Nachrichten

#Hier wohnen nur Weiße

Hier wohnen nur Weiße

Vince Meredays Zeit in der amerikanischen Navy endete 1945 als Flugzeugmechaniker. Er hatte den Pilotentest bestanden, doch Schwarze bekamen damals kein Flugtraining. So blieb er am Boden. Er reparierte bis zum Kriegsende Flugzeuge. Danach fand der Veteran Arbeit bei seinem Onkel. Dieser hatte mit ausgedienten Armeelastern ein florierendes Frachtunternehmen gegründet, das den größten Auftrag seiner jungen Geschichte abarbeitete für den Immobilienentwickler William Levitt. Dieser hatte begonnen, eines der ambitioniertesten Hausbauprojekte des Landes zu errichten: Levittown im Bundesstaat New York. Der Immobilienentwickler baute günstige Eigenheime für zurückkehrende Kriegsteilnehmer, Vince Mereday lieferte dafür die Gipsplatten.

Winand von Petersdorff-Campen

Als Amerikas größte Bank JP Morgan Chase vorige Woche ankündigte, 30 Milliarden Dollar in die Überwindung von systemischem Rassismus zu investieren, wunderten sich Beobachter über den Schwerpunkt der Initiative: Die Bank will vor allem mehr Schwarzen den Weg zum Hauseigentum bahnen. Nicht ohne Grund: Wer nach Ursachen für die Ungleichheit zwischen Schwarzen und Weißen sucht, der stößt auf das Eigenheim in suburbanen Landschaften wie Levittown, in denen sich für viele der amerikanische Traum manifestierte. Wie daraus eine Kluft zwischen Schwarz und Weiß erwachsen konnte, illustriert der Lebensweg des schwarzen LKW-Fahrers Vince Mereday, den der Forscher Richard Rothstein nachgezeichnet hat („The Color of Law: A Forgotten History of How Our Government Segregated America“).

Günstiges Wohnen für die Masse

Levittown, 50 Kilometer westlich von Manhattan gelegen, war 1946 die visionäre Antwort auf ein schwerwiegendes Problem der Regierung. Es fehlte erschwinglicher Wohnraum. Vor allem die zu Hunderttausenden aus dem Krieg zurückkehrenden Soldaten brauchten dringend Unterkunft. Der Unternehmer William Levitt lieferte eine Lösung: Gleichförmige Häuser aus massengefertigten Bauteilen, die von spezialisierten Bautrupps schnell zusammengesetzt werden. 17.500 günstige kleine Häuser entstanden so in Long Island auf ehemaligen Kartoffelfeldern. Sie kosteten 8000 Dollar, das entspricht heute 115.000 Dollar.

F.A.Z.-Newsletter „Amerika wählt“

Kann Trump sich gegen Biden behaupten? Eine persönliche Einschätzung und die wichtigsten Amerika-Analysen der F.A.Z. jeden Donnerstag in Ihrem E-Mail-Postfach.

Levitt konnte die Häuser nur deshalb bauen lassen, weil die New-Deal-Behörde Federal Housing Administration seine Kredite garantierte. Die Hypothekendarlehen der kaufenden Familien waren ebenfalls durch Garantien der Behörde oder durch das Veteranenamt garantiert. Sie waren mit ihren 30 Jahren Laufzeit, geringen Zinsen und Anzahlungen günstiger als die Miete in staatlichen Wohnungen. Die Nachfrage war gewaltig.

Kreditanstalt wollte nur weiße Bewohner

Vincent Mereday, der als Fahrer für seinen Onkel gut verdiente, bewarb sich in Levittown um ein Haus. Er gehörte als Veteran zur Zielgruppe. Für Leute wie ihn hatte der Kongress das heute noch hoch- gelobte „GI-Bill“ (Soldatengesetz) geschaffen. Es finanzierte Kriegsveteranen unter anderen die Hochschulausbildung und gab damit vielen Schwarzen die Chance auf ein College-Studium. Und es garantierte günstige Hypothekendarlehen. Vince Mereday hätte sich damit ein Haus leisten können. Doch seine Bewerbung wurde abgelehnt. Sie hatte nie eine Chance.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!