#Ich lebe noch: Der 180-Minuten-Exzess Oppenheimer hat mich komplett überrollt und mit Kopfschmerzen nach Hause geschickt
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Von massenkompatiblen Blockbustern wie The Dark Knight oder Inception verabschiedet sich Christopher Nolan wohl langsam endgültig. Sein letzter Film Tenet ähnelte einem experimentellen Action-Puzzle, in dem sich einige Szenen selbst nach mehrmaligem Schauen kaum erschlossen.
Am Donnerstag ist mit Oppenheimer ein neuer Nolan-Film im Kino gestartet, der vorab als wahre Geschichte über den Physiker und Erfinder der Atombombe J. Robert Oppenheimer deutlich konventioneller klang. Nachdem ich das Werk schon vorab in der Pressevorführung sehen durfte, darf ich aber versichern: Auf Oppenheimer kann euch nichts und niemand vorbereiten!
Nolan verwandelt ein historisches Biopic in einen überfordernden Highspeed-Thriller
In den ersten 30 bis 45 Minuten fühlt sich Nolans neuester Film wie ein Hochgeschwindigkeitszug an, bei dem man leicht den Anschluss verpassen kann. Der Regisseur hat seine Action-Filme oder Thriller schon immer gerne als ausgetüftelte Konstruktionen mit verschiedenen Zeit- oder Bewusstseinsebenen gestaltet.
Oppenheimer ist aber selbst im Schaffen von Nolan ein neues Extrem. Von Anfang an wirkt der Film, als hätte sein Regisseur Szenen gewöhnlicher Biopic-Stationen zerhackt und als Fiebertraum-Schnitt-Inferno neu zusammengesetzt.
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Ähnlich wie ich dürften die wenigsten Zuschauende vor Nolans neuem Film umfassend mit dem Lebenslauf des realen Protagonisten und den Ereignissen rund um die Entwicklung der ersten Atombombe vertraut sein. Und so wird Oppenheimer mit vielen Dialogen, schnellen Schnitten, dem Wechsel zwischen subjektiver (farbig) und objektiver (schwarz-weiß) Erzählebene sowie permanenten Zeitsprüngen zum Kino-Overkill.
Beim Schauen des ersten Oppenheimer-Drittels fühlte ich mich manchmal so, als würde ich ein komplettes Studien-Semester Geschichte in nur einer Vorlesung in mich aufsaugen. Nach einer der drei Stunden Laufzeit war ich vor dem Blick auf die Uhr sicher, bereits einen ganzen zweistündigen Film gesehen zu haben. Dabei wurde gerade erst der Kern der Handlung vorbereitet!
Oppenheimer ist mehr körperliche Erfahrung als gewöhnlicher Kinobesuch
Im Mittelteil kommt der Blockbuster inszenatorisch mehr zur Ruhe, doch die Spannung bricht kaum ab. Das zentrale Ereignis – der erste Atombomben-Test in der Geschichte – wird unter Nolans Regie zum schweißtreibenden Event. Oppenheimer steuert als tickende Zeitbombe mit Countdown darauf zu.
Nach dem Mittelteil fühlte ich mich völlig ausgelaugt und von leichten Kopfschmerzen befallen. Trotzdem geht der Blockbuster dann immer noch knapp eine Stunde! Ausgerechnet im letzten Drittel, das wie ein überlanger Epilog aufgezogen ist, feuert Nolan dann nochmal aus allen Rohren.
Nolans Film schwingt sich zusammen mit dem nervenzerreißenden Score von Ludwig Göransson zu einem (Wort-)Gefecht auf, bei dem ich mich nur noch mühsam an die letzten Reste meiner körperlichen und geistigen Kräfte klammern konnte.
Ein vergleichbares Kino-Erlebnis hatte ich dieses Jahr zuletzt mit Ari Asters 3-Stunden-Alptraum Beau Is Afraid, der eine ähnliche körperliche Reaktion in mir hervorrief. Bei Oppenheimer war es nicht ganz so schlimm. Doch mit dröhnendem Schädel bin ich nach dem Film aus dem dunklen Kinosaal ins gleißende Sonnenlicht getaumelt, um festzustellen, dass es die Welt (genau wie in Nolans Film) noch gibt.
Vielleicht schaue ich mir Oppenheimer sogar nochmal an, um zu checken, ob es zum Kinoticket eine Aspirin dazu gibt.
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