Nachrichten

#„Ich träume davon, nächstes Jahr mit meiner Mutter in Teheran Tee zu trinken“

„„Ich träume davon, nächstes Jahr mit meiner Mutter in Teheran Tee zu trinken““

Frau Ferydoni, mit welchen Gefühlen schauen Sie in diesen Tagen auf die Ereignisse in Iran?

Bertram Eisenhauer

Verantwortlich für das Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Mit sehr gemischten – zwischen Entsetzen und Hoffnung. Meine Eltern sind 1985 aus Iran geflohen, ich war also zwei Jahre alt, als wir nach Deutschland kamen, und ich war sehr, sehr lange damit beschäftigt, diese Herkunft quasi abzuschütteln, um als integriert zu gelten. Dass jetzt diese Geschehnisse eine solche Dynamik entwickelt haben, schickt mich auf eine emotionale Achterbahnfahrt. Ich habe auch angefangen, mich noch stärker mit meiner Familie zu beschäftigen, mit der Geschichte Irans, mit Freunden zu netzwerken. Und ich versuche mich politisch einzubringen, so gut ich kann, als solidarische Stimme aus dem Ausland.

Sie hatten Mitte Oktober einen emotionalen Auftritt auf dem Grünen-Parteitag. Was war Ihnen da als Botschaft wichtig?

Mir war es wichtig, dass die deutschen Medien in ihrer Berichterstattung aufgreifen, was Menschen aus Iran in den sozialen Medien posten. Das kam mir bisher zu kurz. Was in Iran passiert, passiert dank der sozialen Medien vor unseren Augen. Das darf nicht ungehört bleiben. Es muss Hilfe und Solidarität und Unterstützung für die Menschen dort geben. Und eines Tages Konsequenzen.

Mir fiel bei Ihrer kurzen Rede auf, dass Sie – auch an die Adresse der Außenministerin, die ebenfalls auf dem Podium stand – sagten: „Annalena, schaut hin, wir brauchen eure Hilfe. Liebe Grüne, liebes Deutschland, mein Land, bitte, wir brauchen euch jetzt.” Was meinten Sie mit „mein Land”?

Ich meinte Deutschland. Ich meinte aber auch Iran. Das war Ausdruck einer Ambivalenz. Ich meinte beide Länder.

„Wir brauchen eure Hilfe“: Ferydoni mit Außenministerin Baerbock und dem grünen Ko-Vorsitzenden Nouripour beim Parteitag am 15. Oktober


„Wir brauchen eure Hilfe“: Ferydoni mit Außenministerin Baerbock und dem grünen Ko-Vorsitzenden Nouripour beim Parteitag am 15. Oktober
:


Bild: Imago

Was genau ist Iran für Sie? Sie haben dort nie bewusst gelebt. Man könnte sagen, Iran ist das Land Ihrer Eltern, aber es ist doch noch mehr, oder?

Nein, es ist tatsächlich mehr das Land meiner Eltern. Oder es war das Land meiner Eltern. Das Land, das meine Eltern verlassen haben, existiert ja nicht mehr in dieser Form. Das können vielleicht Menschen aus der ehemaligen DDR ganz gut nachvollziehen: dass man in das Land der Kindheit und Jugend nie wieder zurückgehen kann, weil es das in dieser Form nicht mehr gibt. Aber wissen Sie was? Das, was Iran ausmacht, ist ja nicht nur das Land, sondern es sind vor allem die Menschen. Es sind vor allem die vielen Millionen Iranerinnen in der Diaspora, die zum Großteil sehr erfolgreich sind, in allen möglichen Branchen, auch und vor allem in meiner Branche, wo ich auch immer wieder Begegnungen und Freundschaften erlebe. Wo ich dann immer ein Gefühl von Heimat bekomme, wenn ich mit diesen Menschen zusammen bin.

Waren Sie denn jemals zurück in Iran, zu Besuch oder so?

Nein, ich kenne das Land vor allem aus den Erzählungen meiner Eltern.

Deutschland ist traditionell ein Hauptziel für Iraner, die ihre Heimat in Richtung Europa verlassen. Laut Schätzungen gibt es hierzulande 300.000 Exil-Iraner. Und wie Sie sagen, viele sind sehr sichtbar, in der Öffentlichkeit – Navid Kermani wurde als Kandidat für das Bundespräsidentenamt gehandelt – oder in Berufen mit hohem Sozialprestige wie Ingenieur, Jurist oder Arzt. Zählen Sie sich aktiv zu dieser Exilgemeinde?

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!