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#„Ich spreche nicht mit Spekulanten“

„Ich spreche nicht mit Spekulanten“

Mit dem erhöhten Angebot von 53 Euro je Aktie – ein Volumen von insgesamt mehr als 19 Milliarden Euro – will der Wohnungskonzern Vonovia noch im August den Aktionären des Konkurrenten Deutsche Wohnen ein weiteres Angebot machen. „Wir machen deutlich, dass wir uns von einzelnen Aktionären nicht unter Druck setzen lassen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Rolf Buch am Freitag in einer Telefonkonferenz.

Wohnungsunternehmen eigneten sich nicht für kurzfristige Spekulation, gleichwohl liege bei Deutsche Wohnen derzeit gut die Hälfte der Aktien in der Hand von Hedgefonds oder kurzfristigen Spekulanten. „Das ist für ein Wohnungsunternehmen sehr ungutes Aktionariat“, sagte Buch. Vonovia hält als größter Aktionär derzeit knapp 30 Prozent, gut ein Fünftel der Anteile stecken in den Indexfonds, den sogenannten ETF.

Deutschlands größter privater Vermieter rechnet sich gute Chancen aus, dass es im dritten Anlauf mit der Übernahme des Konkurrenten klappen wird. „Wir haben aus den Fehlern gelernt, die wir beim letzten Mal gemacht haben, weil wir uns zu sicher waren und wir nicht genug erklärt haben“, sagte Buch. Sowohl Vonovia als auch Deutsche Wohnen haben sich auf der Seite der Banken deutlich verstärkt, der Bochumer Dax-Konzern hat etwa nun auch die Bank of America mandatiert, um Investoren anzusprechen.

Analysten sind unzufrieden

Den Aufschlag von einem Euro auf den vorigen Angebotspreis begründete Buch vor allem mit der Dividende von einem Euro für Deutsche-Wohnen-Aktionäre, die den Anteilseignern noch gesondert zustehe. Durch das gescheiterte Angebot von Ende Juni verzögert sich die geplante Übernahme schließlich, sie wird wohl erst zum Jahresende vollzogen, sofern Vonovia die Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent erreicht. Beim letzten Versuch hatte der Dax-Konzern sie knapp verfehlt.

Analysten wie Michael Muders von der Fondsgesellschaft Union Investment, die mehr als 2 Prozent an Deutsche Wohnen in aktiv gemanagten Fonds halten, finden den sogenannten Net Asset Value von Deutsche Wohnen angesichts der steigenden Nachfrage nach Wohnungen unterbewertet und fordern daher einen höheren Preis je Aktie. „Ich spreche mit Vonovia-Aktionären, ich spreche nicht mit Spekulanten“, sagte Buch dazu auf Nachfrage.

Der Wert des Immobilienportfolios von Vonovia ist alleine im ersten Halbjahr 2021 um 4,2 Milliarden Euro gestiegen, die Nachfrage nach Wohnungen in Deutschland, Schweden und Österreich sei ungebrochen, sagte Vonovia-Chef Buch. In Deutschland sei das allerdings in westdeutschen Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet oder Frankfurt stärker zu spüren als etwa in Berlin, argumentierte Buch.

Dort hat Deutsche Wohnen den Großteil seines Portfolios. Der Dax-Konkurrent habe außerdem im vergangenen Jahr schon stärkere Wertanpassung für seinen Bestand vorgenommen, weshalb für dieses Jahr keine große Änderungen zu erwarten seien, sagte Buch. Außerdem sei die Aktie von Deutsche Wohnen in den vergangenen zwei Jahren mit einem massiven Abschlag gehandelt worden. „Das Argument zur Preisfindung ist einfach nicht richtig“, sagte Buch.

Gleichwohl sei das jetzige Angebot der letzte Versuch. Vonovia habe sich verpflichtet, kein weiteres Übernahmeangebot vorzulegen. „Es klappt jetzt, oder es klappt eben nicht. Unabhängig davon kann man auch als 30-Prozent-Aktionär sehr gut und lange leben“, sagte Buch.

Den Weg des abermaligen öffentlichen Übernahmeangebots hat der Vonovia-Chef gegenüber der Variante bevorzugt, mit einer weiteren Aktie die Schwelle von 30 Prozent zu überschreiten und dann ein Pflichtangebot vorzulegen. „Aber das wäre eine Logik gewesen ohne die Beteiligung des Deutsche-Wohnen-Managements – und die wäre auch halb-unfreundlich“, sagte Buch. Weil die Kommunikation zwischen den Management-Teams von Deutsche Wohnen und Vonovia bislang so gut gelaufen sei, sei die Strategie so fortgeführt worden.

„Wir sind weiterhin auf Kurs“

Operativ läuft es für Deutschlands größten Immobilienkonzern:  Im ersten Halbjahr erhöhte sich der Gewinn aus dem operativen Geschäft (Group FFO) – die für Immobilienunternehmen zentrale Kennziffer – vor allem durch organisches Wachstum wie Neubau und Modernisierung von Wohnungen um 13,1 Prozent auf 764,7 Millionen Euro, wie der Bochumer Dax-Konzern am Freitag mitteilte.

„Wir sind weiterhin auf Kurs“, sagte Buch. Seine Jahresprognose erhöhte der Konzern. Für 2021 peilt Vonovia damit weitere Zuwächse an: Der Group FFO werde nach 1,35 Milliarden Euro im Vorjahr nun in einer Bandbreite zwischen 1,465 und 1,515 Milliarden Euro erwartet – die Spanne wurde damit um 50 Millionen Euro in die Höhe geschraubt. Zudem vermeldeten die Bochumer einen deutlichen Wertanstieg ihrer Immobilien von rund 4,2 Milliarden Euro.

Die Miete erhöhte sich im Schnitt auf 7,29 Euro je Quadratmeter – das waren 3,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zum Zuwachs trugen vor allem modernisierte Wohnungen bei. Die Kosten dafür legen die Konzerne nicht nur teilweise auf die Mieter um, sondern sie können die Mieten anschließend auch stärker erhöhen. Aufgrund der aktuellen Marktentwicklung seien die Mieten um 0,9 Prozent gestiegen, hieß es. Der Umsatz kletterte um 10 Prozent auf rund 2,3 Milliarden Euro.

Für die neue Offerte hatte die Finanzaufsicht BaFin am Donnerstag den Weg frei gemacht. Die Bochumer bieten nun 53 Euro je Aktie – insgesamt mehr als 19 Milliarden Euro – für den kleineren Rivalen aus Berlin.

Um die Schwelle von 50 Prozent an Deutsche Wohnen nun sicher zu überschreiten, hat sich Vonovia schon im Vorfeld fast 31 Prozent der Anteile gesichert. Beide Unternehmen seien sich einig, dass man gemeinsam die Herausforderungen am Wohnungsmarkt „wesentlich kraftvoller bewältigen kann“, bekräftigte Vonovia.

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