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#Hoffnung auf eine schnelle Befreiung der „Ever Given“ schwindet

Hoffnung auf eine schnelle Befreiung der „Ever Given“ schwindet

Am Suezkanal ist der Sonntag der Tag der Wahrheit. Mehrere hohe Vertreter Ägyptens hatten mehrfach versichert, das festsitzende Containerschiff „Ever Given“ werde spätestens heute befreit werden. Die Helfer arbeiten unter Hochdruck, inzwischen ist auch noch ein Team der amerikanischen Marine eingetroffen. Gleichwohl bleiben sie allenfalls vorsichtig optimistisch.

Christoph Hein

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Ein erster Versuch, am Samstag zum Höchststand der Flut um zehn Uhr abends Ortszeit freizuschleppen, scheiterte. Dass die Helfer das Heck leicht bewegen konnten, hob die Stimmung bei den japanischen Eignern der „Ever Given“ unterdess nicht. „Das Schiff rührt sich nicht“, sagte ein Sprecher des Unternehmens der japanischen Zeitung „Nikkei“.

Der Containerriese ist mit 400 Metern mehr als doppelt so lang wie der höchste Kirchturm der Welt in Ulm. Beladen ist er mit mehr als 20.000 Containern für Europa. Seit Dienstag versperrt die „Ever Given“ die Lebensader des Welthandels.

Ruder und Schraube sind wieder frei

Mit einem großen Sandbagger bemühen sich die Bergeunternehmen, den Sand an der Backbordseite des Buges des 224.000 Tonnen Schiffes zu entfernen. Er habe sich rund fünf Meter eingegraben, heißt es. Rund 17.000 Tonnen Sand waren am Samstag entfernt. Auch wurden 9000 Tonnen Ballastwasser aus dem Schiffsrumpf abgepumpt. Der Vorsitzende der Kanalverwaltung (SCA), Osama Rabie, sprach von einer „technisch anspruchsvollen“ Aufgabe, bei der viele Faktoren zusammenkämen. Ruder und Schraube konnten schon am Samstagabend erstmals wieder genutzt werden.

Der Dieselmotor des Schiffs der taiwanesischen Reederei Ever Green kommt auf gut 80.000 PS. Inzwischen seien 14 Schlepper dann im Einsatz, wenn die Flut eine Chance bietet, den Rumpf zu heben. Heute sollten zwei Schwerlastschlepper aus den Niederlanden und aus Italien die „Ever Given“ erreichen, erklärte der technische Manager des Schiffes, die Hamburger Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM). Deutliche Fortschritte, seien am Samstag erzielt worden.

Nächster Schritt: Entladung

Als nächsten Schritt soll ein Spezialkran möglichst viele Container vom Vordeck heben, um die Last auf den Rumpf zu mindern – das aber würde schwierig und kostete enorm viel Zeit. Es sei noch offen, wo an Land der Container-Berg gelagert werden könne.


Bild: dpa

Auf den Wochenbeginn hofft Peter Berdowski, der Chef des Mutterkonzerns von Smit, dem holländischen Bergeunternehmen am Suez Kanal. „Mit unseren Schiffen vor Ort, dem bereits entfernten Sediment und der am Sonntagabend einsetzenden großen Flut wird es uns hoffentlich gelingen, das Schiff Anfang nächster Woche wieder freizubekommen«, sagte er im niederländischen Fernsehen. BSM weist darauf hin, dass erste Untersuchungen einen „mechanischen Fehler oder einen Maschinenfehler“ ausschlössen.

Dies deutet entweder auf ein Unglück durch den unerwartet starken Wüstenwind oder einen Fehler der Mannschaft hin. Mit Blick auf die Mannschaft kursieren viele Frage, weil Schiffstracker aufgenommen haben, dass der Riesenfrachter bei seinen Warteschleifen vor der Einfahrt in den Kanal eine obszöne Zeichnung als Fahrtroute auf dem Wasser hinterlassen hat. Noch ist vollkommen offen, ob dies Zufall war oder geplant.

130.000 Schafe in Not

Die Blockade des Kanals hält inzwischen fast 350 andere Schiffe auf. Darunter sollen sich auch 13 Frachter befinden, die lebende Tiere transportieren. Hilfsorganisationen warnen, dass Tausende Tiere aufgrund des Futtermangels auf den wartenden Schiffen zu sterben drohten, wenn der Kanal nicht rasch wieder geöffnet werde. Allein auf elf rumänischen Frachtern seien 130.000 Schafe in Not. Rabie erklärte, im Kanal selber steckten drei Schiffe mit Tieren. Die Verwaltung schicke ihnen Futter und Tierärzte.

Ist der Kanal offen, werden täglich Waren im Wert von fast 10 Milliarden Dollar durch ihn verschifft. Knapp 19.000 Schiffe im Jahr passieren ihn, mit einer Ladung von insgesamt 1,17 Milliarden Tonnen im vergangenen Jahr. Nun haben erste Schiffe sich entschieden, den langen und teuren Umweg über das Kap der Guten Hoffnung im Süden Afrikas zu nehmen. Die indische Regierung teilte mit, ihre Reeder angewiesen zu haben, nun die Südroute zu wählen. Sie dauere 15 Tage länger.

Europäische Reeder gingen bei einer Verlängerung von rund zehn Tagen von mindestens einer halbe Million Dollar Mehrkosten aus.

Moskau nutzt derweil seine Chance, die Nordroute entlang der Arktis zu bewerben: „Es ist augenscheinlich notwendig darüber nachzudenken, wie man Transportrisiken effizient managen und alternative Routen zum Suezkanal finden kann, zuallererst über die Nordroute“, sagte Russland Ambassador-at-Large, Nikolai Korchunov. „Ihre Attraktivität wächst auf kurze wie auf lange Sicht. Es gibt keine Alternative.“

Die Route durch das Eis, die sich auch aufgrund der Erderwärmung öffnet, erspart 15 Tage auf der Strecke zwischen Europa und Asien, der Fabrik der Welt, im Vergleich zur Durchfahrt durch den Suezkanal. Im August 2017 befuhr das erste Schiff die Route, ohne dass ein Eisbrecher eingesetzt werden musste.

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