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#Ein Strich sagt mehr als tausend Worte

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Ein Strich sagt mehr als tausend Worte

Humorvoll, melancholisch, düster, hintergründig, geistreich, sarkastisch, rätselhaft, amüsant – das ist nur eine Auswahl der Adjektive, mit denen zuletzt in der österreichischen Presse die Zeichnungen Paul Floras (1922 bis 2009) beschrieben wurden. Erster Anlass war im vergangenen Herbst eine Ausstellung in der Albertina, die auf das nun angebrochene Jubiläumsjahr einstimmen sollte. Sie ging Ende Januar zu Ende, und nun liegt der Ball im Feld des Karikaturenmuseums in Krems, das sich zum Hundertsten des Zeichners ebenfalls mit einer Schau positioniert. Immerhin, ältere Besucher wissen es noch, genoss Flora zeitweise Weltruhm als Karikaturist. Das liegt nun allerdings schon sechs Jahrzehnte zurück. Da er aber – noch eine Zuschreibung – zeitlos arbeitete, wird es darauf ankommen, wie ein jüngeres Publikum auf seine Bilder reagiert.

Krems fügt zwei weitere Zuschreibungen hinzu, „bitterbös und augenzwinkernd“, so der Untertitel der Schau, die sich vollmundig eine „umfassende Re­trospektive“ nennt. Hundertsiebzig Bilder auf vierhundert Quadratmetern sind freilich nur ein kleiner Ausschnitt aus dem kaum überschaubaren Werk Floras – allerdings ein hochkarätiger. Kuratiert wurde die Schau von Floras Schwiegersohn und Nachlassverwalter Thomas Seywald sowie von Gottfried Gusenbauer, Leiter des Karikaturenmuseums. Die Exponate kommen zum größten Teil aus Familienbesitz und aus dem Bestand der Landessammlungen Niederösterreich.

Es beginnt mit Zeichnungen aus den mittleren Dreißigerjahren für die Schülerzeitung in Innsbruck, wohin Flora als Fünfjähriger gekommen war. Künstlerische Gehversuche des Gymnasiasten, die zeichnerisches wie schriftstellerisches Talent beweisen – und politischen Instinkt. Dass beide Talente aus einer satirischen Ader gespeist werden, wird im Lauf der Jahre immer deutlicher zum Tragen kommen. „Kurze Existenz eines Kugelkopfs“ (1951), in dem Flora von links nach rechts in neun Stationen ein Männchen entstehen und verschwinden lässt, beweist Floras Sinn für Bildgeschichten, der auch die Serie „Herr Huber im Wilden Westen“ auszeichnet.

Hat Flora, was Kubin fehlte?

Stilistisches Vorbild: Alfred Kubin. Flora besucht ihn nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Zwickledt, die beiden sind bis zu Kubins Tod 1959 befreundet. Da hat sich Flora zeichnerisch vom Übervater längst gelöst und zu seinem eigenen Strich gefunden. „Flora hatte, was Kubin fehlte – ein satirischer Blick auf die Menschheit“, so Gottfried Gusenbauer. Dass ein Schwerpunkt im Karikaturenmuseum auf dem Satiriker Flora liegt, versteht sich. Es sind Arbeiten aus seiner Zeit als Karikaturist, die sich angesichts einer Schaffensphase von mehr als siebzig Jahren beinahe kurz ausnimmt.

Eine Zeichnung, die Paul Floras hintersinnigen Humor perfekt zum Ausdruck bringt: „Die vom Nasenclub“ aus dem Jahr 2002


Eine Zeichnung, die Paul Floras hintersinnigen Humor perfekt zum Ausdruck bringt: „Die vom Nasenclub“ aus dem Jahr 2002
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Bild: Nachlassvertretung Paul Flora

Von 1957 bis 1971 zeichnet Flora für „Die Zeit“ in Hamburg, angeworben von Marion Gräfin Dönhoff. Dreitausend Blätter entstehen in diesen Jahren. Manche könnten auch heute noch zum Einsatz kommen, etwa „Aufmarsch der Olympioniken“ aus dem Januar 1964. Ein Fahnenträger geht voran, gefolgt von einer kleinen Gruppe Athleten mit der Fahne „Sieg“, hinter der viele dicke Männer mit Hüten unter dem „Gewinn“ marschieren. Nach dem Abschied von der „Zeit“ will Flora das Etikett Karikaturist loswerden, er nennt sich fortan Zeichner und lässt sich 1980 dabei fotografieren, wie er seine Arbeiten verbrennt. Ob in der Kiste tatsächlich Zeichnungen waren, ist nicht bekannt, auffindbar sind heute bislang nur rund achthundert Karikaturen.

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