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#Hört auf die inneren Stimmen!

Hört auf die inneren Stimmen!

Ist das Leben nicht sinnlos? Tilo Neumann (Christoph Maria Herbst) taumelt aus dem Schulportal, schafft es auf die Parkbank gegenüber, bevor er seinen Geist aufgibt. Schnaps, Weltuntergangsstimmung und Zusammenbruch, das ist nicht zum ersten Mal sein letzter Gruß an die Welt. Aber vielleicht hat ja dieses Mal jemand geguckt, wenigstens das wäre tröstlich im Jenseits.

Ein Jahr und elf Monate Bewährungsfrist – so lautete die Verabredung nach seinem ersten einsamen Selbstmordversuch mit im Unterricht konfiszierten Drogen. Die neue Stimme in seinem Kopf (Elena Uhlig) – vielleicht sein Über-Ich oder einfach das Nirwana-Überbleibsel seines LSD-Trips, allerdings merkwürdig allwissend, allmächtig, spitzfindig und trickreich – hatte ihm die Chance auf den Neuanfang versprochen, als die Bewusstlosigkeit der Kopfleere wich. Sie hatte jedes zukünftige Ereignis mit dem passenden Radio-Song garniert. Hatte mit ihm, dem selbstbezogenen Idioten, mühsam und mit Rückschlägen an Zielen und Empathiefähigkeit gearbeitet.

Verzögerte Läuterung

Seine Exfrau Jana (Christina Große) zurückzugewinnen, ihren Esoterik-Influencer-Freund Swen (Mirco Kreibich) aus dem Haus zu treiben, sich mit Tochter Alice (Hannah Schiller) zu versöhnen und nicht mehr vergeblich danach zu fragen, ob er als Grundkurs-Deutschlehrer seinem gedanklich absenten Oberstufenkurs irgend etwas Wichtiges für das Leben mitgegeben habe. Und vor allem seinen Vollpfosten-Freund Siggi (Ronald Kukulies) abzuservieren, dessen Rat so hilfreich war wie der einer Straßenlaterne bei Vollmond.

Tilo Neumann (Christoph Maria Herbst) sucht im Grünen nach dem Sinn des Lebens.


Tilo Neumann (Christoph Maria Herbst) sucht im Grünen nach dem Sinn des Lebens.
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Bild: RTL / TV Now

Die Stimme und Tilo Neumann, sie hatten eine Abmachung: „Für jeden Menschen, dem du hilfst, helfe ich dir. Deal? Halleluja.“ Das Hilfsprogramm, eine Art All-win-win-Geschichte, lässt sich in der federleicht und melancholisch zugleich von Sonja Schönemann erzählten Serie „Tilo Neumann und das Universum“ freilich gebremst an. Die verzögerte Läuterung, überhaupt das Schleppende in Bezug auf Moral und Lebensklugheit, gilt jedoch nur für die inhaltliche Oberfläche von Tilo Neumanns Antiheldengeschichte, sie gilt nicht für das gelungene formale Spiel mit dramaturgischen Bögen und den immer wieder mutwillig und witzig abgerissenen und sodann neu, manchmal bewusst schief zusammengeklebten Handlungsfäden (Kamera Carol Burandt von Kameke, Regie Julian Pörksen). Auch die Songauswahl, von „The Winner Takes It All“ über „Time To Wonder“ zu „Everybody Hurts“, verstärkt das Vergnügen der acht Folgen beträchtlich.

Allerlei Kindheitsballast

Nach der ersten Vorschau auf das Ende des Mannes folgt die Rückblende an den Anfang, bevor das Spiel mit Zeitebenen und Abläufen Fahrt aufnimmt und Szenen wiederholt, in Varianten zu Ende erzählt und Perspektiven neu beleuchtet werden. Tilo Neumann, der meint, nach seinem Selbstmordversuch zu Beginn der Sommerferien das Abc-Heft seines Lebens wieder selbst in der Hand zu halten, ist dabei stets Mittelpunkt, täuscht sich aber durchweg. Wo er endlich hilft, macht er es schlimmer. Etwa, wenn er dem obdachlosen Alkoholiker jahrzehntealten Whiskey schenkt. Wenn er dagegen absichtslos handelt, gelingt ihm manches. Sogar Beistand. Zum Beispiel, als er den aufgebrachten arabisch sprechenden Mann zum Friedhof fährt und unfreiwillig dessen Stütze bei einer Beerdigung wird.

Wird Tilo Neumann zum Sinn seines Lebens vordringen? Nicht, wenn es nach ihm geht. Schon, wenn die Stimme siegt. Die Sache bleibt unsicher, wenn man die anderen fragt. Christoph Maria Herbst spielt Egosack Tilo als Selbstsüchtigen mit Kindheitsballast anrührend, ohne seine bekannteste Rolle zu wiederholen. Christina Große ist selbst in dieser scheinbar kleinen Rolle grandios. Die überzeugendste Figur in der TVNow-Eigenproduktion aber gestaltet die körperlose, differenzierte und variantenreiche Stimme von Elena Uhlig.

Tilo Neumann und das Universum ist von heute an bei TV Now zu sehen.

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