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#Griechenland: Auf Kreta – mit den alten Genüsse der Minoer

„Griechenland: Auf Kreta – mit den alten Genüsse der Minoer“




Kretas Küche gilt als eine der gesündesten der Welt. In den Bergdörfern der Insel gibt es Speisen zu entdecken, deren Heilkraft bereits vor Jahrtausenden zelebriert wurden.

Wo anders könnte eine Insel-Auszeit bekömmlicher beginnen als am üppig gedeckten Tisch von Pantelis Sapounakis’ Landhaus? In seinem weinumrankten Innenhof steht bereits alles für den Kreta-Neuankömmling bereit.

Der corona-müde, um Mensch und Tierwohl bedachte Urlauber lässt für die verlockende Auswahl an frischen Salaten, an handgepflückten Oliven, Kirschtomaten und Gurken auch gerne die Fleischtöpfe mit den Lammspießen unangetastet. Dass die Schaf- und Ziegenkäse-Platte, wie vom Gastgeber versichert, durchweg von glücklichen Tieren stammt, die sich an unumzäunten Kräuterweiden laben – man glaubt es mit jedem Bissen.

Die Kreter schwören auf Wein, den schon die Minoer genossen haben

Und, nun ja, der Vidiano- und Romeiko-Wein, den Sapounakis stolz und fröhlich zum Mahl kredenzt, gedeiht auf den sonnigen Hügeln um sein Heimatdorf Sellía zwischen Chania und Rethymno in so idyllischer Lage, dass man sich gerne wieder und wieder das Glas füllen lässt. Für einen Wein, der schon die alten Minoer in der Bronzezeit freudig stimmte und auf den die Kreter noch immer schwören, gibt man schließlich gerne halbherzige Vorsätze in Sachen Alkohol auf.

„Meine Familie hat schon immer Wein angebaut“, erzählt der 47-jährige Winzer, während er gleich ein halbes Dutzend Flaschen auf den Tisch stellt. Wie lange sein Geburtshaus, in dem er heute seine Weinproben veranstaltet und Gästezimmer vermietet, bereits in Familienbesitz ist, kann er nicht genau sagen: „Seit mindestens acht, neun Generationen.“ Die Weinberge der Familie liegen nicht weit davon zwischen uralten Steinmauern, über die kleine Eidechsen huschen. Ringsum nichts als Ölbäume, Obstbaumhaine und Wäldchen.

„Wenn der Weinberg gesund ist, ist auch der Mensch gesund“

Sapounakis baut ohne Einsatz von Chemikalien die alten kretischen Sorten Vidiano und Romeiko neben Malagousia, Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon an. „Wenn der Weinberg gesund ist, ist auch der Mensch gesund“, sagt er. „Für mich ist die Arbeit im Weinberg wie Meditation.“ Bei Sapounakis kommen nur Produkte aus eigener Herstellung oder der Region auf den Tisch. Obst und Gemüse stammen aus dem eigenen Garten, sein Bruder stellt Thymian- und Blütenhonig her, Milch, Käse und Fleisch bekommt er von befreundeten Bauern und Hirten. Die traditionelle kretische Küche, um die sich bei vielen Insulanern wie bei der Familie Sapounakis noch immer der Alltag dreht, gilt als eine der gesündesten der Welt.

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Bereits vor Jahrzehnten befassten sich wissenschaftliche Studien damit, warum die Lebenserwartung auf Kreta weit höher ist als im europäischen Durchschnitt. Sie führten das vor allem auf die Ernährung der Kreter zurück, die auf frischem Obst, Gemüse und Salaten, Nüssen, Fisch und Olivenöl basiert. Fleisch wird generell seltener konsumiert, und wenn, dann meist Lamm. Findige Ernährungswissenschaftler prägten hierfür den Begriff Kreta-Diät. Zum Abnehmen eignet sie sich jedoch nur für diejenigen, die auch viel Bewegung und Sport auf ihren Diät-Plan setzen. „Zu einem langen gesunden Leben gehört auch, den Moment zu leben und sich an den kleinen Dingen zu freuen“, sagt Sapounakis, in der einen Hand das volle Weinglas, die andere über den runden Bauch streichend, „wenn das Herz glücklich ist, ist es auch der ganze Körper“.

