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#Geplatzte Skispringer-Träume: Flüge mit Turbulenzen am Holmenkollen

Die Skispringer haben am Holmenkollen mit ständig wechselnden Bedingungen zu kämpfen. Und die gnadelose RAW Air verzeiht keine Fehler. Katharina Schmidt dagegen ist „im Flow“.

Und wieder geht es Schlag auf Schlag. Ein Wettkampf jagt den anderen – und das alles in Lauf- und Sichtweite. Wer hier oben am Holmenkollen live dabei sein will, muss geduldig sein. Die Eisenbahn ist proppevoll. Der Marsch der Zuschauer gleicht einem Pilgerzug. Der Fünfziger steht an. Das wichtigste Rennen im Skilanglauf. Der Klassiker. Gleich nebenan sind die Kombinierer um den alles und alle überragenden Jarl Magnus Riiber im Einsatz. Der Norweger ist mal eben locker 134,5 Meter gesprungen. Und die Spezialisten? Nehmen am Sonntag Abschied von Oslo. Die Reise geht weiter – und mit ihr die Hatz von Schanze zu Schanze. Hart, härter, RAW Air.

Zehn Tage, 16 Sprünge, kaum Zeit zum Pausieren. Zweimal wird geflogen – mit dem Flugzeug. An diesem Montag geht es nach Trondheim. Am Donnerstag zurück nach Oslo und von dort zum Monsterbakken nach Vikersund. Finale Flugtage auf der Schanze, auf der Stefan Kraft 2017 mit 253,5 Meter den bis heute gültigen Weltrekord aufgestellt hat.

„Die RAW Air bleibt gnadenlos“

Der Österreicher, dominierender Mann im Weltcup, ist auch bei der RAW Air bestens in Form. Den ersten Wettkampf in Oslo am Samstag hat er gewonnen. Es war der Tag, an dem die Träume der Deutschen mehr und mehr geplatzt sind. Andreas Wellinger, der Beste aus dem Sextett des Deutschen Skiverbandes (DSV), hatte nach der Qualifikation und den ersten beiden Wettkampfsprüngen in der RAW-Air-Gesamtwertung als Zwölfter schon 40,2 Punkte Rückstand auf den Führenden Daniel Huber. Die anderen? Weit abgeschlagen bei widrigen Witterungsverhältnissen. Rückenwind, Seitenwind, Aufwind – alles dabei. Und fast schon alles vorbei?

Die RAW Air ist gnadenlos und verzeiht keine Fehler. Jeder Sprung zählt. Bundestrainer Stefan Horngacher hat es seinen Leuten immer wieder ins Gedächtnis gerufen. Auch Thomas Juffinger, der Leitende Trainer der Skispringerinnen, weiß um die „echte Herausforderung“ der Tour. Flexibilität ist Trumpf. Nicht nur die skispringenden Männer und Frauen müssen sich an ständig wechselnde Bedingungen anpassen. Auch die Jury muss achtsam sein.

Am Samstag, als der Wind machte, was er wollte, war es eine große Herausforderung, für gerechte Verhältnisse zu sorgen. Wellinger und Co. schafften es zweimal die Schanze runter, die Frauen nur einmal. „Das war ein wilder Wettkampf“, sagte Katharina Schmid. „Ganz schön turbulent.“

Deutschlands beste Skispringerin, im vergangenen Jahr bei der Nordischen Skiweltmeisterschaft in Planica dreimal mit Gold für ihr großes Können belohnt, „hatte ein bisschen Glück, denn ich hatte einen sehr guten Sprung“, sagte sie in der Rückschau auf die Windlotterie am Holmenkollen, bei der sie Platz zwei belegte. Pech hatte Nika Prevc. Die Slowenin wurde als letzte Springerin immer wieder vom Bakken runtergeholt. Eine Hänge- und Nervenpartie. „Sie tat mir echt leid. Sie musste wirklich lange warten“, sagte Katharina Schmid. Die Gefühlslage der Oberstdorferin hätte am Samstag kaum besser sein können. „Ich freue mich mega, dass ich auf dem Podest stehen und Zweite werden durfte.“

Am Sonntag legte Katharina Schmid in der Qualifikation den Grundstock dafür, dass sie weiterhin in der RAW-Air-Gesamtwertung zu den aussichtsreichen Kandidatinnen gehört. Mit einem Sprung auf 122,5 Meter wurde sie Zweite.

Am Abend unter Flutlicht im Wettkampf landete sie, nach dem ersten Sprung auf 122,5 Meter noch in Führung liegend, auf Platz sechs. 117 Meter waren zu wenig, um den ersten Saisonsieg perfekt zu machen.

Sieg des Norwegers Johann Andre Forfang

Und die Männer? Sie absolvierten direkt nach den Frauen ihre Qualifikation für den nachfolgenden Wettkampf mit zwei weiteren Sprüngen. Und anders als noch am windigen Samstag kamen zunächst alle durch. Später dann das gewohnte Bild: Wieder war Wellinger der beste Deutsche. Beim Sieg des Norwegers Johann Andre Forfang, der sich vor Vierschanzentourneesieger Ryoyu Kobayashi und Kraft behauptete, wurde der Deutsche mit zwei Sprüngen auf 123 und 128,5 Meter Achter. „Das war ein gelungener Abschluss eines nicht einfachen Wochenendes“, sagte Wellinger der F.A.Z. und blickte optimistisch auf die kommenden Flugstunden an neuen Schanzen. „In Trondheim werden die Bedingungen, die Sprünge und Team Deutschland besser.“

Eines aber haben die Tage von Oslo auch ihm gezeigt: „Die RAW Air bleibt gnadenlos.“ Fakten? Karl Geiger verpasste als 35. ebenso den zweiten Durchgang wie der bisherige RAW-Air-Führende Huber (39.). Philipp Raimund wurde immerhin 16., gefolgt von Constantin Schmid (23.), Pius Paschke (25.) und Stephan Leyhe (30.). Im Gesamtranking liegt Wellinger als Neunter 59,7 Punkte hinter Spitzenmann Kraft.

Besser, viel besser läuft es für Katharina Schmid. Im Gespräch mit der F.A.Z. zeigte sie sich geradezu aufgeräumt. „Es geht mir richtig gut. Wenn man in einem Flow ist, fällt es von Tag zu Tag leichter.“ Die Allgäuerin im Flow? „Ja, ich komme wieder in den Flow. Es fühlt sich mehr nach Leben an. Ich habe ein sehr gutes Gefühl.“

Was nicht nur mit ihren konstanten Sprüngen, sondern auch mit den äußeren Bedingungen zu tun hat. Am Sonntag, bei dezenten Minusgraden, schneite es leicht am Holmenkollen. „Toll, dass endlich Winter ist“, sagte die Oberstdorferin. „Ich finde es schöner, so zu springen, als bei zehn Grad plus.“ In Trondheim, 500 Kilometer nördlich von Oslo gelegen, herrschen ähnliche Verhältnisse.

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