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#Macht den „Love Mode“ an

Macht den „Love Mode“ an

Seien Sie doch mal kreativ. So wie Fritz, Nachname unbekannt, auf Sylt. „Vom Nordseestrand die besten Grüße von deinem Fritz – Brief folgt!“, hat er im Jahr 1896 nach Großflottbek bei Hamburg geschrieben, aber nicht auf eine Postkarte, das wäre ja langweilig, sondern auf die Innenseite einer Muschel, die er vermutlich am Strand gefunden hatte. Die Briefmarke klebte er obendrauf, und der Stempel beweist, dass die Reichspost die Sendung tatsächlich bearbeitete. Experimentierfreudig – oder pragmatisch und an die Gepflogenheiten angepasst? – war 1908 in Alexandria auch Fr. Schiess mit einer Nachricht auf einem Palmblatt, verschickt an einen Professor, der in Kairo tätig war: „Lieber Ritter, die Kinder befinden sich sehr gut. Viele Grüße Fr. Schiess.“

Schätze dieser Art hat das Museum für Kommunikation für seine Ausstellung „Kuriose Kommunikation“ zusammengetragen oder besser: in der Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation herausgesucht, einer der weltweit größten. Im nächsten Jahr wird die Stiftung 150 Jahre alt, da ist die Gelegenheit günstig, die Sammlung mit einer Ausstellung zu würdigen. 115 Objekte und ihre Geschichten sind darin zu entdecken, nachlesbar in handlichen Begleitheften, die jeder Besucher bekommt.

Eine lohnende Expedition in die Welt der Kommunikation

Damit ist Kurator Matthias Lieb eine lohnende Expedition in die Welt der Kommunikation über viele Jahrzehnte hinweg gelungen, auf der viel zu lernen ist über das Bedürfnis von Menschen, sich mitzuteilen und mit anderen zu interagieren – ob mit selbstlosen Absichten oder dem Kalkül von Profit oder Überwachung. „Wir wollten nicht einfach nur ein Sammelsurium an witzigen Dingen zeigen, sondern so viele Epochen wie möglich abbilden“, sagt Lieb. Die Ausstellung ist daher in sechs Themen aufgeteilt, die sich auf unterschiedliche Aspekte kurioser Kommunikation fokussieren.

Radio in der Nussschale: eine Kreation von 1920/30



Bilderstrecke



Ausstellung in Frankfurt
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Kuriose Welt der Kommunikation

Da gibt es ungewöhnliche „Briefe“ wie die von Fritz und Fr. Schiess oder eine Kokosnuss, die der Mediendesigner Jürgen Koll aus Düsseldorf 1994 als Geschenk für seine Tochter von der Südseeinsel Tonga schickte. Daneben führen eine Transportbüchse der Großrohrpost Hamburg von 1962 oder ein Briefumschlag von 1892 mit der Anschrift „Fräulein aus Chicago, Gestern Sonntag Nachmittag 3/4 5 Uhr mit Hamburger Schnellzug eingetroffen, studiert hier Musik und wohnt am Moritzplatz“ vor Augen, auf welch überraschenden Wegen Sendungen schon ihre Empfänger erreicht haben.

Telefone in außergewöhnlichen Designs, die dem Drang nach Individualisierung in der Nachkriegszeit Ausdruck verliehen, aber Massenware waren, ziehen im Zentrum der Ausstellung viele Blicke an. Eigenkreationen wie der Detektorenempfänger in einer Nussschale zum Rundfunkempfang, als solche Geräte noch teuer und rar waren, bilden das Gegenteil ab.

Mit einer Puppe Regeln brechen

Näher in die Gegenwart geht es in den letzten Teilen der Ausstellung. Dort zeigt die 2014 zum „Top 10 Spielzeug“ gewählte Puppe „My friend Cayla“ (die Bundesnetzagentur nahm sie vom Markt, als sich herausstellte, dass sich damit heimliche Tonaufnahmen machen und weiterleiten lassen), wie Mittel der Kommunikation genutzt werden, um Regeln zu brechen – im guten wie im schlechten Sinn. Und schließlich stellt der Kurator die Frage, ob wirklich alle Kommunikationstechnik begeistert, die im Lauf der Jahrzehnte so auf den Markt kam. Das Unterwäsche-Set etwa, das den Partner auffordert, das Smartphone wegzulegen und den „Love Mode“ zu aktivieren, oder das „iPotty“, eine Kindertoilette mit iPad-Halterung.

Witz, Kreativität und Einfallsreichtum, den die Menschheit an den Tag legt, spiegeln sich in all dem wider. So entsteht das Bild einer Spezies, die sich von nichts davon abhalten lässt, Kommunikationswege auszubauen, zu verfeinern und zu spezialisieren – und dabei manchmal zu vergessen, was das Ergebnis aus ihr macht.

Kuriose Kommunikation, bis 20. Februar 2022, Museum für Kommunikation, Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag von 11 bis 18, Samstag und Sonntag 11 bis 19 Uhr.

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