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#Noch kein Wrack, aber wertvolle Daten

„Noch kein Wrack, aber wertvolle Daten“

Das Meereisminimum der Antarktis ist durchschritten, die Eisausdehnung im östlichen Weddellmeer nimmt zu. Doch im westlichen Teil, wo sich das Expeditionsschiff Agulhas II auf der Suche nach dem Wrack der Endurance derzeit befindet, schwankt das Wetter. Das ist erfreulich. Am 1. März steigt die Temperatur sogar auf den Gefrierpunkt, sodass die Forscher mit pappigem Schnee einen Schneemann bauen können. Tags drauf sind es minus 10 Grad, keiner darf wegen des Windes aufs Eis; die Windkühle beträgt minus 30 Grad. Das Helikopterteam richtet ein Tischtennisturnier aus. Doch die Stimmung ist zuweilen gedrückt. Der Schatten des Ukraine-Krieges hängt über der Agulhas II, deren Besatzung per Internet das Weltgeschehen verfolgen kann.

Auch die Expedition Ernest Shackletons stand weltpolitisch unter schwierigen Vorzeichen. 1914 war er eine Woche nach Beginn des ersten Weltkrieges aufgebrochen. Sein Angebot, das Vorhaben einer Antarktis-Durchquerung abzubrechen, um die Endurance der Flotte bereitzustellen, hatte der damalige Marineminister Winston Churchill ausgeschlagen. Obgleich die Endurance später im Eismeer versank, kehrte Shackleton als gefeierter Held heim. Seine Rettungsaktion über etliche Monate zu Land und See und seine Führungskunst werden noch heute als Beispiele erfolgreichen Krisenmanagements gerühmt.

Noch immer kein Wrack

„Diese Endurance22-Expedition ist gelebte Geschichte“, sagt Lasse Rabenstein, der Chefwissenschaftler des Projektes, „es soll ein jahrhundertaltes Kapitel abrunden und weitererzählen.“ Die Stimmung auf der Agulhas II könne man aber mit Shackletons Abenteuerreise nicht vergleichen. Schließlich herrschte dort die Ungewissheit, ob die Besatzung wieder nach Hause finden würden. „Unsere einzige Ungewissheit ist, ob wir das Wrack finden“, stellt Rabenstein klar.

Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts verpacken entnommene Bohrkerne.


Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts verpacken entnommene Bohrkerne.
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Bild: Lasse Rabenstein

Es ist Freitag, 4. März, minus 12 Grad. Die Expedition ist in der Verlängerung, aber spätestens in sechs Tagen, am 10. März, muss sich die Agulhas II auf den Rückweg nach Kapstadt machen. Das Untersuchungsgebiet ist noch nicht ganz abgescannt. Täglich koordiniert Rabenstein, wann welcher Forscher aufs Eis gehen kann. Er bleibt jetzt meist an Bord für Büroarbeiten und Besprechungen, etwa mit dem Eislotsen Kapitän Freddie Ligthelm. Hilfreich bei der Erstellung neuer Eiskarten erweist sich jetzt eine Schneeboje, die Stefanie Arndt vom Alfred-Wegener-Institut auf einer Eisscholle installiert hat. Die Boje sendet kontinuierlich Daten zu Schneefall und GPS-Position. Damit korrigiert Rabenstein die Drift der einige Stunden zurückliegenden Satellitenaufnahme zum aktuellen Zeitpunkt. Die Boje dient Arndts Forschung. Die Meereisphysikerin untersucht schon mehrere Jahre in Folge die Eis- und Schneestrukturen des Weddellmeeres. Sie sammelt Proben und Bohrkerne, bestimmt Zusammensetzung, Alter und Typ von Schnee und Eis. Das ist auch klimatologisch interessant, weil Eisbedeckung und globale Klimaänderungen zusammenhängen: Eis reflektiert Sonnenenergie. Schwindet das Eis, wärmt sich der Ozean stärker auf.

Um die Änderungen des Meereises kontinuierlich zu beobachten, braucht es Satellitenmessungen. Doch noch ist eine Messung der Meereisdicke vom Weltraum aus wegen der komplexen Eis- und Schneezusammensetzung, wie sie insbesondere im Weddellmeer existiert, mit großen Unsicherheiten behaftet. So ist eine Besonderheit dieser Region, dass das Eis nicht nur von unten wächst, sondern auch durch kompaktierten und transformierten Schnee von oben zunimmt. All diese Eisschichten haben unterschiedliche physikalische Eigenschaften.

Die auf der Expedition akquirierten Eis- und Schneedaten werden auch von den DLR-Forschern an Bord genutzt, um aus Satelliten abgeleitete Informationen zu validieren. Denn im Rahmen des gemeinsamen Forschungsprojektes EisKlass2, gefördert durch den mFUND des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, wird eine künstliche Intelligenz entwickelt, um das Eis für künftige Karten automatisch zu klassifizieren. Dank der umfangreichen wissenschaftlichen Datensammlungen wird diese Expedition also in jedem Fall als Erfolg gewertet werden — wie auch immer die Wracksuche ausgeht.

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