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#Gesundheitsrisiko Ruhestand

Gesundheitsrisiko Ruhestand

Die Rente mit 67 ist eine der umstrittensten Reformen der vergangenen Jahrzehnte. Während etwa die Linkspartei das gesetzliche Renteneintrittsalter wieder auf 65 Jahre senken will, fordern nicht nur viele Ökonomen mit Blick auf den demographischen Wandel einen noch späteren Renteneinstieg. In den Debatten geht es meist ums Geld: um Rentenabschläge, die Angst vor Altersarmut und die finanzielle Tragfähigkeit der Sozialsysteme. Doch die Frage nach dem richtigen Renteneintrittsalter reicht weit über monetäre Aspekte hinaus. Sie betrifft auch die Gesundheit.

So zeigte vor zwei Jahren eine Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung erstmals, welchen Einfluss der Ruhestand auf die Gesundheit älterer Menschen in Deutschland hat. Kurz nach der Verrentung sinkt die Sterblichkeit von Männern aus der unteren Hälfte der Einkommensverteilung, die mit 63 aus dem Beruf ausscheiden, um gut ein Prozent. Anders dagegen bei Männern und Frauen, die mit 65 Jahren in Rente gehen und zur oberen Hälfte der Einkommensverteilung gehören:

Bei ihnen steigt die Sterblichkeit infolge der Verrentung um zwei bis drei Prozent. Der wahrscheinliche Grund: Männer, die mit 63 Jahren in Rente gehen, kommen oft aus körperlich anstrengenden oder sogar gefährlichen Berufen, die Risiken entfallen im Ruhestand. Bei Besserverdienenden, die mit 65 in Rente gehen, steht dagegen vermutlich der Verlust von Anerkennung und sozialen Kontakten durch die Rente im Vordergrund.

Diskussion über die Rente mit 67 breiter führen

Diese Ergebnisse sagen jedoch noch nichts darüber aus, wie sich der Ruhestand auf die große Mehrheit der Menschen auswirkt, die nicht kurz vor oder kurz nach der Verrentung sterben. Bauen Menschen im Ruhestand geistig schneller ab als Gleichaltrige, die noch im Beruf stehen? Die Frage ist empirisch schwer zu beantworten. Idealerweise müsste man dafür einige Tausend Beschäftigte zufällig unterschiedlichen Renteneintrittsaltern zuordnen – in der Praxis kaum vorstellbar. In einer neuen RWI-Studie nutzen wir daher die unterschiedlichen Regelungen für das Renteneintrittsalter in 18 Industriestaaten, darunter Deutschland, um die Effekte der Verrentung auf die geistige Fitness zu ermitteln.

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Insgesamt werten wir dafür Befragungen von knapp 100.000 Personen aus. Die kognitive Leistungsfähigkeit wird dabei zum Beispiel mit einem Worterinnerungstest gemessen. Dabei sollen sich Befragte eine Liste mit zehn Wörtern merken. Direkt im Anschluss sollen sie sich an so viele Wörter wie möglich erinnern, fünf Minuten später nochmals. Das bestmögliche Testergebnis liegt in beiden Durchgängen zusammen also bei zwanzig richtig genannten Wörtern. Der Test ist simpel, hat aber hohe Vorhersagekraft für Krankheiten wie Demenz.

Die Studie zeigt, dass sich der Ruhestand im Schnitt negativ auf die kognitiven Fähigkeiten im Alter auswirkt. So führt die Verrentung dazu, dass Testpersonen innerhalb von zehn Jahren durchschnittlich ein Wort weniger im Test nennen können. Dieser Unterschied ist erheblich, er entspricht der altersbedingten Verschlechterung, die sich – unabhängig von der Verrentung – durchschnittlich innerhalb von zehn Jahren einstellt. Anders ausgedrückt: Der normale kognitive Abbau, den Menschen etwa zwischen 60 und 70 erfahren, verdoppelt sich durch die Verrentung noch einmal.

Nachteile des starren Renteneintrittsalters

Allerdings gibt es große Unterschiede: Menschen, die sich für den frühestmöglichen Renteneintritt entscheiden, erleiden dadurch keine signifikanten kognitiven Einbußen. Diejenigen, die erst im Alter von 64, 65 oder später in Rente gehen, also die meisten Beschäftigten, bauen dagegen infolge der Verrentung geistig schneller ab. Menschen, die das Ende ihres Berufslebens möglichst lange hinauszögern, büßen in den folgenden Jahren sogar bis zu 20 Prozent ihres geistigen Leistungsvermögens ein.

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