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#„Ich möchte die Fußgänger schützen“

„Ich möchte die Fußgänger schützen“

Eine Stadt wie Frankfurt braucht Entwicklungsstrategien. In einer Interviewreihe der F.A.Z. kamen in den vergangenen Wochen verschiedene Experten zu Wort: Der Architekt Stefan Forster sprach sich unter anderem gegen die Eventisierung der Innenstädte aus. Christoph Mäckler, ebenfalls Architekt, argumentierte gegen die Verteufelung der Autos. Der Stadtplaner Torsten Becker bekannte derweil, dass ihn die Zeil anöde. Das Architektenduo Till Schneider und Michael Schumacher findet, dass sich Fußgängerzonen nicht bewährt haben. Die Architekten Claudia Meixner und Florian Schlüter wollen die Frankfurter Innenstadt beleben und eine Bühne im Osthafen bauen.  Architektin Maren Harnack wundert sich über die vielen Abrisse in der Stadt. Im siebten Teil der Serie plädiert nun Jürgen Engel für Rücksicht auf Fußgänger.

Rainer Schulze

Engel zeichnet viel. Ideen zu neuen Entwürfen sammelt der Architekt in einem schwarzen Notizbuch. Engel ist in Düsseldorf aufgewachsen und durch seinen Vater, einen Ingenieur, zur Architektur gekommen. Nach dem Studium leitete er vier Jahre lang das Frankfurter Büro von Oswald Mathias Ungers, bevor er als geschäftsführender Gesellschafter bei dem traditionsreichen Büro KSP einstieg, das inzwischen auch seinen Namen trägt. Mit mehr als 300 Mitarbeitern an sieben Standorten ist KSP Engel eines der größten deutschen Büros. In Frankfurt stammen von ihm unter anderem die Entwürfe für die Türme des Palais Quartiers und das Bürohochhaus Westend-Duo. Aber auch die Nationalbibliothek in Peking wurde von den Architekten entworfen und – ganz neu – die imposante Große Moschee von Algier. Frankfurt habe er viel zu verdanken, sagt Engel. „In Frankfurt kann man es aus eigenem Antrieb schaffen.“ Hier zähle nämlich keine Familie, kein Stand, nur die objektive Leistung.

Auf einer Skala von eins (miserabel) bis zehn (hervorragend), wie gut gefällt Ihnen Frankfurt?

Ich würde mein Votum zwischen 7 und 8 ansiedeln. Die Stadt hat sich gemacht und ist auf einem guten Weg. Es gibt aber noch großen Handlungsbedarf. Der öffentliche Raum muss deutlich verbessert und die Innenstadt weiter belebt werden. Corona hat viele Veränderungen beschleunigt – im Einzelhandel, im Verkehr, im Wohnungsbau. Ich sehe in der Pandemie auch eine große Chance.

Die Verkehrsberuhigung in der Innenstadt ist ein großes Thema. Haben Autos zu viel Raum?

Bestimmte Straßen sollten gestalterisch verändert werden. Die Neue Mainzer ist dunkel, kalt und windig. Es gibt nur wenige Bäume, die Schaufenster sind uninteressant. Der Verkehr ist mörderisch. Niemand geht da gerne spazieren. Dem öffentlichen Leben wurde der Raum genommen. Das gilt auch für viele andere Straßen. Innerhalb der Wallanlagen müssen wir die Fahrspuren reduzieren. Natürlich brauchen wir auch ein paar starke Ost-West-Verbindungen. Aber grundsätzlich sollte man vom Alleenring senkrecht ins Zentrum fahren und dann in Richtung der Parkhäuser gelenkt werden.

Und dann zu Fuß weiter?

Die Leute sollen ihr Auto ins Parkhaus stellen. Sie funktionieren als lokale Hubs: Von dort können die Leute zu Fuß weiter oder auf den E-Roller oder das Leihfahrrad umsteigen. Die Stadt sollte auch für Fußgänger interessanter gestaltet werden, mit mehr Bäumen und Aufenthaltszonen. Die Straßen nehmen unglaublich viel Platz ein. Die dreieinhalb Meter breiten Fahrspuren wirken wie Autobahnen, nur weil es dafür eine Norm gibt. Auf schmaleren Straßen kommt man auch gut voran.

„Das Homeoffice kann das Büro nicht ersetzen“: Jürgen Engel an seinem Arbeitsplatz


„Das Homeoffice kann das Büro nicht ersetzen“: Jürgen Engel an seinem Arbeitsplatz
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Bild: Wonge Bergmann

Der ruhende Verkehr, das parkende Blech am Straßenrand, sollte auch verschwinden?

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