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#„Ich bin fest davon überzeugt, dass uns der Markt folgt“

„Ich bin fest davon überzeugt, dass uns der Markt folgt“

Herr Klein, warum zündet Ihre Strategie nicht am Kapitalmarkt?

Bernd Freytag

Wirtschaftskorrespondent Rhein-Neckar-Saar mit Sitz in Mainz.

Wir haben die Prognose im vergangenen Jahr dreimal angehoben und liegen klar über den Prognosen. Im vierten Quartal sind die Auftragseingänge im Cloud-Geschäft um 24 Prozent gestiegen, auch das ist mehr, als wir erwartet haben. Auch die Kundenzufriedenheit steigt stetig. Aber wir sind nun mal in einer Transformation unseres Geschäftsmodells.

Die Investoren bemängeln, dass sie nicht genug Geld verdienen.

Wir schludern nicht auf der Profitabilitätsseite, im Gegenteil. Wir ziehen bis 2025 auch die Cloud-Marge nach oben. Klar, wenn man ein Geschäftsmodell umwandelt, weg von einer Einmalzahlung für Software hin zu monatlichen Erlösen, dann wird die Marge in den ersten beiden Jahren des Übergangs nicht steigen. Aber das haben wir immer gesagt. Ab 2023 rechnen wir wieder mit zweistelligen Wachstumsraten beim Gewinn. Daran hat sich nichts geändert. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns der Markt folgt.

Der Umbau kann die Investoren ja nicht mehr überraschen, und doch ist der Aktienkurs heute wieder stark unter Druck geraten. Diesmal treibt die Börse die Sorge um, Sie würden künftig nicht genug freie Mittel erwirtschaften.

Wir haben 2021 auch mehr Cashflow erwirtschaftet als prognostiziert, und wir gehen davon aus, dass dieser ab 2023 und in den Folgejahren weiter steigt. Wir werden genau analysieren, woher diese Enttäuschung kommt.

Die Zurückhaltung der Investoren führt dazu, dass SAP als größter Softwarekonzern Europas gegenüber amerikanischen Technologiekonzernen immer weiter zurückfällt. In Amerika gibt es Konzerne mit einer Marktkapitalisierung jenseits einer Billion Dollar. Wie lange kann SAP in so einem Rennen bestehen und selbständig bleiben?

Nehmen Sie Microsoft. Auch die haben einen Weg konsequent in die Cloud eingeschlagen. Genau das machen wir auch. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich dieser Weg auszahlen wird. Wir haben keinen Grund, unsere Strategie zu ändern.

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Microsoft hat ein sehr lukratives Cloud-Geschäft und keine Altkunden, die ihre Programme noch immer vor Ort installieren wollen.
Klar, wir geben unseren „On Pre­mise“-Kunden, die ihre Software auf Rechnern vor Ort installiert haben, die Sicherheit, dass diese Systeme bis 2040 gewartet werden. Da ist SAP eine absolute Ausnahme. Wir lassen keinen Kunden zurück, aber genauso konsequent gehen wir unseren Weg in die Cloud. Die Systemlandschaften werden immer heterogener, und unsere Kunden verstehen, dass sie ihr Geschäftsmodell anpassen müssen, um in diesem Umfeld weiterhin erfolgreich zu sein. Auch deshalb ist unsere Strategie richtig.

Aber noch mal, SAP wird dieses Jahr 50 Jahre alt, die Gründer und Großaktionäre werden ihr Erbe regeln. Sie können mit der Entwicklung nicht zufrieden sein.

Sowohl vom Aufsichtsrat als auch von den Kolleginnen und Kollegen gibt es eine breite Zustimmung für unsere Strategie. Wir gehen schließlich nicht nur in die Cloud, wir treiben auch eigene Innovationen voran: Wir besitzen als SAP das größte Businessnetzwerk der Welt. Wir bauen immer neue Programme, vor allem was die Organisation von Lieferketten angeht oder Nachhaltigkeit. Wir sind sehr gut aufgestellt.

Es fällt auf, dass Sie zuletzt wieder viel von Lieferketten-Lösungen und klassischer Software zur Unternehmenssteuerung sprechen. Was ist mit Ihren Ambitionen mit Vertriebssoftware? Haben Sie das Rennen mit Salesforce aufgegeben?

Vertriebssoftware, oder CRM, wie es in der Branche heißt, war auch 2021 ein großer Wachstumstreiber für SAP, aber wir gehen dieses Geschäft sehr zielgerichtet an. Im Einzelhandel beispielsweise haben wir ein großes Netzwerk. Rückgabe von Waren, das Management von Kundendaten, da gewinnen wir. Aber wir möchten nicht wie in unserem Kerngeschäft mit Software zur Unternehmenssteuerung 25 CRM-spezifische Industrielösungen anbieten.

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Das heißt, Sie wollen CRM behalten und weiter ausbauen?

Ja, absolut, aber eben zielgerichtet.

Ihre Lösungen laufen auf den Großrechnern von Riesenfirmen wie Amazons AWS oder Microsofts Azure. Wo ist die Grenze, an der diese Hyperscaler vom Partner zum Konkurrenten werden? Auch Microsoft bietet Software zur Unternehmenssteuerung an. Wird SAP zum App-Lieferanten, den Store betreuen andere?

Nein. Wir arbeiten mit Partnern, wo unser Portfolio komplementär ist, vor allem bei der Cloud-Infrastruktur. Reines Hosting will SAP nicht machen. Microsoft hat schon länger eine eigene CRM-Lösung zur Steuerung von Betriebsabläufen, aber diesbezüglich begegnen wir uns so gut wie nie im Markt. Die Überlappung ist gering.

Trotzdem, wer die Infrastruktur stellt, kann selbst die passenden Programme gleich mitliefern.

Solche CRM-Programme sind Produkte, die hochkomplexe Prozesse abbilden. Bei unseren Großkunden müssen die in 180 Ländern rund um die Uhr funktionieren. Die tauscht niemand so schnell aus. Wir halten nicht nur unsere bestehende Kundenbasis, bei unserer neuen cloudbasierten Standardsoftware „SAP S/4HANA“ liegt der Neukundenanteil über 50 Prozent.

Die Kundenvereinigung DSAG bemängelt, es fehlen Berater, die die ganzen Neuerungen verstehen. Ist das ein Engpass beim Vertrieb?

Nein, so würde ich es nicht beschreiben. Klar, wir haben 18.800 „S/4HANA“-Kunden, da steigt natürlich die Nachfrage an Beratern. Aber auch unsere Partner sind dabei, Ressourcen aufzubauen, und wir investieren selbst stark in die Weiterbildung. Stand heute konnten wir noch jedes Projekt bedienen.

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