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Groß ist gut

Da ist sie wieder, die Angst vor der Größe. Als in der vergangenen Woche die beiden größten börsennotierten deutschen Wohnungskonzerne, Vonovia und Deutsche Wohnen, ihren Zusammenschluss ankündigten, da wurden die Sorgen gleich laut: Wenn da ein noch größerer Konzern entsteht, das ist doch sicher schlecht für die Mieter? Für die Handwerker, die von den beiden Unternehmen beauftragt werden? Und für die Mitarbeiter vielleicht auch noch? Erst mal langsam. So einfach ist es nicht. Große Organisationen sind besser als ihr Ruf.

Patrick Bernau

Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Ralph Bollmann

Korrespondent für Wirtschaftspolitik und stellvertretender Leiter Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Zugegeben: Das klingt überraschend, ausgerechnet nach Wochen, in denen das Bundeskartellamt Verfahren gegen Google und Amazon eingeleitet hat, weil sie so mächtig sind. Und doch weist selbst das schon darauf hin, wozu Großkonzerne gut sind. Denn die Macht der großen Unternehmen kommt ja nicht irgendwoher. Sie kommt daher, dass sich Kunden und Mitarbeiter immer wieder frei für deren Dienste entscheiden. Mit jeder beantworteten Suchanfrage lernt Google etwas über die Vorlieben seiner Nutzer und kann etwas besser werden, mit jedem zusätzlichen Kunden kann sich Amazon ein bisschen zusätzliche Entwicklerkapazität leisten und seine Software verbessern – und so weiter.

Sicher: Nicht jede Fusion macht einen Superstar. Längst ist nachgewiesen, dass so manche Übernahmefantasie von angestellten Managern sich am Ende eher als Albtraum herausstellt. Die Beispiele sind bekannt. Die „Hochzeit im Himmel“ von Daimler und Chrysler scheiterte nach nur sieben Jahren. Und doch: Wenn große Konzerne richtig arbeiten, haben sie einen Nutzen für alle. Nur nicht für die Konkurrenz. Deren Leben wird schwerer. Denn die Latte liegt höher.

Superstar-Firmen sind erst mal gut für Verbraucher

Das ist schon seit einer ganzen Weile klar. Vor drei Jahren diskutierten die Notenbanker der Welt über sogenannte „Superstar-Unternehmen“: große Konzerne, die sich immer weiter ausbreiten, eben weil sie für alle Beteiligten gut sind. Weil es heute mehr auf die Technik ankommt als früher. Großunternehmen müssen diese Technik oft nur einmal entwickeln und können sie schneller einsetzen. Bei anderen Aufgaben gibt es ähnliche Effizienzen.

Das Engagement des selbständigen Händlers um die Ecke ist manchmal nicht zu schlagen. Trotzdem bieten größere Unternehmen ihren Kunden oft bessere Leistungen zu kleineren Preisen, darum sind meist sie es, die Kunden gewinnen. Mitarbeiter bekommen höhere Löhne, die Eigentümer können sich trotzdem höhere Gewinne auszahlen. Alle profitieren. So geschieht es nicht nur in Tech-Branchen. Selbst Amerikas Supermarktkette Walmart fällt in diese Kategorie von Unternehmen, wie Ökonomen gezeigt haben.

Die Vorstellung, dass die Großen systematisch ihre armen Beschäftigten knechten, hält einer praktischen Betrachtung kaum stand. Natürlich wird in der Gastronomie oder Logistik schlechter bezahlt als in Banken oder Softwarefirmen. Aber innerhalb der jeweiligen Branche steigt das Durchschnittsgehalt oft mit der Firmengröße: Unternehmen mit mehr als tausend Beschäftigten zahlen im Schnitt doppelt so hohe Gehälter wie Klitschen mit bis zu 20 Leuten, ergab eine Studie der Hamburger Vergütungsberatung PMSG. Auch bei Themen wie der Stärke der Arbeitnehmervertretung oder dem Weiterbildungsprogramm hat der Kleinbetrieb nur selten die Nase vorn.

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