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#Hinweise im ersten Geschäftchen

Hinweise im ersten Geschäftchen

Eine besondere und überraschend aufschlussreiche Substanz: Im ersten Kot eines Neugeborenen stecken Informationen über seine zukünftige Gesundheitsentwicklung, geht aus einer Studie hervor. Wenn das sogenannte Mekonium demnach arm an bestimmten Substanzen ist, entwickelt sich die Darmflora eines Kindes ungünstig, was wiederum mit einer Neigung zur Ausbildung von Allergien im ersten Lebensjahr verbunden ist. Analyseergebnisse des ersten Geschäftchens eines Kindes könnten somit frühe Maßnahmen zur Förderung eines gesunden Immunsystems ermöglichen, sagen die Wissenschaftler.

Es wird auch „Kindspech“ genannt: In den ersten 24 bis 48 Stunden nach der Geburt scheidet ein Kind eine dunkelgrüne Masse als die erste Form von Kot aus. Beim Mekonium handelt es sich folglich nicht um die Endprodukte von Nahrung. Es besteht stattdessen aus Schleimhautzellen und eingedickter Galle sowie aus Substanzen, die das Kind im Mutterleib mit dem Fruchtwasser verschluckt hat. Somit unterscheidet sich der erste Kot fundamental von allem, was folgt.

„Mekonium ist wie eine Zeitkapsel, die verrät, welchen Bedingungen das Kind vor seiner Geburt ausgesetzt war“, sagt Charisse Petersen von der University of British Columbia in Vancouver. „Es enthält sehr viele unterschiedliche Substanzen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass sie auch die Entwicklung der ersten Darmmikroben beeinflussen“, so die Wissenschaftlerin. Eine günstige Zusammensetzung der Darmflora spielt wiederum eine wichtige Rolle bei der Ausbildung eines gesunden Immunsystems, wie mittlerweile aus zahlreichen Studien bekannt ist.

Spurensuche im „Kindspech“

Vor diesem Hintergrund sind Petersen und ihre Kollegen nun der Frage nachgegangen, ob sich bestimmte Eigenschaften des Mekoniums mit späteren Merkmalen des Immunsystems eines Kindes verknüpfen lassen. Sie analysierten dazu die Inhaltsstoffe in Mekonium-Proben von 100 Neugeborenen, die an der sogenannten CHILD Cohort Study teilnahmen – einem weltweit durchgeführten Projekt zur Erforschung der Gesundheit von Müttern, Neugeborenen und Kindern. Im Rahmen dieser Studie wurden auch verschiedene Gesundheitswerte aus der späteren Entwicklung der 100 Kinder erfasst, die Mekonium-Proben geliefert hatten.

„Unsere Analysen zeigten, dass Neugeborene, die bis zum Alter von einem Jahr eine gesteigerte allergische Sensibilität entwickelten, ein deutlich weniger ‚reichhaltiges‘ Mekonium bei der Geburt besessen hatten“, berichtet Co-Autor Brett Finlay von der University of British Columbia. Konkret zeigte sich: Je weniger verschiedene Molekülarten das Mekonium eines Neugeboren enthielt, desto intensiver reagierte das Immunsystem der Kinder später auf Test-Allergene.

Durch Untersuchungen der Darmflora der Kinder in den Monaten nach der Geburt konnten die Forscher zudem zeigen, dass ein Mangel an bestimmten Substanzen im Mekonium mit Veränderungen bei wichtigen Bakteriengruppen verbunden war. Diese Mikroben spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Reifung eines gesunden Ökosystems im Darm, erklären die Wissenschaftler. „Die Studie zeigt somit, dass die Entwicklung eines gesunden Immunsystems und einer günstig zusammengesetzten Darmflora schon lange vor der Geburt eines Kindes beginnt. Es wird deutlich, dass die winzigen Moleküle, denen ein Baby im Mutterleib ausgesetzt ist, eine grundlegende Rolle für seine zukünftige Gesundheit spielen“, resümiert Petersen.

Befunde mit Potenzial

Im Rahmen ihrer Studie konnten die Wissenschaftler auch bereits aufzeigen, dass in der Analyse von Mekonium medizinisches Potenzial steckt: Mithilfe eines maschinellen Lernalgorithmus kombinierten die Forscher Mekonium-, Mikroben- und klinische Daten, um ein Vorhersage-System zu entwickeln. Es gelang ihnen schließlich, mit einem hohen Grad an Genauigkeit zu prognostizieren, ob ein Säugling bis zum Alter von einem Jahr Allergien entwickeln wird oder nicht. Die Ergebnisse der Studie haben somit eine Bedeutung für den Schutz besonders gefährdeter Neugeborener, sagen die Wissenschaftler.

„Wir wissen, dass Kinder mit Allergien das höchste Risiko aufweisen, später im Leben auch Asthma zu entwickeln. Jetzt zeichnet sich eine Möglichkeit ab, gefährdete Neugeborene zu identifizieren, die von frühen Interventionen profitieren könnten, noch bevor sie Anzeichen und Symptome von Allergien oder Asthma entwickeln“, sagt Co-Autor Stuart Turvey von University of British Columbia und Co-Direktor der internationalen CHILD Cohort Study.

Quelle: University of British Columbia, Fachartikel: Cell Reports Medicine, doi: 10.1016/j.xcrm.2021.100260

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