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#Ein Mann, sein Hund, ein Roboter und die Apokalypse

Ein Mann, sein Hund, ein Roboter und die Apokalypse

Ein Mann, sein Hund, ein Roboter – das sind die Figuren von „Finch“, einem Drama, in dem Tom Hanks einmal mehr als einsamer Kämpfer in widrigen Umständen zu sehen ist. Der titelgebende Finch ist eine Paraderolle für den Fünfundsechzigjährigen, der im Laufe seiner Karriere zur dominanten Vaterfigur der amerikanischen Filmindustrie geworden ist, ein Jedermann mit Herz, Verstand und anscheinend mühelosem Durchblick, dem man die Präsidentschaft ebenso wie seine Kinder und Haustiere anvertrauen würde.

Auch diese Figur lebt von einer unerschütterlichen Zuversicht. Finch ist ein Mann mit ergrautem Bart, der ein zerstörtes Stadtgebiet nach Brauchbarem durchkämmt, wenn er nicht gerade an elektronischem Gerät zu Gange ist, während er Gespräche mit seinem Hund führt. „Als eigennütziger Schauspieler“, sagte Hanks in einem Gespräch zum Film, „fand ich das wunderbar: Ein Mann mit nichts als einem Hund als Gegenüber. Toll!“ Dabei sei diese Konstellation dramaturgisch nicht einfach. „Es ist fast wie ein Stummfilm; wir müssen eine Geschichte bauen, die zunächst fast ohne Dialoge auskommt. In den ersten zwanzig Minuten müssen die Dinge mit einem Schulterzucken, einem Blick, einem gewissen Rhythmus kommuniziert werden. Das hat schon Spaß gemacht.“ Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass hier ein dritter Oscar für Hanks drin sein könnte. Zwei Statuetten, für „Philadelphia“ (1993) und „Forrest Gump“ (1994), hat er schon.

Kommt alleine klar, das muss er auch: Tom Hanks als „Finch“


Kommt alleine klar, das muss er auch: Tom Hanks als „Finch“
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Bild: AP

Wie sich in „Finch“ zeigt, ist dieser eigenbrötlerische Tüftler dabei, einen lernfähigen Androiden zu konstruieren, der sich dereinst um den Hund kümmern soll. Bald brechen die drei zu einem Roadtrip durch eine postapokalyptische Landschaft auf. Es ist eine Reise, die weniger von äußeren Bedrohungen geprägt ist als von der leisen Poesie in der Beziehung der drei zueinander.

„Man darf eine Nummer cooler spielen, als man ist“

Nein, sagte Hanks, er habe nicht besonders viel mit diesem Finch gemeinsam. Er selbst habe ebenso graue Haare und müde Knochen, sei aber weit weniger intelligent. „Dieser Mann kennt seine Bedürfnisse und erfüllt sie sich, ich habe da eher ein Aufmerksamkeitsdefizit. Aber das Schöne an der Schauspielerei ist ja, dass man immer eine Nummer cooler spielen darf, als man das tatsächlich ist, hier also: klüger, härter arbeitend, mit Weitblick.“ Selbstverständlich ist das ein verdecktes Eigenlob, wie es in Hollywood gepflegt wird – schließlich gilt Hanks als einer der diszipliniertesten und um­sichtigsten Schauspieler in der Indus­trie. Der Regisseur von „Finch“, Mi­chael Sapochnik („Game of Thrones“), beschreibt ihn als „extrem engagiert und kollaborativ“.

Hanks’ Finch ist ein geradliniger Typ, der seinen Frankenstein ohne viel Ge­grübel zusammenschraubt. Könnte er sich selbst einen bauen, sagt Hanks, würde er ihn vor allem niedere Dienste verrichten lassen: „Ich würde ihn als Experten der Fußreflexzonenmassage konstruieren. Er müsste mir das perfekte Erdnussbutter-Sandwich machen und genau wissen, wie viel heiße Mich und Ovomaltine in meinen Espresso gehört.“ Finch dagegen konstruiere den Roboter eben nicht zum eigenen Vergnügen. Stattdessen wird der Mann dem Androiden zu einer Vaterfigur, die von einiger Dominanz beseelt ist – die Debatte über den Namen des Androiden, der sich schließlich Jeff nennt, gehört zu den heitersten Momenten des Films. Erst langsam lernt Finch, seine Schöpfung loszulassen.

Der Film war, wie der Regisseur Michael Sapochnik sagte, zunächst ein wenig anders konzipiert, als er jetzt ist. Eigentlich sollte das Stück, das vor zehn Jahren als Kurzfilm von Craig Luck seinen Ausgang nahm und das Universal ursprünglich im Herbst 2020 in die Kinos bringen wollte, düsterer werden und Hanks eine insgesamt dunklere Seite seiner Figur zeigen. Doch die Pandemie – wenige Tage vor der Fertigstellung des Films kam der Lockdown – machte finstere Visionen der Apokalypse weniger unterhaltsam, als sie das mal waren, und so entschloss sich Sapochnik zu einer Überarbeitung (und Paramount zum Verkauf des Projekts an Apple).

Trotzdem findet Hanks, dass der Film, in dem die Apokalypse durch einen Sonnensturm ausgelöst wurde, erstaunliche Parallelen zu manchen Entwicklungen in der Pandemie aufweist. „Ein Sonnensturm ist ja ein eher harmloses Phänomen im Vergleich zu einer schleichenden Seuche, die nach und nach immer mehr Menschen um­bringt“, so Hanks, der selbst im März 2020 an Covid-19 erkrankt war.

Dass der folgende massive Stromausfall in „Finch“ im Film dennoch den Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation zur Folge hat, sei „weniger Science Fiction als Verhaltenstheorie. Wir haben ja selbst gesehen, dass Ignoranz und Irrationalität und leidenschaftlich vorgetragene Meinungen großen Einfluss auf das allgemeine Benehmen haben können und dass auch in der wahren Welt Leute vor allem an sich selbst denken. Es braucht nicht viel Phantasie, um zu erkennen, dass das gar nicht so weit weg ist von den im Film präsentierten, eher pessimistischen Vorstellungen über menschliches Verhalten.“

Hanks hat im Laufe seiner Karriere oft in Rollen geglänzt, in denen er Einzelgänger, Gestrandete, Einsame spielte, zuletzt als umherreisender Nachrichtenvorleser im Wilden Westen in „News of the World“, davor unter anderen als Sonderling mit historischem Impetus in „Forrest Gump“ und in der Rolle von Männern, die am Flughafen („Terminal“) oder auf einer einsamen Insel („Castaway“) festsitzen. In „Finch“ ist er als jemand zu sehen, der von sich behauptet, er sei kein Teamplayer und er brauche keine Freunde. Aber niemand ist eine Insel. Das weiß auch Tom Hanks. Wiewohl er zu den schönsten Momenten am Set von „Finch“ seine Beziehung zu seinem Filmpartner, dem Setter-Mischling Seamus, zählt, sei das wahre Glück in der Schauspielerei in der Ensemblearbeit zu finden – „in der Disziplin und der Freude, mit anderen Menschen und ihren Emotionen zu interagieren.“

Finch startet heute bei Apple TV+.

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