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#„Ich dachte, er macht einen Witz!“

„Ich dachte, er macht einen Witz!“

In der Premier League ist es gute alte Tradition, dass sich die Trainer nach Schlusspfiff sofort die Hand geben. An der Seitenlinie kommt es dabei manchmal lediglich zu einer schnellen Gratulation oder zu einer wortlosen Begegnung zwischen Siegern und Verlierern. Als Anthony Taylor am Mittwochabend das Topspiel zwischen dem FC Liverpool und den Tottenham Hotspur beendete, gingen auch Jürgen Klopp und José Mourinho aufeinander zu. Es blieb allerdings nicht bei einer kurzen Begegnung. Denn Verlierer Mourinho hatte offensichtlich etwas Redebedarf nach der 1:2-Niederlage in letzter Minute.




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Klopp sah leicht irritiert aus, als Mourinho verbal loslegte. Schließlich lachte er, schaute Mourinho an und schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken, ehe sich die Wege der Trainer trennten. Später, am Mikrofon der BBC, sprach der Deutsche über den Dialog mit seinem Kontrahenten von Tottenham. „Die Situation war nicht aufgeheizt“, sagte Klopp zu dem, was die Zuschauer sahen, aber nicht hörten. „Er war nur unglücklich, weil er meinte, dass die bessere Mannschaft verloren hat. Ich dachte, er macht einen Witz! Aber er meinte es wirklich ernst. Das war alles.“ Klopp nahm es mit einem Schmunzeln, schließlich gehörte der Sieg ihm.

Dass Mourinho angefressen war, war nur allzu verständlich. Schließlich stand einiges auf dem Spiel. Die Spurs waren als Spitzenreiter an die Anfield Road zum ersten Verfolger gekommen. Nach der Niederlage steht nun Liverpool mit drei Punkten Vorsprung in der Tabelle ganz oben. Mohamed Salah hatte die „Reds“ in der 26. Minute mit einem unglücklich abgefälschten Schuss, der genau ins Tor fiel, in Führung gebracht. Heung-min Son glich auf der Gegenseite nach einem schnellen Angriff aus (33.). Dabei blieb es – bis Roberto Firmino in der 90. Minute einen Eckball mit dem Kopf zum 2:1 nutzte.

Das tat Mourinho selbstredend weh. Zumal der Torschütze nach einem Sprint über den ganzen Platz vor der berühmten Kop-Tribüne mit den 2000 zugelassenen Fans jubelte. Es war das 66. Heimspiel in der englischen Liga in Serie, das Liverpool ohne Niederlage überstand. Klopp war aus dem Häuschen. „Das war ein tolles Spiel gegen einen tollen Gegner“, sagte er. „Wir haben es wirklich gut gemacht, genau so muss man spielen. Tottenham wird bis zum Ende der Saison oben mitspielen, weil sie ein wirkliches Topteam sind, einfach Weltklasse. Gegen sie zu spielen ist eine große Herausforderung.“

Tottenham und Mourinho hatten in der Tat Grund, sich zu ärgern. Denn Chancen für einen anderen Ausgang der Partie waren durchaus gegeben. Steven Bergwijn hatte die besten Chancen der Spurs, in der 63. Minute etwa traf er nur den Pfosten. Auch Torjäger Harry Kane vergab aussichtsreich, als er nur wenig später nach einer Ecke aus kurzer Distanz über das Tor köpfte. Das rächte sich im furiosen Finale. „Wir hatten den Sieg verdient, ich muss daher einfach enttäuscht sein“, sagte Mourinho. „Wir müssen einfach das zweite, dritte Tor erzielen, um das Spiel zu beenden. Das haben wir nicht getan.“

Einmal in Fahrt war Mourinho noch nicht fertig mit seiner Klage über die aus seiner Sicht schreiende Ungerechtigkeit des Fußballs an diesem Abend. „Dieses Spiel zu verlieren ist sehr, sehr unfair. Aber das ist Fußball. Am Ende hat das Schicksal entschieden, dass sie gewinnen – auf eine für mich seltsame Art und Weise.“ Genauer mochte er nicht werden. Dafür klagte er über Klopps Verhalten. „Der Schiedsrichter lässt das zu“, sagte er zum emotionalen Deutschen. „Ich bin traurig darüber, dass ich das nicht kann. Wenn ich mich an der Seitenlinie genauso verhalten hätte wie er, hätte ich keine Chance gehabt, dort zu bleiben.“ Aber zwischen den beiden Trainern sei alles in Ordnung. „Kein Problem.“

Mourinho spielte mit seiner Kritik an Klopp nach eigener Aussage darauf an, dass er Giovanni Lo Celso nach dessen Gelber Karte nach weniger als einer Stunde auswechseln musste, weil er Angst hatte, dass der Argentinier sich einen Platzverweis einfängt. „Die Jungs da draußen (Liverpooler Bank um Klopp, Anmerkung der Redaktion) machen einen unglaublichen Druck auf die Schiedsrichter, da musste ich reagieren und ihn aus dem Spiel nehmen“, ließ Mourinho missmutig wissen. Dass er auch selbst ein Meister der verbalen Provokation sein kann, blieb an dieser Stelle natürlich unerwähnt.

Klopp und Liverpool konnten diese Scharmützel letztlich egal sein. Personell gebeutelt überstanden sie die schwere Prüfung gegen Tottenham. Dabei machte der 19 Jahre alte Innenverteidiger Rhys Williams sein erstes Spiel überhaupt in der Premier League. Und er machte seine Sache gut. Das galt für die gesamte Mannschaft. Die Leistung beeindruckte Klopp so sehr, dass er auf Wechsel komplett verzichtete. Und dann kam der frühere Hoffenheimer Firmino, der zuletzt in der Kritik stand. „Wir klingen immer so geschockt, wenn wir sagen ‚Oh, Bobby hat getroffen‘, dabei ist das gar nicht so selten“, behauptete Klopp. Allerdings liegen die Kritiker gar nicht so falsch, was die reine Statistik angeht. Es war erst Firminos drittes Saisontor im 20. Spiel. Dafür ein umso wichtigeres.

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