#Geniale Amateure
„Geniale Amateure“
Warum gründet man ein Magazin wie „032c“ – und warum macht man es 20 Jahre später immer noch?
Als wir zu Beginn der Nullerjahre mit „032c“ anfingen, musste man in Berlin die Dinge noch nicht ernsthaft angehen. Zum einen, weil die Lebenshaltungskosten gering genug waren, aber auch aufgrund mangelnder Arbeitschancen. Ich verstand „032c“ zunächst als Fanzine, um die neue zeitgenössische Kultur, bestehend aus Mode, Kunst, Architektur und Politik, abzubilden. Für diese Art von Zeitschrift gab es in Deutschland nicht wirklich einen Markt. Alle, die damals versucht hatten, irgendwelche englischsprachigen Konzepte wie „The Face“ oder „I.D.“ ins Deutsche zu übersetzen, waren gefloppt. Der Moment, in dem ich feststellte: damit kann man ja Geld verdienen, der kam erst nach langer Zeit. Zwanzig Jahre klingen natürlich in einer Zeit, in der Leute alle zwei Jahre ihre Jobs wechseln, ätzend lang. Am Ende geht es mir aber ganz schlicht darum, etwas aufzubauen, was von Dauer ist. Klassisch deutscher Familienunternehmen-Vibe.
„032c“ ist mittlerweile eine Lifestyle-Marke inklusive eines von Maria Koch geleiteten Modelabels, dessen Stücke von NBA-Spielern, Influencern und Popstars getragen werden. Wirtschaftlich gesehen, ist das Modelabel stärker als die Zeitschrift und würde auch allein funktionieren. Warum druckt ihr dennoch weiter Zeitschriften?
Das Cover der Jubiläumsausgabe im titelgebenden Pantone-Farbton 032c
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Bild: 032c
Weil das hier einfach der beste Job ist, den es gibt. Was gibt es Schöneres, als „032c“ zu machen? Wir können jeden anfragen, den wir reizvoll finden, die meisten haben Interesse. Wir haben die nötigen Budgets, um das Magazin zu machen, was wir machen wollen. Das ist eine sehr angenehme Art zu arbeiten, die für mich eine kleine Utopie darstellt. Zudem ist das Magazin weiterhin der Motor, der alle unsere anderen Aktivitäten – seien es Beratungen, Ausstellungen oder unsere Mode – antreibt und ideologisch unterfüttert. Ich bin skeptisch, ob man rein digital eine Marke aufbauen kann. Denn wenn man den Strecker des Servers herauszieht, dann ist das alles futsch. Wohingegen dieses Magazin wie eine Art Flaschenpost funktioniert. Da taucht dann auf einmal ein drei Jahre altes Heft auf dem Coffee Table von irgendwelchen Leuten auf.
In Ihrer aktuellen Modekollektion beziehen Sie sich auf die Berliner Punkszene der Achtziger, auf die Künstlergruppe Die Tödliche Doris und den mit dieser verbundenen Selbstbeschreibung „Geniale Dilettanten“. Und auch in der Zeitschrift beharren Sie regelmäßig auf dem „Amateurtum“ als Arbeitsprinzip.
Das Amateurhafte ist meiner Meinung nach das Wichtigste an „032c“. Die Idee von do it yourself, einfach rauszugehen, etwas aus Leidenschaft zu tun und nicht darauf zu warten, dass jemand einem die Erlaubnis dafür gibt. Dass wir gesagt haben: Wir transformieren dieses Magazin jetzt zu einem Modelabel – und ja, wir wollen eigentlich das größte Modelabel werden, das aus Deutschland kommt –, das ist ja nichts, um das man gebeten wird oder bei dem einem irgendwer unter die Arme greift. Man macht es einfach.
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