Das ganze Jahr wächst auf Kreta viel verschiedenes Gemüse

In den Dörfern im Inselinnern scheint man noch immer fast so zu essen und zu trinken, wie es in der Antike Sitte war. Wer von der Hafenstadt Chania über schmale, gewundene Sträßchen in Richtung des Lefka Ori-Gebirges fährt, sieht, mit welcher Vielfalt an Obst und Gemüse die Kreter ganzjährig gesegnet sind. Vorbei an Weinbergen und alten Ölbäumen geht es durch Kirsch-, Aprikosen- und Orangen-Haine. In den Gärten wachsen Feigen, Granatäpfel und Maulbeeren.

Erst auf über tausend Metern weicht das üppige Grün felsigem Bergland, durch das hunderte Schafe ziehen. Lefka Ori, die Weißen Berge, Kretas mächtigster, wenn auch nicht höchster, Gebirgszug steigt auf fast 2500 Meter an. Auf seinen höchsten Gipfeln liegt manchmal im Juni noch Schnee. Die Sfakioten, für die diese wilde Bergwelt seit Menschengedenken Heimat ist, haben sich ihre eigene Lebensweise bewahrt. Sie sind stolz darauf, stets ihre Unabhängigkeit behauptet zu haben. Weder die Venezianer noch die Osmanen und auch nicht die Deutschen, die im Zweiten Weltkrieg die Insel einnahmen, sollen jemals die entlegenen Täler und Bergdörfer gänzlich unter ihre Kontrolle gebracht haben.

Auf Kreta gibt es keine Raubtiere, die Schafe bedrohen

„Der Sauerstoff hier oben hält uns jung“, sagt Giannis Mihakis, „Um täglich draußen bei den Schafen zu sein, muss man fit sein.“ Auf fast 1500 Metern hütet der 61-Jährige seine Herde. In einem traditionellen Mitato, einer aus Natursteinen gemauerten Unterkunft der Berghirten, stellt er noch heute Myzithra- und Graviera-Käse her. „Vielen Jungen ist das heute zu anstrengend“, sagt er.

Der in typischem Schwarz gekleidete Sfakiote mit dem misstrauischen Blick und dem ergrauten Almöhi-Bart kann sich selbst kein besseres Leben vorstellen. „Die Schafe fressen hier fast nichts anderes als Kräuter“, sagt Mihakis, „sie sind das ganze Jahr über draußen. Das macht ihre Milch besonders fettarm und gesund.“ Noch dazu gebe es auf Kreta keine Raubtiere wie Wölfe, Bären oder Luchse. Dadurch seien die Tiere von Natur aus entspannt. Dass viele Kreter bis ins hohe Alter bei bester Gesundheit sind, führt er auf die Schafs- und Ziegenmilch zurück, auch auf das Olivenöl und den Wein.

„Es ist nicht leicht, hier Landwirtschaft zu betreiben“

Mit seiner wuchtigen Erscheinung passt er ganz und gar nicht ins Bild hipper Schlankheitsratgeber und Instagram-Fitness-Sternchen, die die Kreta-Diät preisen. Dass er, wie Mihakis mit Nachdruck versichert, ein Leben lang nie ernsthaft krank gewesen sei, nimmt man dem Schäfer jedoch sogleich ab. „Meine Mutter wurde 99 Jahre alt und mein Onkel 105“, sagt er, „ich werde es sicher auch über die 100 schaffen.“

Auf der südlichen Seite des Lefka Oris, wo das Gebirge steil ins Libysche Meer abfällt, liegt auf einer Hochebene das Dorf Anopolis. Mit Blick auf die eindrucksvolle Bergkette hat Evangelos Papasifakis Kräuterbeete in säuberlichen Reihen angelegt. „Es ist nicht leicht, hier Landwirtschaft zu betreiben“, sagt der 43-Jährige, „ab Ende April gibt es für fünf Monate fast keinen Regen, die lehmige Erde ist gut zum Töpfern, aber nicht für den Anbau“. Der Kräuterbauer verzichtet komplett auf Pestizide und erntet mit der Hand. „Es gibt hier viele Kleintiere, die anderswo selten sind“, sagt Papasifakis, „auch Schlangen sieht man ab und an. Ich mag sie, denn sie halten die Mäuse in Schach.“ Neben Schafen hält er auch Bienen und produziert seinen eigenen Honig.

