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#„Wahnsinn, aus dem Strahlen komme ich nicht mehr raus“

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„Wahnsinn, aus dem Strahlen komme ich nicht mehr raus“

Der Schritt war schwer, die Arme leicht. Claudia Pechstein ist im Alter von 49 Jahren in Peking in 4:17,68 Minuten Zwanzigste unter zwanzig Starterinnen beim 3000-Meter-Rennen der Eisschnellläuferinnen geworden. Die 49 Jahre alte Pechstein lag rund zwanzig Sekunden hinter Siegerin Irene Schouten aus den Niederlanden. Die Siegerin, zwanzig Jahre jünger als Pechstein, war schneller als jede andere Siegerin bei Olympischen Spielen zuvor. Bisherige Rekordhalterin war – Claudia Pechstein, die vor zwanzig Jahren, 2002 in Salt Lake City in 3:57,70 Minuten gewonnen hatte.

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Pechstein, im ersten Lauf um halb fünf am Nachmittag Pekinger Zeit an den Start gegangen, jubelte gleichwohl beim Überqueren der Ziellinie. „Das war ein Sieg für mich, mit dem Start habe ich den Rekord, die achten olympischen Spiele geschafft, als weltweit erste Frau bei Winterspielen dabei zu sein. Da kann man nur mit einem Jubeln über die Linie laufen“, sagte Pechstein. „Das werden nur wenige verstehen, dass ich mit der Platzierung noch strahlen kann. Aber das tue ich, weil ich ganz stolz darauf bin.“

Einzig der Skispringer Noriaki Kasai aus Japan war bislang bei acht Olympischen Winterspielen am Start. Die Rodlerin Anne Abernathy von den Amerikanischen Jungferninseln war 2006 im Alter von 53 Jahren ins olympische Training gestartet, verletzte sich aber bei einem Sturz und nahm am Rennen nicht teil.

Pechstein mit Ballast im Kopf

Am Dienstag beim Training hatte Claudia Pechstein noch gesagt, sie wolle nicht Letzte werden bei ihrem Rekordauftritt, das sei nicht ihr Anspruch als Leistungssportlerin. Am Samstag kam sie 4,88 Sekunden hinter ihrer 27 Jahre jüngeren chinesischen Gegnerin Adake Ahenaer ins Ziel, die Platz 16 belegte.

„Normalerweise muss ich die Chinesin im Sack haben“, sagte Pechstein anschließend, aber einem besseren Rennen stand sowohl die Nacht zuvor als auch die eigenen Empfindungen im Weg: „Ich konnte das nicht mal kurz wegpacken und mein Rennen machen.“ Pechstein die deutsche Olympia-Mannschaft gemeinsam mit Francesco Friedrich ins Olympiastadion geführt hatte, bevor Staats- und Parteichef Xi Jinping die 24. Winterspiele eröffnete.

„Als ich zur Startlinie gegangen bin und vorgestellt wurde als ‚die Erfolgreichste‘ und so, das spielt im Kopf eine Rolle, da konnte ich mein Rennen eigentlich gar nicht wirklich laufen.“ In der Tat war spätestens eingangs der zweiten Runde klar, dass Pechstein auch die Chinesin nicht würde schlagen können an diesem für sie so bedeutenden Tag. Pechstein lief mit dem Ballast der eigenen Bedeutung im Kopf.

Die Gegnerin habe ihr vor dem Rennen gesagt: „Ich laufe gegen eine Legende“, das war, nach den Anstrengungen der Eröffnungsfeier, das nächste gern mitgenommene Zusatzgepäck: „Das geht natürlich runter wie Öl, aber damit war natürlich nicht so leicht zu laufen, mit den ganzen Komplimenten im Kopf. Aber ich nehme das gerne mit, weil man das in Deutschland bei den Medien leider nicht so oft hört.“

Pechstein hatte die alten Zeiten noch im Sinn, auch nach dem Rennen am Samstag. „Kein Rekord, noch hab ich ihn“, sagte sie mit Blick auf den Bildschirm in der „Mixed Zone“, als eine Läuferin in einem späteren Lauf über ihrer Zeit aus Salt Lake City blieb. Schouten, im letzten Lauf gegen die Italienerin Francesco Lollobrigida gestartet, unterbot sie. Lollobrigida lief in 3:58,06 Minuten auf Platz zwei, Dritte wurde die Kanadierin Isabelle Weidemann (3:58,64 Minuten).

„Alle, die mich kennen, wissen, dass ich da hätte mehr laufen können. Aber das spielt gar keine Rolle. Ich habe alle Mädels, die heute am Start waren, schon mal geschlagen, das weiß ich. Heute werde ich Zwanzigste werden, aber das ist mir auch völlig egal. Für mich ist das ein Sieg.“ Der Teilnahmerekord sei „Wahnsinn, aus dem Strahlen komme ich heute nicht mehr raus“.

Am 22. Februar wird Pechstein 50 Jahre alt, am 19. Februar, dem vorletzten Tag der Spiele von Peking, geht sie im Massenstartrennen an den Start, einer Konkurrenz, bei der die Chancen auf einen besseren als den letzten Platz deutlich günstiger sind. Bis dahin will die Berlinerin sich, soweit möglich, in Olympia-Tourismus üben.

„Ich versuche alle Events, bei denen ich dabei sein kann, mitzunehmen. Ich möchte die ganze deutsche Mannschaft miterleben, anfeuern, live dabei sein. Bei den anderen Spielen vorher hatte man sich ganz, ganz professionell verhalten. Jetzt, unter Corona-Bedingungen, freuen sich die anderen Athleten über ein, zwei Zuschauer mehr.“

Tatsächlich waren im neuen National Speed Skating Oval von Peking einige hundert Zuschauer anwesend, die allerdings über die Anfeuerung der chinesischen Starterinnen keine wesentlich wahrnehmbare Atmosphäre verbreiteten.

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