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#Der Rückfall in alte, schlechte Zeiten

„Der Rückfall in alte, schlechte Zeiten“

Das Bild sprach Bände. Stoisch, nachdenklich, in sich gekehrt: Als es galt, in der Stunde des Rückschlags nach Erklärungen zu suchen, beschränkte sich der frus­trierte Frankfurter Fußballlehrer auf das Wesentliche. „Wir haben verdient verloren“, sagte Oliver Glasner. „Für diese Niederlage übernehme ich zu 100 Prozent die Verantwortung. Es war meine Aufstellung und mein System. Es hat vieles nicht gepasst.“

Eine ganze Menge hat nicht gepasst an diesem gebrauchten Tag im Stadion an der Castroper Straße. Dass der Eintracht-Tross es mit einer 0:3-Niederlage beim VfL Bochum im Gepäck verließ, lastete schwer auf Glasners Schultern. So deprimiert hatte man den Eintracht-Coach zeit seines Wirkens in Frankfurt noch nicht erlebt. Der sichtlich angegriffene Glasner saß auf dem erhöhten Pressepodium im kleinen Bochumer Medienraum in einem großen Sportsitz. Sportlich hätte es für seine Mannschaft im Duell mit dem Tabellenletzten durchaus besser laufen können. Doch was seine Profis auch anstellten: Es war ein Rückfall in alte, scheinbar vergessene Zeiten.

In der Mitte zwischen zwei Höhepunktspielen in der Champions League gegen den englischen Premier-League-Klub Tottenham Hotspur (Rückspiel in London am Mittwoch, 21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei DAZN) zeigte die Eintracht ihr schlechtestes Saisonspiel. Erinnerungen an das blutleere 0:1 zu Hause gegen den VfL Wolfsburg wurden wach. Im Spiel danach, auswärts bei Olympique Marseille, schaffte die Glasner-Elf die sportliche Wende. Die Franzosen wurden 1:0 bezwungen, und auch im Kerngeschäft Bundesliga gelang mit dem 3:1 in Stuttgart ein Sieg in der Fremde.

Auswärtsspiele – das war bisher das Pfund der Eintracht. Nun aber die erste Niederlage fern von Frankfurt. „Wir hatten bei 0:0 die Chance auf die Führung, später einen Pfostenschuss, dazu ein Abseitstor“, zählte Glasner die vergebenen Gelegenheiten auf. Andererseits: „Wir kassieren drei Gegentore nach Standards. Bitter.“

Eintracht nicht präsent genug

An einem Tag wie diesem, wie ihn die Eintracht in Bochum erlebte, ging wenig bis nichts zusammen. „Einstellung, Zweikampfwerte, fußballerische Fähigkeiten – es hat von allem etwas gefehlt“, sagte Markus Krösche. Der Sportvorstand der Eintracht wusste: „Wir waren von Anfang an nicht präsent und fokussiert genug. Wir waren nicht gut, wir waren nicht da.“ Ein verheerendes Zeugnis für eine „schlechte Leistung, die uns so nicht passieren darf“.

Für Lucas Alario schien der Tag bis zum Anpfiff perfekt zu sein. Der Argentinier war am Spieltag 30 Jahre alt geworden. Seine Startelfnominierung als kleines Geburtstagsgeschenk? Eben weil sich Trainer Glasner zu personellen und taktischen Veränderungen entschlossen hatte, war dies zugleich Alarios Chance. Endlich konnte und sollte der stürmische Südamerikaner zeigen, dass er einen anderen Platz als den auf der Bank verdient hat. Alario mühte sich nach Kräften, und am Ende der Partie half er auch mit so manchem gewonnenen Kopfball in der eigenen Hälfte aus. Doch es war nicht das, was er sich selbst vorgestellt hatte. Dem Einheitsgrau dieses sportlich tristen Tages vermochte Alario keinen nachhaltigen Farbtupfer zu setzen.




Weil Makoto Hasebe die Dienstreise tief in den Westen überhaupt nicht mitgemacht hatte und Kapitän Sebastian Rode zunächst auf der Bank saß, übernahm Kevin Trapp Spielführeraufgaben. Der Torhüter kennt sich bestens aus damit, nicht nur zwischen den Pfosten auf dem Posten zu sein. Ihm steht auch zu, seine Vorderleute anzuleiten. Dass er sich in der Phase der Bochumer Befreiungsschläge gesten- und wortreich ein Scharmützel mit Tuta lieferte, wollte Trainer Glasner zwar im Nachgang und intern besprechen. Doch der Eintracht-Coach ließ schon durchblicken, dass es in Ordnung sei, wenn der erfahrene Trapp dem jungen Tuta die Meinung sage.

Das Mitteilungsbedürfnis der Eintracht-Spieler, auch und gerade nach einer enttäuschenden Niederlage Farbe zu bekennen, war gleich null. Kein einziger Spieler kam in die Mixed-Zone. Trapp zog es vor, in eine Fernsehkamera zu schauen und zu sagen: „Die vergangenen Wochen waren wir abgeklärt, haben guten Fußball gespielt und waren in den Zweikämpfen sehr gut. Heute war das alles nicht so. Wir haben viele Fehler, auch unnötige, gemacht. Gefühlt war jeder zweite Ball weg.“

Weg war damit auch die Chance, sich tabellarisch weiter nach oben zu entwickeln. Sechster ist die Eintracht vor der Reise nach Bochum gewesen. Dritter hätte sie im Erfolgsfall werden können. Achter ist sie letztlich geworden. „Wir wussten eigentlich aus dem vergangenen Jahr, wie die Bochumer spielen“, sagte Trapp. „Wenn du aber die entscheidenden Dinge vermissen lässt, wird es gegen jede Mannschaft in der Bundesliga schwer.“ Selbst gegen den vorab scheinbar abgeschlagenen VfL, der all das zeigte, was die Eintracht zuletzt in der Königsklasse gegen Tottenham im Angebot hatte: Wille, Herz und Leidenschaft.

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