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#„Putin ist der Satan“

„„Putin ist der Satan““

Was wollen alle diese Russen hier bei uns? Sie sollten in ihre Heimat zurückkehren, auf ihre Landsleute einwirken und endlich einen Machtwechsel herbeiführen!“ Die Literaturmanagerin Medea Metreveli, die als Leiterin von Georgiens Nationalem Buch-Center 2018 den brillanten Gastlandauftritt auf der Frankfurter Buchmesse organisiert hatte und die wir in einem Café in Tiflis treffen, ist – wie viele georgische Intellektuelle – über die Massenflucht der russischen Intelligenzija in ihr Land gar nicht begeistert. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sind schätzungsweise 30 000 russische Staatsbürger nach Georgien gekommen, wo sie visumfrei einreisen können, nicht verfolgt und nicht eingezogen werden und wo ein geringes Einkommen ein vergleichsweise gutes Leben finanzieren kann.

So sammeln sich seit dem Beginn des Ukrainekrieges hier besonders politisch aktive Emigranten, oppositionelle Aktivisten, Künstler, Journalisten. Doch es kämen ebenso Putin-Unterstützer und Chauvinisten, die Georgien mit seinem kulturellen Kolorit als exotisches Gouvernement ansehen, ereifert sich Medea Metreveli, die alle Russen in Kollektivhaftung nimmt für die Schande des Putin-Regimes, wie sie es nennt, das, Umfragen zufolge, von siebzig Prozent der Bevölkerung unterstützt werde. Daher befürwortet sie derzeit einen Pauschalboykott russischer Kultur. Denn Künstler hätten eine besondere Verantwortung für das Wertesystem in ihrem Land, und die kritischen Stimmen eines Vladimir Sorokin, Michail Schischkin, Viktor Jerofejew, Boris Akunin – die obendrein selbst im Westen lebten – seien einfach zu wenige, ihre Stimmen zu schwach und zu wirkungslos.

Das Volk ist für die Ukraine, die Regierung prorussisch

Georgien, dessen staatliches Territorium seit 2008 zu zwanzig Prozent russisch besetzt ist, betrachtet den Krieg in der Ukraine auch für sich selbst schicksalsentscheidend. In Tiflis sind Fassaden, Balkone, Metrostationen, Cafés mit ukra­i­nischen Fahnen dekoriert, die Menschen tragen blau-gelbe Schleifen. Zwei für die Ukraine gefallene georgische Kriegsfreiwillige werden in diesen Tagen mit großem Pomp in der Kaschweti-Kirche am Rustaweli-Boulevard ausgesegnet. Die Ukraine müsse diesen Krieg gewinnen, sagt Metreveli und spricht damit, wie Umfragen besagen, für achtzig Prozent ihrer Landsleute. Sollte Putin siegen, so sei auch Georgien verloren. Umso mehr erbittert es sie, dass die Regierung der Partei „Georgischer Traum“ eine scheineuropäische Politik betreibe und entsprechend den Geschäftsinteressen ihres Gründers, des die georgische Wirtschaft dominierenden Oligarchen Bidsina Iwanischwili, das Land prorussisch ausgerichtet hat. Für Metreveli hatte das direkte Folgen. Nach dem georgischen Triumph in Frankfurt sei sie von staatlichen Kulturfunktionären gefragt worden, warum sie nicht lieber einen Auftritt auf der Moskauer Buchmesse organisiert habe, sagt sie. 2019 wurde das Nationale Buch-Center geschlossen.

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