Nachrichten

#„Ich hätte auch einen Zelthering gespielt“

„„Ich hätte auch einen Zelthering gespielt““

Skandinavische Krimis verkaufen sich seit den Neunzigerjahren wie geschnittenes Brot, und man kann sich kaum vorstellen, dass es noch einen Roman geben könnte, der nicht verfilmt worden wäre. Aber einer fehlt: „Geschehnisse am Wasser“ von Kerstin Ekman. Die Erklärung dafür ist möglicherweise, dass der formal an­spruchsvolle, psychologisch wie zeitanalytisch raffinierte Bestseller aus dem Jahr 1993 eher im Regal mit großer Literatur als auf dem Krimistapel einzusortieren ist. Ein „sprachgewaltiges“, „furioses Panorama des Nordens“ hieß es in der Rezension dieser Zeitung.

Nun kommt die Geschichte um einen Doppelmord als Sechsteiler auf den Bildschirm – eine Reise ins Nordschweden der Siebziger mit Hippies, freier Liebe, Blockflötengesäusel und Schießer Feinripp, aber eben auch gewalttätigen Männern, die ihre Frauen ohrfeigen und Viehzüchter der Sami verprügeln, mit dunklen Anführern einer ebenso modernisierungs- wie behördenfeindlichen Gruppe am Rande zur Sekte. Die Reaktionen in Schweden, wo „Blackwater“ bereits anlief, waren begeistert. Besonders begeistert: der Schauspieler Rolf Lassgård, der in der Verfilmung eine der Hauptrollen spielt. Wir erwischen den 67-Jährigen bei Dreharbeiten in Rom am Telefon.

Herr Lassgård, vor dreißig Jahren er­schien in Schweden der Roman „Ge­schehnisse am Wasser“ von Kerstin Ek­man. Sie sollen ein enges Verhältnis zum Buch haben. Stimmt das?

Absolut. Für mich ist „Geschehnisse am Wasser“ eine Art Nationalepos. Ich komme gebürtig aus der Region Jämtland, in der die Geschichte um den fiktiven Ort „Svartvattnet“ spielt, verbrachte dort auch meine Jugend. Und die Art und Weise, in der Kerstin Ekman im Roman die Gegend und die sehr spezielle Natur Jämtlands beschreibt … ich spürte sofort, dass dies alles zu meinem Wurzelsystem gehört.

Sie waren nicht nur ein Leser 1993. Vielmehr sprachen sie den Roman 2020 auch fürs Radio ein. Wie war es, das Buch abermals zu lesen – Satz für Satz ins Mi­kro zu sprechen?

Ich war nicht bloß in der Story. Ich war in den Wäldern, die ich als Zehnjähriger durchstreifte, oder an einem winzigen Flecken im Nichts, an dem meine Großmutter lebte. Vor allem berührten mich aber andere Aspekte des Romans als bei der ersten Lektüre – die Liebesgeschichte zwischen Birger und Annie, die Traurigkeit Birgers, als sie verschwindet, sein Kummer.

Das fiel ihnen als Leser nicht auf?

Ich fand eher das Politische spannend, die Schilderungen der dörflichen Kommune etwa, die zur Handlung gehört. Die Story spielt ja zum Teil in den Siebzigerjahren, einer sehr politischen Zeit, in der viele Leute aus Jämtland in die Großstädte abwanderten. In den Siebzigern war ich ein junger Mann und hatte lauter Buttons an meiner Jacke. Auf einem stand, wenn ich das recht erinnere: „Wir gehen nicht weg.“

Annie (Asta August, re.) und ihr Tochter Mia (Alva Adermark) leben in der Hippiekommune von Petrus (Magnus Krepper, li.).


Annie (Asta August, re.) und ihr Tochter Mia (Alva Adermark) leben in der Hippiekommune von Petrus (Magnus Krepper, li.).
:


Bild: ARD Degeto

Interessant, dass Ihnen nicht als Erstes der Mord einfällt , der sich ereignet.

Natürlich geht es auch um das Verbrechen. Viele Leute schlafen nicht mehr in Zelten, seit sie den Roman gelesen ha­ben. Aber der Krimi ist nur ein Motor, der die Geschichte antreibt. Wichtiger sind die Menschen und ihr Leben, das sich verändert.

Sie haben auch viele andere Rollen ge­spielt wie den Titelhelden in „Ein Mann namens Ove“, sind aber vor allem als Krimidarsteller bekannt. In der ersten Serienfassung der „Kommissar Beck“- Reihe von Maj Sjöwall und Per Wahlöö von 1993 spielten sie etwa den Assistenten Gunvald Larsson und dann vor al­lem in neun Filmen zwischen 1995 und 2007 den legendären Kurt Wallander von Henning Mankell. Diesen Autoren geht es ebenfalls nicht nur um den Krimi. Trotzdem sind es Krimis.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!