#Zum Impfen in den Urlaub?
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„Zum Impfen in den Urlaub?“
Strände, Cocktails, Impfstoffe – es ist eine aparte Mischung, mit der ein Reklamefilm derzeit für die Karibikinsel Kuba wirbt. Produziert hat den Clip ein Fernsehsender, an dem der Staat beteiligt ist; das spricht dafür, dass die Kubaner es ernst meinen mit ihrem besonderen Angebot. Dumm nur, dass es auf der Insel zurzeit noch überhaupt keinen Impfstoff gibt. Wegen des Dauerkonflikts mit den Vereinigten Staaten ist Importware dort Mangelware.
Maja Brankovic
Redakteurin in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, zuständig für „Der Volkswirt“.
Sebastian Balzter
Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Doch ein nach kubanischer Ansicht aussichtsreiches Präparat aus einheimischer Entwicklung wird derzeit an Probanden in Havanna getestet. Sobald es zugelassen und millionenfach hergestellt ist, werde man voraussichtlich auch Impfreisen anbieten, kündigt ein Sprecher des kubanischen Fremdenverkehrsamts an. Es kämen traditionell ja auch viele Ausländer zur Netzhautbehandlung oder für Zahnarzttermine; man habe reichlich Erfahrung mit Gesundheitstourismus.
Die Idee ist verlockend, fern der Heimat schneller und weniger bürokratisch an den Corona-Schutz zu kommen, als dies nach dem gegenwärtigen Tempo und den bestehenden Kriterien der deutschen Impfkampagne voraussichtlich der Fall sein wird. Umso besser, wenn sich mit dem Nützlichen der Impfung auch noch das Angenehme einer Urlaubsreise verbinden lässt. Eine angemessene Zahlungsbereitschaft für solche Reisen darf man getrost voraussetzen.
Was ist eine Impfung wert?
Was eine Impfung gegen die Seuche wert ist, darüber dürfen Laien spekulieren. Der Frankfurter Gesundheitsökonom Afschin Gandjour hat es ausgerechnet. Statt auf die 12 Euro je Dosis, die der Mainzer Hersteller Biontech als Einkaufspreis von der Europäischen Union erhält, kommt Gandjour auf den stolzen Wert von 3877 Euro je Impfling; der Betrag setzt sich zusammen aus den volkswirtschaftlichen Kosten, die ein fortgesetzter Lockdown verursachen würde, und der im Gesundheitssystem üblichen Vergütung lebensverlängernder Arzneimittel. Man müsste am Geschäftssinn der Touristikbranche zweifeln, wenn solche Überlegungen keinen Reiseveranstalter weit und breit darauf bringen würden, nach geeigneten Zielen für Impfreisen Ausschau zu halten. Kuba ist noch nicht so weit; aber es gibt eine Reihe anderer Länder, die gut mit Impfstoff versorgt sind und in denen das Alter keine Rolle mehr spielt für den Platz in der Impfwarteschlange. Wir haben uns drei besonders vielversprechende Ziele und einen Außenseitertipp etwas genauer angeschaut.
Israel steht ganz oben in der internationalen Impftabelle und wird weithin für seinen Pragmatismus bei der Impfstoffverteilung gerühmt. Allerdings haben die israelischen Behörden ausdrücklich erklärt, Impftourismus werde nicht geduldet. Diese Haltung ist auch im Rest der Welt weit verbreitet; und das ist bislang der große Haken an der ganzen Geschäftsidee. Ob dahinter Populismus steckt („Kein Impfstoff für Ausländer!“) oder Skrupel („Kein Profit mit der Seuche!“), ist nicht leicht zu entscheiden. Gegen moralische Bedenken ließe sich einwenden, dass selbst privat bezahlte Impfungen die Weltbevölkerung dem Ziel näher bringen, die Corona-Krise zu überwinden; Hauptsache, es geht schneller voran. Aber in Israel geht es zurzeit noch nicht um solche Feinheiten; Touristen aus dem Ausland dürfen zurzeit generell noch nicht einreisen.
Das ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten anders, die auf Platz zwei der Impftabelle stehen. Etwa ein Zehntel der sonst zu dieser Jahreszeit üblichen Besucher halte sich im Land auf, schätzt der Deutsche Olaf Fey, der seit bald zwanzig Jahren von Dubai aus touristische Ausflüge anbietet. Jeder, der in den Emiraten wohnt, kann sich aussuchen, mit welchem der zugelassenen Impfstoffe er sich gegen die Viruserkrankung impfen lassen möchte. Für Touristen gibt es dieses Angebot offiziell noch nicht. „Sobald die gesamte Bevölkerung geimpft ist, wird sich das ändern“, vermutet Fey. „Wenn die Regierung schlau ist, wird sie die Impfstoffe dann nutzen, um damit den Tourismus anzukurbeln.“
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