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#Harter Sommer, schöner Winter

„Harter Sommer, schöner Winter“

Dass Laura Nolte früher selbst Leichtathletik betrieben hat – den Sprint –, hilft heute enorm. „Ich habe eine gute Ausbildung“, sagt sie. Nolte weiß also nicht nur, was sie machen muss. Sie weiß auch, warum. Denn der Satz „Wintersportler werden im Sommer gemacht“ sei so was von wahr, findet die Olympiasiegerin im Zweierbob und lacht: „Viele wissen gar nicht, was wir von April bis September tun“ – und viele wissen auch gar nicht, wie Laura Nolte ohne Rennanzug und Helm aussieht.

Dazu müsste man sich dieser Tage auf die altehrwürdige Anlage „Rote Erde“ neben dem Westfalenstadion begeben. Fast jeden Morgen ist Laura Nolte dort im Sommer anzutreffen. Sie sagt: „Ich trainiere vormittags von zehn bis 14 Uhr. Nachmittags habe ich Physiotherapie und aktive Regeneration – Yoga, Schwimmen oder einfach Spazierengehen. Abends habe ich Termine oder plane die nächsten Wochen und die kommenden Wettkämpfe.“

Anschieberin Levi „gesucht und gefunden“

Studieren tut sie auch noch, Wirtschaftspsychologie an der Universität Bochum, und ihr Arbeitgeber, die Bundeswehr, möchte sie als Stabsunteroffizierin auch mal zu Gesicht bekommen (wobei sie während ihrer aktiven Karriere freigestellt ist). Die Athletin aus Unna, die für den BSC Winterberg antritt, denkt aber auch an Entspannung: „Ich gehe auch mal aus, wenn ich abends Zeit habe.“

Telefonate mit ihrer Freundin und Anschieberin Deborah Levi gehören auch zum Alltag; überhaupt ist Deborah Levi eine ganz wichtige Person in Laura Noltes Leben: „Debbie und ich haben uns gesucht und gefunden. Wir verbringen so viel Zeit miteinander, hängen so eng aufeinander, aber wenn wir bei Wettkämpfen mal zwei Einzelzimmer haben könnten, entscheiden wir uns doch wieder für ein Doppelzimmer.“

Erst auf der Tartanbahn, dann im Eiskanal: Bobpilotin Laura Nolte (hier bei Olympia in Peking) legt derzeit die Grundlagen für eine erfolgreiche Saison.


Erst auf der Tartanbahn, dann im Eiskanal: Bobpilotin Laura Nolte (hier bei Olympia in Peking) legt derzeit die Grundlagen für eine erfolgreiche Saison.
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Bild: picture alliance/dpa

Wenn sie nicht in Dortmund trainiert, übt sie in Frankfurt gemeinsam mit Deborah Levi, die in Frankfurt wohnt, im Leichtathletik-Stadion an der Hahnstraße. Dann ist auch Trainer David Corell dabei. Was wird trainiert im Sommer? „Sehr viel Sprint und Kraft. Für mich gilt jeden Tag im Training: stark werden. Ein Bob wiegt 170 Kilogramm – den muss man erst einmal wegbewegen. Ich muss auf jeden Fall schnell sein. Gut fahren reicht nicht. Was wir am Start verlieren, verdreifacht sich auf der Strecke.“

Seit der Goldmedaille von Peking Anfang des Jahres hat Laura Nolte erst recht das Gefühl, dass sich die Entbehrungen der vergangenen sieben Jahre gelohnt haben. Kommende Saison wird die Weltmeisterschaft in St. Moritz der Saisonhöhepunkt sein. Und es ist sehr viel unsichtbare Arbeit, die die 23 Jahre alte Sportlerin verrichten muss. „Als Pilotin bin ich Teamchefin. Die ganze Organisation hängt an mir, Fahrten organisieren, Hotels buchen, Sponsoren kontaktieren“, sagt sie.

Selbst ist die Frau

Den Bus, in dem die beiden unterwegs sind (meist Richtung Süden), steuert sie selbst, auch mal nachts – was ihre Eltern gar nicht immer so toll finden. Selbst ist die Frau: „Wir müssen den Bob von A nach B fahren, ihn auch in den Transporter heben.“ Und schaut man in die dunkle Jahreszeit, taucht eine eher nervige Arbeit am Horizont auf: „Im Winter stehen wir sehr viel in der Garage und polieren und schleifen die Kufen.“ Acht bis zehn Stunden pro Woche verbringen die beiden dann mit ihrem aufgebockten Sportgerät; Zeit, in der sie lieber mehr fahren würden: „Wir könnten da bestimmt viel rausholen“, sagt Laura Nolte – die sich allerdings damit abgefunden hat, dass ihnen niemand etwas abnimmt: „Wir zwei sind das Team.“

Je näher die Wintersaison rücke, desto spezifischer werde das Training. Nach dem Leichtathletiktraining kam ab Mitte Juli die Schufterei auf Anschubbahnen hinzu, wo auf Tartan der Start im Bob simuliert wird. Meist in Winterberg an Samstagen, wo sie dann auch Bundestrainer René Spies trifft, aber manchmal auch in Potsdam oder Berchtesgaden. „Jedes Gefälle ist anders“, sagt sie. „Es ist nun einmal so, dass wir im Sommer nicht Bob fahren können, sondern nur Anschub trainieren.“

Doch fährt sie gewissermaßen auch in der warmen Jahreszeit – „ich schaue mir auf Youtube GoPro-Fahrten der Bahnen an und fahre die Bahnen so visuell ab. In der nächsten Saison wird es wieder neue Bahnen geben, und die kann ich schon im Sommer auf Youtube in allen Perspektiven sehen.“

Nicht verzichten möchte Laura Nolte auf die Unterstützung im mentalen Bereich. Gerade nach ihrem Sturz in Altenberg im Februar sieht sie hier Bedarf. Alle zwei Wochen (auch im Sommer) trifft sie Gaby Bußmann, die frühere 400-Meter-Läuferin, und tauscht sich mit der Mentaltrainerin aus.

Das geht in der Wintersaison oft nur über Videokonferenz, wird dann aber in der Frequenz gesteigert: „Was waren meine Probleme während der Fahrt? Woher kamen sie? Wir versuchen das aufzuarbeiten und Methoden zu finden, wie es zukünftig besser werden kann“, erklärt Laura Nolte. „Mentale Stärke ist im Bobfahren ein sehr wichtiges Instrument. Vergangene Saison war bei uns nach dem Sturz alles gut, aber trotzdem habe ich mich alle zwei Wochen coachen lassen.“

Das klingt anstrengend, und das ist es auch – gerade jetzt, wo die Laufeinheiten in der Roten Erde manchmal einsame Angelegenheiten sind, wenn ihr Trainingspartner Christopher Weber fehlt. „Ich frage mich schon manchmal, wofür ich das mache“, sagt Laura Nolte, „es sind wirklich viele verschiedene Rollen, in denen ich unterwegs bin. Aber ich werde auch immer wieder durch Erlebnisse und Erfolge belohnt. Es ist ein außergewöhnlich anstrengendes, aber auch ein außergewöhnlich schönes Leben.“ Und wenn sie nach drei Wochen Dortmunder Sommertraining am Stück zehn Tage nach Frankfurt fährt und mit Deborah Levi trainieren darf, schwinden auch die Restzweifel wieder. Im Team schwitzt es sich eben leichter.

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