Auch gegen Krankheiten gedeiht einiges auf Kreta

„Meine Großmutter wurde über 100 und ihre Töchter sind jetzt beide über 90“, erzählt der Kräuterbauer. „Als sie jung waren, gab es nach Anopolis noch keine befahrbare Straße. Alles, was sie an Medizin hatten, waren Kräuter.“ Papasifakis’ Familie setzt bis heute auf die natürliche Heilwirkung von Pflanzen. „Wer Salbei im Garten hat, braucht im Winter keinen Arzt“, sagt er, „Majoran ist gut für den Magen und Oregano kann selbst als Medizin für Bienen eingesetzt werden“. Besondere Heilkräfte misst er dem nur auf Kreta vorkommenden Diptam-Dost zu, der vor allem auf steilen Klippen wächst. „Er war früher ein Geschenk junger Männer für ihre Geliebte“, sagt Papasifakis. Bereits in der Antike galt das würzig duftende Kraut als Allheilmittel.

„Viel von dem Wissen meiner Großmutter über Heilkräuter habe ich leider nicht aufgeschrieben“, sagt der Sfakiote. „Sie war eine streng religiöse Frau und fastete dreimal im Jahr für 40 Tage.“ Jeden Tag habe sie ein Glas Wein und ansonsten vor allem Malotira-Tee getrunken. Der kretische Bergtee erinnert im Geschmack an Kamille und wird häufig mit Honig versüßt. Papasifakis pflückt ihn hoch oben im Lefka Ori. „Meine Großmutter war viel in den Bergen unterwegs und ihr Leben lang dünn.“ Was wohl am wichtigsten für das lange Leben seiner Großmutter war und ihm noch immer Vorbild ist? „Keinen Stress zu haben“, sagt der Kräuterbauer.

Vielleicht lässt sich ja wenigstens ein bisschen dieser alten kretische Lebensweisheit nach Rückkehr von der Insel in den Alltag retten.

Kurz informiert

Anreise Zum Beispiel mit Aegean Airlines (www.aegeanair.com) von verschiedenen deutschen Flughäfen nach Chania. Zur Erkundung der kretischen Bergdörfer empfiehlt sich ein Mietwagen. Uncharted Escapes (www.unchartedescapes.com) bietet auch Tagesausflüge mit dem Geländewagen ab Chania an.

Essen und Trinken Eine der schönsten Tavernen Kretas überblickt den malerischen Marmara-Strand am Fuß des Lefka Ori und ist nur zu Fuß oder mit dem Boot zu erreichen. [email protected]

“ Feinschmecker haben in Chania eine große Auswahl an Restaurants. Ausgezeichnet schmeckt es zum Beispiel im Pallas und im Salis in der Altstadt. www.pallaschania.gr,

www.salischania.com

Öl, Kräuter und Gebäck: In der Melissakis-Ölmühle lernt man alles über Olivenöl. www.melissakis.gr

“ Über die Heilwirkung typischer Kräuter informiert Evangelos Papasifakis in Anopolis votanasfakion.webnode.gr

“ Die traditionelle Ntourountos-Bäckerei in Chora Sfakion hat die größte Auswahl an Gebäck nach alten sfakischen Rezepten. Unterkünfte Pantelis Sapounakis Landhaus hat wunderschöne Gästezimmer und einen Pool mit Blick auf die Hügel von Apokoronas. www.strofilia-villas.com

“ Das familienfreundliche Strandhotel „Kiani Beach“ liegt im Westen Kretas. www.kianibeach.com

Veranstalter Let’s Crete bietet private Touren in die schönsten Regionen Kretas an. www.letscrete.com

Kontakt www.discovergreece.com

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Die Recherche dieser Reise wurde unterstützt von discovergreece

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