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#Gib mir die Treuhand

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Gib mir die Treuhand

Treffen sich ein Mörder und ein Erpresser. Der Mörder, ein Profi, hat gerade einen Wirtschaftsanwalt erschossen und zur Beseitigung der Leiche eine Säge dabei. Der Erpresser, ein Amateur, will den Anwalt aufsuchen – und erblickt den Mörder durchs Fenster.

Es kommt zur Verfolgungsjagd. Noch in der Nacht macht der Mörder die Wohnung des Erpressers ausfindig und durchwühlt sie. Der Erpresser wiederum, ein eher schlichter junger Mann, der den Anwalt mit heiklen Dokumenten bedrängen wollte, kann entkommen. Ob das für den jungen Kerl gut geht? Der neue Fall der Mordkommission Stralsund, die seit 2009 ermittelt und damit oft um die sechs, ja zuletzt sogar siebeneinhalb Millionen Zuschauer versammelt, beginnt jedenfalls temperamentvoll.

Ruhiges Fahrwasser

Doch rudert man in Stralsund bald in ruhigeres Fahrwasser: Die Drehbuchautoren Andreas Kanonenberg und Olaf Kraemer, die einzeln bereits für die sehr ordentlichen letzten Folgen der Reihe verantwortlich waren, dürfen die Story diesmal über zwei zusammenhängende Episoden entwickeln, die Kommissare Nina Petersen (Katharina Wackernagel), Karl Hidde (Alexander Held), Thomas Jung (Johannes Zirner) und Karim Uthman (Karim Günes) also über ganze 180 Minuten ermitteln.

Haben Sie ein Alibi? Karl Hidde (Alexander Held, rechts) befragt Jens Roberts (Ronald Kukulies).


Haben Sie ein Alibi? Karl Hidde (Alexander Held, rechts) befragt Jens Roberts (Ronald Kukulies).
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Bild: ZDF

Das ist im Prinzip genau der richtige Rahmen für einen Fall, der Geschichte und Gegenwart verklammert und etwas ausholen muss. Dabei geht es auch um Privatisierungen, mit denen die Treuhand nach dem Zusammenbruch der DDR befasst war. Oder wie es im Film einmal heißt: um Wunden, die dreißig Jahre nach der „Wende“ gar nicht aufreißen können, weil sie immer noch offen sind.

Der tote Anwalt Johannes Kellermann war ein „Vorstandsflüsterer“, der einst die Abwicklung der Volkswerft vorantrieb. Sein Erpresser Dominik Euler (Leonard Carow) hat etwas gegen ihn – auf Papier: „Irgendwas von der Treuhand.“ Der Mörder und Dominiks Verfolger – das erfährt der Zuschauer früh – ist ein Automechaniker namens Jens Roberts (Ronald Kukulies), der schon in den Jahren des großen Ausverkaufs auf Drecksarbeit spezialisiert war und einen Hintermann am Telefon hat.

Gesucht von der Polizei: Dominik Euler (Leonard Carow) will sich in der Hafenkneipe von Barbara Wolf (Christina Geiße) verstecken.


Gesucht von der Polizei: Dominik Euler (Leonard Carow) will sich in der Hafenkneipe von Barbara Wolf (Christina Geiße) verstecken.
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Bild: ZDF

Außerdem lernt der Zuschauer eine Familie fernsehtypischer Wendeverlierer kennen: den ehemaligen Betriebsrat Manfred Wolf (Axel Werner), der einst die größten Pötte für die Sowjets schweißte und heute nur noch als Pförtner an Tor sechs sitzen darf, seine kranke Tochter Barbara (Christina Geige), die eine Wirtschaft führt, in der sich der Vater während der Arbeitszeit abfüllen kann, sowie vor allem Sohnemann Dieter (Peter Schneider), ein Ritter von der traurigen Gestalt: Er arbeitet als „Geschichtslehrer gelangweilter Hausfrauen“, wie Manfred unkt, darf mit seinem Vater manchmal nur noch per Gegensprechanlage kommunizieren, würde ihm jedoch gerne helfen. Er versteckt Dominik nach der gescheiterten Erpressung bei einem notdürftig als Biobauernhof getarnten rechten Terror-Start-up.

Schießwütige Rechte

Mit den Bewohnern dieses Hofes, die ernten wollen, was in den Wendejahren an Wut gesät worden ist, bekommt der Fall eine größere, willkommen unheimliche Dimension. Doch er geht uns trotz eines Rennens gegen die Zeit, in dem schießwütige Rechte bald ebenso wie Kellermanns Mörder die Nase vorn zu haben scheinen, einfach nicht unter die Haut.

Dafür bleiben die Charaktere zu blass, fehlt der Doppelfolge, die Regisseur Alexander Dierbach („Tannbach“, „Helen Dorn“) unter den Bedingungen der ersten Corona-Welle inszenieren musste, einfach noch das Händchen für Tempowechsel und die Zutaten für eine überzeugende Atmosphäre. Mit einem Plot, der sich beim Exkurs in die Geschichte mit wenigen Federstrichen zufriedengibt und noch dazu Brücken zwischen dem Fall und dem Mikrokosmos der Ermittler schlägt, sticht die Doppelfolge kaum aus der Masse hervor, wie es anderen Fällen der Reihe gelang.

Stralsund – Das Manifest läuft heute, Teil 2, Stralsund – Medusas Tod, am 1. September, jeweils 20.15 Uhr im ZDF.

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