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#Gewalt in Istanbul, Party in Berlin

Gewalt in Istanbul, Party in Berlin

Einem Demonstrationsverbot und massivem Polizeiaufgebot zum Trotz haben sich in Istanbul Hunderte Menschen zur Pride-Parade versammelt. Die Polizei setzte Tränengas gegen Demonstrierende ein, die am Samstag durch das europäische Zentrum der Stadt liefen, wie eine dpa-Reporterin mitteilte. Berichten zufolge wurden auch Plastikgeschosse in die Menge gefeuert. Mehrere Menschen wurden den Veranstaltenden zufolge festgenommen, darunter auch ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP. Unter dem Motto „Die Straße gehört uns“ hatten verschiedene Zusammenschlüsse zu der Parade aufgerufen. Die Protestierenden kritisierten unter anderem ein zunehmend LGBTQI+-feindliches Klima im Land.

LGBTQI+ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-, Inter- und queere Menschen und das Pluszeichen als Platzhalter für weitere Identitäten.

Bereits am Vortag wurden rund um den Veranstaltungsort Absperrgitter aufgestellt, die Demonstration wurde wenige Stunden vor dem geplanten Beginn von der Stadtteilregierung untersagt. Die Anordnung erging unter Berufung auf das Demonstrationsgesetz, das Verbote unter anderem wegen Verstoßes gegen die „Moral“ ermöglicht.

„In der Türkei sind wir seit 2015 mit einem radikalen Wandel der Regierungspolitik gegenüber LGBTQI+ Menschen konfrontiert. Der Staat hat den LGBTQI+-Menschen sozusagen den Krieg erklärt“, sagte Yildiz Tar von der Organisation Kaos GL der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Regierung übe eine Politik aus, die darauf abziele, die Feindschaft gegenüber LGBTQI+ im „gesamten Volk zu verbreiten“. Hassverbrechen würden nicht bestraft und nähmen stetig zu. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat LGBTQI+ in der Vergangenheit immer wieder verbal angegriffen.

Zu Beginn der Woche war in Istanbul zudem ein Picknick anlässlich der sogenannten Pride-Week untersagt worden. Mehreren Berichten zufolge beschlagnahmte die Polizei Utensilien in Regenbogenfarben. Im vergangenen Jahr hatte das Handelsministerium angeordnet, Produkte mit Regenbogenfahnen und anderen Symbole für sexuelle und Gender-Vielfalt als ungeeignet für Menschen unter 18 Jahren zu kennzeichnen.

Bunt, laut, ebenso viel Party wie Demonstration in Berlin

In Berlin, wo die Teilnehmer des Christopher Street Day (CSD) keine Repressionen fürchten mussten, kamen derweil mehrere tausend Menschen zusammen und demonstrierten für Gleichberechtigung von Schwulen, Lesben und anderen sexuellen Minderheiten. Die Mischung war wieder bunt und laut, mindestens ebenso viel Party wie Demonstration. In drei Protestzügen wurde Richtung Alexanderplatz gelaufen. Viele Teilnehmer hatten Regenbogenfahnen dabei, einige war verkleidet, laute Musik lief zur Begleitung. Die meisten trugen wegen der Corona-Pandemie einen Mund-Nasen-Schutz. Das Motto der Veranstaltungen lautete „CSD Berlin Pride“. Die Polizei sprach von einer Teilnehmerzahl im mittleren vierstelligen Bereich.

Auf Transparenten der Demonstranten stand „Queerschutz now“ und „Kein Sex mit Nazis“. Andere kritisierten die Diskriminierung von Homosexuellen in Ungarn oder wandten sich gegen den Kapitalismus. Einige Männer und Frauen liefen in Polizeiuniformen mit, andere hatten bunte Haare oder nackte Oberkörper, tanzten im Sonnenschein und tranken Sekt. Der größere Teil der Menschen war aber eher normal gekleidet. Neben den traditionellen Regenbogenfahnen waren auch viele rosa Fahnen mit einem weißen Einhorn zu sehen.

Buntes Berlin: Teilnehmer auf dem «CSD Berlin Pride»


Buntes Berlin: Teilnehmer auf dem «CSD Berlin Pride»
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Bild: dpa

Die Demonstrationszüge begannen am Hermannplatz in Neukölln, am Oranienplatz in Kreuzberg und in Prenzlauer Berg. Jeder Zug habe einen eigenen inhaltlichen Schwerpunkt, so die Veranstalter. Es geht um feministische Themen, Rassismus, Trans- und Intersexualität sowie um die Lesben- und Schwulenbewegung in der DDR. „Die Stern-Pride-Demo soll allen die Möglichkeit bieten, sich in ihrer Unterschiedlichkeit gemeinsam zu zeigen.“ Parallel gab es Podiumsdiskussionen, die im Internet übertragen wurden.

Die Aktion war von den Veranstaltern als bewusste Alternative zum klassischen Berliner CSD mit der großen Partyparade angekündigt. „Wir verabschieden uns vom Gedanken, dass eine Institution das Monopol auf Ausrichtung einer CSD-Pride-Demonstration hat“, hieß es.

Der CSD hatte in den Vorjahren als Parade Hunderttausende Menschen auf die Straßen gelockt. Vergangenes Jahr fielen so große Veranstaltungen wegen der Corona-Pandemie allerdings aus. In diesem Jahr ist eine weitere große Demonstration in Berlin am 24. Juli geplant. In anderen Städten wird an anderen Wochenenden demonstriert und gefeiert, so dass viele Teilnehmer CSD-Reisen unternehmen.

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Der CSD erinnert an die Rechte von Lesben, Schwulen und anderen sexuellen Minderheiten. Am 28. Juni 1969 stürmten Polizisten in New York die Bar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street und lösten einen Aufstand von Schwulen, Lesben und Transsexuellen gegen die Willkür aus.

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