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#„Ich lasse mich auch auf Hater ein“

„Ich lasse mich auch auf Hater ein“

Jendrik, beim Eurovision Song Contest in Rotterdam gab es am Wochenende in der polnischen und in der isländischen Delegation zwei Corona-Fälle. Sind Sie in Sorge deswegen?

Nein, überhaupt nicht. Das ist hier alles so gesichert. Die positiven Fälle sind sofort in Quarantäne gekommen, also keine Gefahr, dass sich das ausbreiten kann.

Wie oft werden Sie getestet?

Immer wenn wir in die Halle gehen. Sonst sind wir im Hotel in Isolation, außer der eigenen Delegation sehen wir niemanden. Wir gehen auch nirgendwo zu Fuß hin, wir werden immer mit dem Bus abgeholt. Die Teststation ist genau neben der Halle, aber selbst von dort gehen wir nicht zu Fuß zur Halle, sondern fahren die paar Meter mit dem Bus. Und danach geht’s gleich wieder zurück ins Hotel.

Gibt es überhaupt Gelegenheit, etwas von Rotterdam zu sehen?

Es gibt gesicherte Ausflüge, die von der Europäischen Rundfunkunion organisiert sind. Und wir hatten als Delegation einen Ausflug auf einem Boot. Nach Rotterdam rein dürfen wir aber nicht.

Sie haben keinen Kontakt zu Ihren Fans?

Nein. Die einzigen Fans, die wir sehen, sind die hinter der Absperrung beim Testzentrum, mit fünf Metern Abstand.

Ihr selbst geschriebenes Lied „I Don’t Feel Hate“ verbreitet gute Laune. Ist das Ihre Antwort auf die Corona-Pandemie?

Definitiv. Gerade durch die Pandemie wurde online nochmal so viel Hass geschürt, darauf ist es definitiv eine Antwort.

Das Lied hat einen ernsten Hintergrund, es geht auf eine schlechte Erfahrung von Ihnen zurück. Was ist da passiert?

Ich wurde von oben herab behandelt. Jemand war wirklich kacke zu mir, und da habe ich erst gedacht, eh, was bist du scheiße. Aber dann habe ich realisiert, dass mir das nichts bringt, die Person scheiße zu finden, davon kriege ich nur schlechte Laune. Und der andere lernt auch nichts daraus. Also habe ich auf respektvolle Weise die Person darauf angesprochen, dass sie mich verletzt hat. Das hat geklappt. Daraus ist der Song entstanden.

Sie leben seit vier Jahren mit Ihrem Freund Jan zusammen. Sind Sie als Schwuler auch schon diskriminiert worden?

Natürlich! Gerade online bekomme ich häufiger homophobe Kommentare ab, das habe ich auch versucht, in meinem Lied zu verarbeiten. Überhaupt stecken da meine ganzen Erfahrungen drin.

Cyber-Mobbing ist ein großes Problem, weil sich die Leute leichter verstecken können.

Ja, aber auch da fange ich mit den Menschen ein Gespräch an. Dafür wurde ich schon heftig kritisiert, dass ich mich auf Instagram mit irgendwelchen Hatern auf einen Talk einlasse. Doch ich glaube, das ist der richtige Weg. Wenn ich das einfach ignoriere, ändert sich ja nichts.

Ihre Choreographie auf der Bühne ist sehr anspruchsvoll und körperlich anstrengend, bei der Probe waren Sie nach dem Auftritt richtig außer Atem. Das wirkte sich auch auf Ihren Gesang aus.

Das war nur, weil ich viel zu viel gegeben habe. Das war am Montag das erste Mal wieder vor großem Publikum, darüber habe ich mich so gefreut, dass ich nicht auf meine Atmung geachtet habe. No worry, das wird am Samstag nicht passieren.

Ihr Glücksbringer und wichtigstes Musikinstrument auf der Bühne ist die Ukulele. Das erinnert an Marilyn Monroe und Elvis Presley. Ist die Ukulele überhaupt noch zeitgemäß?

Sie ist voll im Trend! Ich habe meine Bachelorarbeit über die Ukulele geschrieben, ich könnte jetzt gleich einen Vortrag darüber halten. In den zwanziger Jahren kam sie das erste Mal in den Vereinigten Staaten auf und war total beliebt bei den Damen, in den dreißiger und vierziger Jahren dann auch bei den Herren. Da kam sie auch nach Deutschland. In den Fünfzigern wurde sie durch die Plastikindustrie und als Kinderspielzeug ein zweites Mal gepusht, und die dritte Ukulele-Welle brach durch das Internet über uns herein. Und das bis heute.

Worauf freuen Sie sich am Samstag am meisten? Auf das große Publikum?

Ich hatte hier ja schon meinen ersten Auftritt vor großem Publikum, bis Samstag hat sich die Euphorie darüber sicher wieder gelegt. Ich freue mich einfach, dass ich mein Lied singen darf.

Ihre ganze Familie hat geholfen, Sie zum ESC zu bringen. Werden auch Ihre vier Geschwister in der Ahoy-Arena sein?

Nein, niemand. Niemand kann kommen. So sind die strengen Corona-Regeln. Nicht mal mein Freund ist da.

Auch die Australierin Montaigne ist nicht in Rotterdam – wegen Corona. Das muss hart für sie sein. Jetzt ist sie auch noch ausgeschieden. Hatten Sie vor dem Halbfinale schon Kontakt zu ihr?

Ja. Nachdem sie ein Bild gepostet hatte, auf dem sie weint, weil sie nicht nach Rotterdam reisen kann, habe ich ihr geschrieben: Weißt du was? Nächstes Jahr fahren wir einfach zusammen zum ESC und machen undercover alle Partys mit. Und ich habe ihr vorgeschlagen, sie in die ganzen Orte hier in Rotterdam einfach hineinzuphotoshoppen. Sie hat mir Bilder von sich in verschieden Posen geschickt. Jetzt gibt’s Montaigne in der Teststation, vor ihrer Garderobe, dem Bühneneingang, auf der Pressekonferenz, sie war am Sonntag sogar auf dem türkisen Teppich beim offiziellen Empfang durch den Bürgermeister. Und das immer im selben Outfit.

Haben Sie schon andere Künstler kennengelernt?

Das ist echt schade, man lernt niemanden so richtig kennen, weil die Delegationen immer nur für sich sind. Wenn man mal jemanden trifft, dann ist das oberflächlich, weil man sich nicht näher kommen kann. Das geht in diesem Jahr leider total unter.

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