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#Heilkristalle im Kindergarten – naklar

Heilkristalle im Kindergarten – naklar

Was tun, wenn die nette Erzieherin im Kindergarten von den magischen Heilkräften der Edelsteine erzählt? Der Brief einer betroffenen Mutter.

Für Kinder ist die Welt etwas Magisches, und das ist auch gut so. Der Osterhase bringt Schokolade, und auf dem Apfelbaum wachsen Äpfel. Dass das eine erfunden, das andere wissenschaftlich erklärbar ist, müssen sie erst lernen – und das gelingt meistens recht problemlos.

Aber wie reagiert man, wenn das Kind von seiner geliebten Erzieherin mit esoterischen Theorien konfrontiert wird, die man vom Kind lieber ferngehalten hätte? Was macht man, wenn das Kind beim Frühstück begeistert von den magischen Heilkristallen erzählt, die im Kindergarten verwendet werden? Was soll man tun, wenn das Kind in einen Autoritäten-Konflikt gerät und zu heulen beginnt, weil ihm die Eltern eine andere Weltsicht erklären als die, die es aus dem Kindergarten kennt?

Ganz falsch wäre es wohl, das Kind gegen die Erzieherin aufzuwiegeln. Die Sache einfach hinzunehmen, ist aber auch nicht die beste Lösung. Wie man mit solchen Situationen umgehen kann, zeigt dieser Brief einer Mutter an die KiTa, den ich für sehr klug halte. Ich bedanke mich dafür, dass ich ihn hier (anonymisiert) wiedergeben darf und freue mich auf die Diskussion: Wie hättet ihr reagiert?

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Liebes Erzieherteam, lieber Elternbeirat,

wir möchten Ihnen zuerst einmal für ihre tolle und engagierte Arbeit im letzten Jahr und für die schöne und aufwändige einstündige Präsentation über die Erziehungsarbeit in KiTa und Kindergarten bedanken. Wir haben sicher alle gemerkt, dass sehr viel Arbeit darin investiert wurde. Noch gestern hat mein Mann sich sehr darüber gefreut, dass im Kummerkasten noch nie ein negatives Anliegen zu finden war.

Eine Sache bereitet uns dann aber doch etwas „Kummer“. Gestern abend hat xxx xxx in der kleinen Runde kurz von ihrem Projekt mit Edelsteinen berichtet, weil die Kinder sie angesprochen haben, warum sie „Edelsteine in ihrem Wasser“ hätte. Mein Mann hat sich dann kurz Gedanken darüber gemacht und es dann wieder verworfen. Bis heute morgen, als unser Kind mit dem Ernst, der Kindern – glücklicherweise! – zu eigen ist, über „heilende Edelsteine“ gesprochen hat. Er hat von sich aus sehr ernst und detailgenau über Amethyste und Bernsteine gesprochen – Bernsteine (ich erklärte ihm, dass das Baumharze sind, die mit Edelsteinen nichts zu tun haben) könnten heilen, sich als „Sonnensteine“ mit Sonnenlicht aufladen – ein Mädchen habe auch eine Kette, „damit die Zähne besser wachsen“ usw usw.

Wenn man persönlich glaubt, dass einem Edelsteinwasser gut tut oder es gar „heilt“, ist das völlig in Ordnung – nur sollten Dinge, die nicht objektiv verallgemeinerbar sind, weil sie schlichtweg jeder Wissensgrundlage entbehren und im Bereich der Esoterik anzusiedeln sind, Kindern so nicht „beigebracht“ oder vermittelt werden: Kinder können zwischen Glaubens- und Wissensinhalten noch nicht unterscheiden – das ist auch sehr gut so! Mit dem gleichen Ernst, mit dem sie Wissen aufnehmen, nehmen sie aber auch Dinge auf, die im Bereich der Privaterfahrung und des Privatglaubens bleiben sollten. Ginge unser Sohn auf einen kirchlichen Kindergarten, müssten wir damit rechnen, dass Glaubensinhalte vermittelt werden – das wäre uns klar und es wäre auch in Ordnung, weil es eben klar Dinge des Glaubens und der Institution Kirche sind, die wir zutiefst respektieren (mit unserem Sohn bete ich abends zum Beispiel auch, weil es eine wunderbare Form des inneren „Ablegens“ von allem ist, was einen so tagsüber beschäftigt hat – auch wenn wir nicht in die Kirche gehen).

Gerade im Kleinkind- und Kindbereich (das geht ja mit der Geburt schon los) werden aber heute viele Dinge vermittelt, die jenseits allem Faktischen anzusiedeln sind, Einfallstore für Dinge wiederum, die wir für sehr problematisch halten – alle sind ja „irgendwie“ gegen Donald Trump, aber zu seiner Truppe gehören neben Esoterikern, Impfgegnern, Kreationisten und Fundamentalisten, die ohne rot zu werden vom „Postfaktischen“ sprechen und Wissenschaftler, die sich noch um echtes, verallgemeinerbares Wissen bemühen, als „Spaßbremsen“ diffamieren – in der Türkei werden sie nicht ohne Grund weggesperrt, weil Manipulationen der Menge so viel leichter vorgenommen werden können.

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