Thyssenkrupp auf: Volkmar Dinstuhl, der zuletzt den Geschäftsbereich Multi Tracks geleitet hat, in dem unter anderem die zu veräußernden Geschäfte des Industriekonzerns gebündelt waren und der sich in dieser Funktion auch um M&A-Projekte gekümmert hat, rückt zum 1. Januar in den Vorstand auf. Unter seiner Organisation wurde unter anderem das Aufzuggeschäft für 17 Milliarden Euro verkauft und die Wasserstoff-Tochtergesellschaft Nucera an die Börse gebracht.

Dinstuhl soll den Bereich Automotive Technology leiten, das Segment Decarbon Technologies, das aus Multi Tracks entstanden ist und in dem vor allem Geschäfte zur grünen Transformation gebündelt sind, wird von Lopez selbst verantwortet, ebenso wie die Stahlsparte auf Vorstandsebene. Ebenfalls zum neuen Jahr rückt Ilse Henne in den Konzernvorstand auf, die derzeit den Werkstoffbereich Materials Services führt. Neben einer Verantwortung für Innovation und Cybersicherheit soll sie auch auf Konzernebene das Werkstoffgeschäft verantworten. Damit sollen im Vorstand die Portfoliobereiche nun stärker von einzelnen Vorstandsmitgliedern gesteuert werden.

„Verheerendes Signal“

Der Konzern rückt damit von der Struktur der früheren Vorstandsvorsitzenden Martina Merz ab, die Thyssenkrupp als „Group of Companies“ umgebaut hatte, in der die Geschäftsbereiche unter dem Dach einer Holding eigenständig waren. Das Projekt ist eng an den Umbau des neuen Vorstandschef Lopez geknüpft, es geht mit einem Effizienzprogramm namens „Apex“, das die Profitabilität des Konzerns verbessern soll und daher vielen im Unternehmen auch als das nächste Sparprogramm vorkommt. Nun bekommt die Zentrale wieder mehr Macht, als „radikale Kehrtwende“ bezeichnet das die Gewerkschaft und sieht ein „verheerendes Signal“.

Im vergangenen Geschäftsjahr (zu Ende September) musste Thyssenkrupp Milliarden auf das Stahlgeschäft abschreiben und ist dadurch in die Verlustzone gerutscht. Für den Teilverkauf verhandelt der Industriekonzern mit dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky über dessen Einstieg – allerdings haben sich die Verhandlungen zuletzt verzögert, der Investor soll vor Arbeitnehmervertretern deutlich gemacht haben, dass er keinen Zeitdruck sehe. Thyssenkrupp will außerdem das Werftengeschäft Marine Systems abspalten, für Teile des Anlagenbaus und der Automobilzulieferung werden schon länger Partner gesucht.

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