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#Cowboy ohne Hut und Lasso

Cowboy ohne Hut und Lasso

Wer in den achtziger Jahren dachte, Cowboys seien mit John Wayne ausgestorben, den belehrte Kurt Russell eines Besseren. Wenn er in „Die Klapperschlange“ (1981) in Handschellen die Szene betritt, braucht er weder Hut noch Lasso, um als letzter freier Mann erkannt zu werden. Cowboysein ist eine innere Einstellung, und die spielt Russell in John Carpenters düsterer Zukunftsvision mit stolzem Gang, dem auch die Fesseln nichts anhaben können, mit gelangweilter Miene (der Untergang der Zivilisation ist ihm egal) und mit einer heiser-rauen Stimme, die zischt, wenn er den Auftrag, den Präsidenten aus dem abgeriegelten Manhattan herauszuholen, nur mit einem „Nenn mich Snake“ annimmt.

Maria Wiesner

Carpenter war so begeistert von Russell, dass er insgesamt fünf Mal mit ihm zusammengearbeitet hat. Für den 1951 in Springfield geborenen Sohn des Schauspielers Bing Russell war das die Chance, sein Image als Kinderfilmstar loszuwerden, das ihm ein Zehnjahresvertrag mit der Walt Disney Company beschert hatte. Carpenter besetzte ihn zunächst für die Hauptrolle im TV-Film „Elvis“ (1979), gab ihm zwei Jahre darauf die Rolle des Antihelden Snake Plissken, ließ ihn als Hubschrauberpilot Grauenvolles im Eis entdecken („Das Ding aus einer anderen Welt“, 1982), schickte ihn als Truckerfahrer in den Kampf gegen chinesische Dämonen („Big Trouble in Little China“, 1986) und arbeitete 1996 mit ihm am Drehbuch zur „Klapperschlangen“-Fortsetzung „Flucht aus L.A.“, für die Russell noch einmal den Endzeit-Cowboy gibt, der nun eine Präsidententochter und Satellitencodes aus dem abgeriegelten Los Angeles herausholen soll.

Russell setzte mit der Figur des Snake (in dessen Oberarme Carpenter anscheinend so vernarrt war, dass Russell in drei Filmen kein Kostüm mit Ärmeln trug) einen Kontrapunkt zum klassischen Actionhelden der achtziger Jahre. Er war keine Van-Damme-Kampfmaschine mit Muskeln aus Stahl, aber auch weit entfernt vom durchgestylten Don Johnson in „Miami Vice“. Vielmehr lieh er sich beim späten John Wayne nicht nur die Augenklappe, sondern spielte so cool und wortkarg wie die Helden seiner Kindheit, ein wenig angewidert von den Menschen, die sich etwas vormachen. Er gab den Mann, der Ehrlichkeit will und seine Ruhe – einen Typus, der ihm als bekennendem Anhänger der Libertarian Party nicht fremd sein dürfte. Seine politischen Ansichten hielt Russell jedoch immer aus seinem Beruf heraus. Mitte der Achtziger versuchte er, sein Image noch einmal durch Auftritte in Komödien zu ändern. Das gelang nicht recht, doch immerhin traf er beim Dreh zu „Swing Shift“ 1984 Goldie Hawn. Die beiden sind seitdem eines der skandalfreiesten Paare Hollywoods, auch ohne Trauschein.

Dass Actionhelden in Würde altern können, bewies Russell im zweiten Teil des Marvel-Superheldenfilms „Guardians of the Galaxy“ (2017). Mit Zeusbart spielt er da einen Gott, der seinen Sohn (Chris Pratt) sucht. Der Sohn ist ein Kind der Achtziger, das mit dem Mythos des Actionheldenvaters aufwuchs und mit Mitte Zwanzig noch immer in der Adoleszenz steckt. Dass er sich hier also am Vater mit dem Gesicht eines echten Actionhelden jenes fernen Jahrzehnts abzuarbeiten hat, ist ein perfekter Besetzungscoup. Russell zieht noch einmal alle Register, von einschmeichelnden Dialogen bis zu Kampfszenen mit vollem Körpereinsatz, sodass man sich fragt, warum er in seiner langen Karriere noch keinen der großen Filmpreise bekommen hat. Heute wird er siebzig Jahre alt.

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