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#„Der Kardashian-Style kommt an sein Ende“

„Der Kardashian-Style kommt an sein Ende“

Frau von Boehm, herzlichen Glückwunsch! Nicole Kidman, die Sie in Kleiderfragen beraten, wurde für einen Golden Globe nominiert, als beste Schauspielerin in einer Fernsehserie für ihre Rolle in „The Undoing“. Heute Abend werden die Preise vergeben.

Alfons Kaiser

Alfons Kaiser

Verantwortlicher Redakteur für das Ressort „Deutschland und die Welt“ und das Frankfurter Allgemeine Magazin.

Danke. Ja, sie hat mich gleich aus Aus­tralien angerufen, wo sie jetzt während der Pandemie lebt und dreht, auch weil sie dort vor Corona sicherer ist. Ich freue mich natürlich schon deshalb, weil wir über die Arbeit zu Freundinnen geworden sind. Denn das Styling ist eine intime Angelegenheit, da kommt man sich nahe und kennt sich gut.

Und Sie arbeiten schon seit sieben Jahren für sie.

Genau. Die erste Saison war Cannes 2014, als ihr Film „Grace of Monaco“ zur Eröffnung des Festivals lief. Damals trug sie ein mehrlagiges schulterfreies blaues Kleid aus Spitze von Armani Privé.

Das stach so heraus, dass Kidman damals „Prinzessin von Cannes“ genannt wurde. Wäre ein solcher Look auch für die Golden-Globe-Verleihung an diesem Sonntag passend?

Ich denke nicht. Denn in Zeiten der Pandemie ist die Frage: Was kann oder sollte man jetzt anziehen? Ich habe ihr schon ein kleines Moodboard mit Eindrücken und Anregungen geschickt. Und ohne zu viel zu verraten: Es wird vermutlich kein Kleid mit einem Papagei auf der Schulter, sondern ein zurückgenommener Look. In diesen Zeiten ist Schlichtheit angesagt. Das Virus hat mich extrem demütig gemacht. Aber mein Stil war ohnehin nie so richtig laut, sondern eher subtil.

Für die Golden Globes würde das also bedeuten: eher Dior als Dolce & Gabbana, eher Armani als Gucci?

Ach, das sehen wir dann!

Jedenfalls sind die Celebrity-Abteilungen der Marken mit guten Ideen auf Sie zugekommen.

Ja, klar. Aber ich weiß meist schon so, was ich will. Ich habe meinen eigenen Kopf.

Wie wichtig sind dabei die aktuellen Modetrends?

Dem Trend folge ich nicht. Ich schaue mir an, was in der Welt los ist, wo die Schauspielerin im Leben steht, was in dem Film passiert. Zum Beispiel trug Nicole für die Premiere von „Die Verführten“ in Cannes 2017 kein schulterfreies Kleid, sondern ein hochgeschlossenes mit langen Fransen von Michael Kors. Das war ein kleiner Hinweis auf die Kostüme des Films, der im amerikanischen Bürgerkrieg spielt.

Man muss also alles im Blick haben: Person, Anlass und Film.

Ja, aber die Entscheidung treffe ich instinktiv.

Und wie haben Sie ihr jetzt ein Kleid ausgesucht?

Per Zoom. Sie bekommt Pakete von Modemarken zugeschickt, und dann schauen wir gemeinsam. Ein Schneider ist bei ihr zum Anpassen und Abstecken. Das geht überraschend gut.

Preisverleihungen finden während der Pandemie

Es ist leichter. Wenn die Schauspielerinnen bei einer Gala zwei Stunden sitzen und dann aufs Podium gehen, sind die Kleider längst verknittert. Auch das Licht und das Blitzlicht sind oft ungnädig. So etwas erspart man sich, wenn man zu Hause sitzt.

Die Mode ist im Lockdown entspannter geworden. Der Trend zur Loungewear, schon vorher zu sehen, hat sich nun richtig durchgesetzt.

Ja, aber Sweatpants kann ich nicht mehr sehen. Selbst wenn ich hier zu Hause in meinem Gartenhäuschen sitze, wo ich mir mein Büro eingerichtet habe, bin ich richtig angezogen. Dabei sieht es hier recht unkonventionell aus: Ich habe einen kleinen Heizofen, einen Tisch, den ich für 99 Dollar gekauft habe, einen Computer mit Drucker und einen Teppich, das war’s.

Nicole Kidman im Jahr 2014 in Cannes, bei ihrem ersten Auftritt unter modischer Beratungvon Julia von Boehm.


Nicole Kidman im Jahr 2014 in Cannes, bei ihrem ersten Auftritt unter modischer Beratungvon Julia von Boehm.
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Bild: AFP

Da stehen überhaupt keine Kleiderständer?

Nein. Ich mache das jetzt alles aus der Ferne. Auch viele Büros der Modemarken sind noch geschlossen.

Für Styling-Aufträge müssten Sie also in Zukunft eigentlich gar nicht mehr persönlich in Los Angeles sein.

So ist es. Ich bin früher oft nur für ein paar Stunden nach Los Angeles geflogen, für Anproben, auch weil die Marken das so am liebsten hatten. Das war eigentlich schon immer Blödsinn. Aber in Zeiten des Klimawandels erkennt man es endlich als solchen.

Sie sind auch Modechefin der amerikanischen „Instyle“. Könnten sich auch die Magazine stärker zurücknehmen? Müssen Modeshootings für deutsche Zeitschriften zum Beispiel in New York im Studio stattfinden, oder geht das auch in München?

Geht auch. Die Modeszene musste dringend auf den Boden geholt werden, und das passiert jetzt. Wir müssen nun kreativer werden, wenn wir uns neue Geschichten ausdenken. Spätestens meine Töchter erinnern mich daran, dass eine neue Zeit angebrochen ist. Saft in einer Plastikflasche darf ich nicht mehr kaufen.

Meinen Sie, die Modeleute nehmen den Wandel ernst? Wird nicht bald alles wie immer sein?

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