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#Hochwasserschutz: Die Niederlande sacken ab

Hochwasserschutz: Die Niederlande sacken ab

Unaufhörlich rauschen Autos und Laster auf der A 20: Richtung Rotterdam auf der einen Seite, Richtung Gouda auf der anderen. Im Grünland nebenan breitet sich der Lastwagen-Händler Van Vliet mit vielen Dutzend Fahrzeugen auf seinem enormen Gebiet aus. Eingeklemmt dazwischen, dadurch etwas profan, erhebt sich ein langer blauer Messstab in silberner Einfassung: das Denkmal zum niedrigsten Punkt der Niederlande bei Nieuwerkerk aan den Ijssel in der Provinz Südholland.

6,74 Meter gibt das von Van Vliet gestiftete Denkmal aus dem Jahr 1998 an – unter Amsterdamer Normalnull (NAP), das ungefähr dem durchschnittlichen Spiegel der Nordsee entspricht. Der Tiefpunkt selbst findet sich hinter dem Gewerbegelände. Nach der jüngsten offiziellen Messung Ende 2017 liegt er noch einmal vier Millimeter niedriger. Der Blick zur Monumentspitze veranschaulicht die Dimension: Ziemlich genau dreimal (Frauen-)Volleyballnetzhöhe – so weit unter dem Meeresspiegel liegt dieser Flecken Niederlande.

Unter Normalnull liegt ein Viertel der Landesfläche. Etwas mehr als die Hälfte ist nach Behördenangaben von Überflutungen bedroht und ebenfalls etwas mehr als die Hälfte der gut 17 Millionen Einwohner. Die Gefahr kommt von zwei Seiten: vom Meer und von den Flüssen. Über etwa 450 Kilometer erstreckt sich die Küste, und das Land ist geprägt vom Delta aus Rhein, Maas und Schelde.

Längst im kollektiven Gedächtnis verankert

Es ist ein ständiger Kampf. Obwohl das Land Milliarden Euro in den Hochwasserschutz investiert und sich mit Deichen und großen Wehranlagen schützt wie vielleicht kein anderes, drohen das Meer und die Flüsse ganze Regionen zu verschlucken. Der Kampf gegen das Wasser reicht Jahrhunderte zurück – jetzt geht er mit dem Klimawandel in eine neue Phase.

Wasserkatastrophen sind Teil des kollektiven Gedächtnisses des Landes: die Elisabethfluten im frühen 15. Jahrhundert etwa und die Allerheiligenflut von 1570. Im vergangenen Jahrhundert stechen drei Ereignisse heraus: 1916 die Flut im Norden, die unter anderem zu dem Beschluss führte, die Nordseebucht Zuiderzee mit einem Deich abzuschließen – womit man einen zuvor schon länger erwogenen und zunächst umstrittenen Plan umsetzte. Aus der Zuiderzee wurde das IJsselmeer.

Im Februar 1953 folgte die große Katas­trophe im Südwesten des Landes – binnen drei Wochen fand sich damals eine Kommission zusammen, um den Küstenschutz zu verbessern. Daraus sollten die Deltawerke hervorgehen, ein System aus Dämmen, Schleusen und Barrieren. Größter und bekanntester Teil ist das drei Kilometer lange Oosterschelde-Sturmflutwehr zwischen den Inseln Schouwen-Duiveland und Noord-Beveland. Fertiggestellt 1986, wird das kolossale Bauwerk mit 65 Betonpfeilern nach Angaben der Infrastrukturbehörde Rijkswaterstaat im Durchschnitt einmal im Jahr geschlossen.

Nach Unwettern im Juli wird Maas-Hochwasser erwartet. Helfer füllen in Venlo Sandsäcke.


Nach Unwettern im Juli wird Maas-Hochwasser erwartet. Helfer füllen in Venlo Sandsäcke.
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Bild: dpa

Drittens schließlich traten als einschneidendes, wenn auch nicht ganz so verheerendes Doppelereignis 1993 und 1995 die großen Flüsse über die Ufer. Die Häuser von 250.000 Bewohnern wurden vorsorglich evakuiert. Das führte zum Programm „Raum für den Fluss“, in dem Überschwemmungsgebiete ausgeweitet, Deiche verlegt und verstärkt wurden.

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