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#Heba Y. Amin im Porträt: Wenn Kunst investigativ wird

Heba Y. Amin im Porträt: Wenn Kunst investigativ wird

Im Jahr 2013 gab es eine ungewöhnliche Schlagzeile im englischen „Guardian“: „Arrested ‚spy‘ stork killed and eaten after release in Egypt“, „verhafteter Spion-Storch in Ägypten getötet und verspeist“. Ein ägyptischer Fischer hatte den Storch, an dessen Rücken ein GPS-Sender angebracht war, gefangen und den Behörden übergeben. Man vermutete, der Storch sei eingesetzt worden, um Aufnahmen des ägyptischen Territoriums an andere Länder oder Terrororganisationen zu senden.

Die Bilder zeigen das Tier mit schuldbewusst gesenktem Kopf in einer Zelle. Nachdem man herausgefunden hatte, dass der Vogel bloß von ungarischen Wissenschaftlern mit dem Sender ausgestattet worden war, um seine Flugroute zu tracken, ließ man ihn wieder ziehen. Doch der arme Storch kam nicht weit: Schon etwas weiter nilabwärts wurde er wieder gefangen und anschließend von Anwohnern der Gegend verspeist.

An der Schnittstelle von Politik, Architektur und Technologie

Heba Y. Amin, 1980 in Kairo geboren, nutzt solche skurril anmutenden Geschichten als Einstieg in komplexere Themen. Sie hat in den Vereinigten Staaten Malerei studiert, die Malerei jedoch schon seit längerem aufgegeben. Sie arbeitet investigativ und nähert sich ihren Themen eher wie ein Journalist oder ein Wissenschaftler, der sich an der Schnittstelle von Politik, Architektur und Technologie bewegt. Was dann in Ausstellungen zu sehen ist, sind Fotografien, Videos, Lecture-Performances und historische Dokumente.

Die Art der Präsentation dient dabei lediglich der besseren Zugänglichkeit und der Kontextualisierung des Materials. Darin gleicht ihre Arbeit der Forschungsgruppe „Forensic Architecture“, die zusammen mit Architekten, Wissenschaftlern und Journalisten Menschenrechtsverletzungen aufklärt, oder auch der Arbeit von Taryn Simon, die für das Projekt „The Innocents“ die Opfer von Justizirrtümern an den vermeintlichen Tatorten fotografierte, an denen die Verurteilten nie waren. „Forensic Architecture“ verstehen sich als interdisziplinärer Thinktank, der seine Recherchen immer wieder in erzählerischen Filmen oder interaktiven Karten aufbereitet und in Kunstinstitutionen präsentiert.

Heba Y. Amin


Heba Y. Amin
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Bild: AFP

Diese Art der Überlappung von Disziplinen ist auch eine Antwort auf die wachsende Komplexität in der Welt. Es reicht nicht mehr, einen Experten aus einem spezifischen Feld zu bemühen. Es braucht Wissenschaftler und Künstler, um das, was man herausgefunden hat, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wissenschaftliche Forschung erreicht Menschen außerhalb des universitären Kontexts kaum. Umgekehrt sind Arbeiten wie die von Heba Y. Amin auch eine Chance für die Institutionen der Kunst: Statt zu Tempeln der Kontemplation werden sie so zu Orten, an denen relevante und aktuelle Themen verhandelt werden.

Mittlerweile lebt Heba Y. Amin in Berlin und hat unter anderem bei der 10. Berlin Biennale oder der 15. Istanbul Biennale ausgestellt. Es geht ihr darum, die Blickachsen, über die man Geschichte betrachtet, zu verändern und andere Perspektiven in das vorgefertigte Wahrnehmungsmuster einzuweben – besonders, wenn es dabei um die Repräsentation des Nahen Ostens geht.

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