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#Auf der Suche nach dem weißen Gold

„Auf der Suche nach dem weißen Gold“

Die Geothermie-Anlage am Rande eines Bruchsaler Wohngebiets benötigt nicht mehr Platz als ein ALDI-Markt. Auf dem Grundstück der badischen Stadt nahe Karlsruhe stehen ein Container zur Steuerung, ein kompakter Nasskühlturm, eine Halle mit dem Generator zur Stromerzeugung. In einen zweiten Container wird ein Teil des Thermalwassers umgeleitet und versuchsweise Lithium gewonnen: das „weiße Gold“, ohne das die Elektromobilität und die Produktion von Batteriezellen nicht möglich ist.

Stefan Locke

Korrespondent für Sachsen und Thüringen mit Sitz in Dresden.

Dass hier an einem Ort Energie erzeugt und Lithium gewonnen wird, macht die Anlage technisch besonders. Sie ist aber auch politisch bedeutsam. Wegen des Lithiums, das für die E-Mobilität gebraucht wird; vor allem aber, weil sich an ihr gut zeigen lässt, wie Gas für Fernwärmenetze durch Erdwärme ersetzt werden kann – und damit, wie die Zukunft ohne russisches Gas einmal aussehen könnte.

450 Meter unter der Erde sitzt eine Pumpe. Sie ist 18 Meter lang und fördert aus 2540 Meter Tiefe 125 Grad heißes Thermalwasser in ein kleines Kraftwerk. An den Rohren sind Warnschilder angebracht, die vor Verbrennungen warnen. „Wenn Sie ein vorhandenes Fernwärmenetz haben“, sagt Klemens Slunitschek, Geochemiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), „dann können Sie die Erdwärme problemlos nutzen und den Gasverbrauch ersetzen.“

Das Mannheimer Fernwärmenetz benötigt 130 Grad Celsius, die Bruchsaler Anlage kann bis zu 155 Grad heißes Wasser liefern. Das passt. Weil die Temperatur für dampfbetriebene Turbinen zu niedrig ist, wird in Bruchsal mit dem Thermalwasser nach dem sogenannten Kalina-Prozess ein Ammoniak-Wasser-Gemisch erhitzt. Unter Druck entsteht durch den Zusatz von Ammoniak schon bei wesentlich niedrigeren Temperaturen Dampf. Das Kraftwerk in Bruchsal liefert sieben Megawatt Wärme für eine Kaserne und 0,5 Megawatt Strom. Mit dem Strom lassen sich etwa 8400 Haushalte versorgen – umweltschonend und günstig.

Schon 2020 stiegen die Rohstoffpreise stark

Ganz und gar nicht günstig ist das Lithium, das hier voraussichtlich in den nächsten dreißig Jahren aus dem Wasser gewonnen werden kann: Der Preis für eine Tonne ist zuletzt von 18.000 auf 70.000 US-Dollar gestiegen. Fachleute rechnen damit, dass sich der Preis in den nächsten Jahren noch einmal vervielfachen könnte. Laut einer kürzlich von der „Deutschen Rohstoff Agentur“ (DERA) vorgelegten Studie könnte im Jahr 2030 die Lithium-Menge fehlen, die für eine emissionsarme Mobilität benötigt wird. Das „weiße Gold“ ist ein knappes Gut.

Nicht erst der Ukrainekrieg hat Überlegungen befördert, wieder stärker heimische Bodenschätze zu erkunden und zu nutzen. Ein wichtiger Faktor war auch Corona. Schon Mitte 2020, also kurz nach Beginn der Pandemie, sind metallische Rohstoffe erheblich teurer geworden – zunächst zogen die Preise für Massenrohstoffe wie Aluminium, Eisen oder Kupfer an, später auch für andere Metalle wie Nickel, Zink und Zinn. Ökonomen erklären die Entwicklung damit, dass rund um den Globus viele Bergbauunternehmen ihre Förderung vorübergehend aussetzten, es zu Produktionsausfällen kam und Lieferketten rissen. Hinzu kommt, dass die Rohstoffpreise in den vergangenen zehn Jahren vergleichsweise niedrig waren. Der Aufholeffekt wird nun durch mehrere technologische Trends wie Digitalisierung, Automatisierung, Elektrifizierung beschleunigt.

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