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#Hoch die Kanne

Hoch die Kanne

Die einzigen Patzer sind dem sonst so souveränen Collin Morikawa bei der Siegerehrung unterlaufen. Der 24 Jahre alte Amerikaner sprach vor den 32000 englischen Fans im Royal St. George’s Golf Club in Sandwich davon, wie stolz er sei, die British Open gewonnen zu haben und als „Open Championship winner“ geehrt worden zu sein. Das älteste der vier Majors heißt offiziell „The Open Championship“, wird nur außerhalb der Britischen Inseln als British Open bezeichnet. Und der Gewinner des Claret Jug (Rotweinkanne) wird zum „Champion Golfer of the Year“ ausgerufen. Aber ansonsten wirkte der junge Kalifornier aus Los Angeles bei seiner Siegesrede wie ein alter Hase. Er beglückwünschte zuerst den 23 Jahre alten Deutschen Matthias Schmid, der als bester Amateur die Silver Medal erhalten hatte.

„Es fühlt sich ein bisschen an wie vor zwei Jahren, als ich noch Amateur war. Es ist schwer, auf die zwei Jahre zurückzuschauen und zu sehen, was ich schon alles geleistet habe. Ich will mehr“, sagte der Jungprofi, der in etwas mehr als vier Monaten als Golfprofi Erstaunliches, gar Einmaliges vollbrachte. Wie schon im vorigen August bei der PGA Championship gewann Morikawa auch die 149. Open Championship bei seiner ersten Teilnahme – zwei Siege bei zwei Major-Debüts, ein Coup, der zuletzt dem amerikanischen Amateur Bobby Jones 1926 gelungen war. Morikawas Bilanz, seit er 2019 sein Wirtschaftsstudium nach vier Jahren an der University of California, Berkeley abgeschlossen hat, ist eindrucksvoll: bei 52 Turnierteilnahmen auf der PGA und der European Tour fünf Siege, darunter bei acht Majors zwei Triumphe. Zum Vergleich: Jack Nicklaus benötigte neun Versuche, Tiger Woods gar 18, ehe die beiden bisher erfolgreichsten Golfer ihren jeweils zweiten Titel bei einem der vier Traditionsturniere gewannen.

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Der 81 Jahre alte Nicklaus äußerte sofort seine Bewunderung für den neuen Champion via Twitter: „It looks like we got a new kid on the block.“ Soll wohl heißen, dass ein neuer Star sich etabliert hat, dazu einer, wie die Golflegende weiter schrieb, der immer besser spielt, nie die Fassung verliert und mit dem auch in Zukunft zu rechnen sei. Die Vorstellung, die Morikawa an den vier herrlichen Sommertagen an der englischen Kanalküste ablieferte, beeindruckte auch seinen ärgsten Verfolger am Sonntag. „Er hat das Potential, das Spiel und den Kopf, um alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen“, sagte Jordan Spieth. Am Sonntag begann der 27 Jahre alte Texaner die Schlussrunde zwar mit zwei Bogeys, trotzdem rückte er nach 14 Löchern bis auf einen Schlag an Morikawa heran. Doch dem direkt hinter ihm spielenden Morikawa gelang ebenfalls ein Birdie an diesem 14. Loch. Danach versenkte der Spitzenreiter immer die wichtigen Putts, gewann am Ende nach einer Schlussrunde von 66 und insgesamt 265 Schlägen (15 unter Par). Spieth, der am Sonntag ebenfalls 66 und insgesamt 267 Schläge benötigte, musste sich mit Rang zwei begnügen. Der Südafrikaner Louis Oosthuizen (71/269), der mit einem Schlag Vorsprung gemeinsam mit Morikawa auf die letzten 18 Löcher gegangen war, und der Spanier Jon Rahm (66/269) teilten sich den dritten Platz. Ram, der baskische US-Open-Champion, übernahm damit wieder die Führung in der Weltrangliste.

Die Erklärung, warum Morikawa am Ende auf dem tückischen Platz triumphierte, liefert zum einen die Statistik. Er absolvierte die letzten 31 Löcher ohne ein einziges Bogey, etwas, was zuvor noch nie einem Champion gelungen war. Morikawa benötigte außerdem an allen vier Tagen nur 111 Putts, die wenigsten aller Teilnehmer. „Ich tauche in der Putt-Statistik der PGA Tour zwar nur unter ,ferner liefen‘ auf, aber ich loche immer die Putts, wenn es darauf ankommt“, sagt Morikawa, der weder für sein Feingefühl auf den Grüns noch für besonders weite Abschläge von der Konkurrenz bewundert wird.

Vor allem sein Spiel mit den Eisen, seine Präzision bei den Schlägen aufs Grün gelten als das Markenzeichen des neuen Weltranglistendritten. „Er schwingt einfach wunderschön. Er ist immer in einer Position, bei der es schwerfällt, den Ball nicht in Richtung Ziel starten zu lassen. Er schlägt ein Eisen 6 so präzise wie andere ein Eisen 9. Deshalb macht es nichts, wenn seine Abschläge nicht so weit sind“, schwärmt Morikawas Caddie Jonathan Jakovic. Nachdem Morikawa bei der Scottish Open in der vorigen Woche nur den 71. Platz belegt hatte, wechselte er die Eisen 7, 8 und 9 und seinen Putting-Griff, um mit den Besonderheiten des Spiels in der Dünenlandschaft zurechtzukommen. „Da habe ich gelernt, wie man Links Golf spielen muss“, sage Morikawa. Jetzt steht das nächste Kapitel an: „Ich muss lernen, meine Erfolge besser zu genießen.“ Auch wie er das schaffen will, weiß er schon: „Ich werde alles Mögliche aus dem Claret Jug trinken.“

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