#„Ich war ein destruktiver Mobber“
„„Ich war ein destruktiver Mobber““
Danger Dan gehört zur Antilopen-Gang, einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Hip-Hop-Bands der vergangenen Jahre. Aber Danger Dan, der eigentlich Daniel Pongratz heißt, hat schon immer Musik gemacht – und sich dabei auch immer politisch positioniert. Über den Titelsong seines neuen Soloalbums, „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“, wird seit Wochen geredet: Weil Danger Dan, in Kleinkunstmanier am Klavier oder mit einer Kalaschnikow in der Hand, darüber sinniert, was er über Querdenker und Neurechte sagen dürfte, ohne juristisch dafür belangt werden zu können, ein Spiel, das auch die kalkulierten Grenzüberschreitungen dieser politischen Gegner aufnimmt und ironisiert. Auf seinem Album singt Danger Dan aber auch zu Streichern und Akkordeon über das Leben und die Liebe.
Bevor Sie als Rapper mit der Antilopen Gang berühmt wurden, waren Sie Pianist am Stadttheater Aachen und haben in Bands gespielt. Dann hat ein Rockkonzert Ihr Leben verändert, davon erzählen Sie jetzt in einem Ihrer neuen Songs, „Lauf davon“. Was ist damals passiert?
Ich suche oft kleine Punkte in meiner Biografie, von denen aus ich größere Problematiken erklären kann. Damals war ich nicht zufrieden mit meinem Leben, alles dümpelte vor sich hin. Ich dachte: Wenn sich jetzt nichts ändert, bleibt es für immer so. Ich kündigte meinen Job und meine Wohnung und bin nach Bordeaux gefahren, um Freunde zu besuchen. Dort bin ich auf einem Konzert von Lou Reed gelandet. Weil wir keine Eintrittskarten hatten, sind wir über einen Zaun gesprungen, es gab Tumulte, und ich verlor meine Freunde aus den Augen. Ich war also nicht nur verloren in meinem Leben, sondern auch noch in der Welt. Die Erfahrung hat mir gutgetan, weil ich mich danach frei dazu entscheiden konnte, nicht verlorengehen zu wollen. Im Verlorengehen konnte ich mich neu erfinden.
War das Zufall, oder lag es an Lou Reed?
Das war Zufall. Lou Reed ist aber ein guter Gegenentwurf zur spießbürgerlichen Gesellschaft. Er zeigte, dass man nicht den geraden Weg gehen muss, sondern auch Lou Reed sein kann. Das ist bei ihm nicht so gut ausgegangen, es war sein letztes Konzert in Europa, kurz darauf ist er an den Folgen seines Drogen- und Alkoholkonsums gestorben. Trotzdem bleibt er eine spannende Figur. Ihm wurde noch eher abverlangt, in einer recht konservativen Welt konform zu leben. Da hatte ich ganz andere Startbedingungen und war auch nicht heroinabhängig, das ist schon mal ganz gut.
Im Video von „Lauf davon“ zeigen Sie, dass es nur zwei Arten von Menschen gibt: solche, die Elektroroller umschmeißen, und solche, die sie wieder aufheben. Warum finden Sie Spießigkeit so gefährlich?
Gefährlich ist, wenn man gedankenlos nach dem Ikea-Katalog lebt. Die Leute wählen zwischen drei Varianten aus, aber die Wohnungen sehen alle ähnlich aus. Als ich 18 war, hatte ich schlimme Panikattacken, die erst aufhörten, als ich meine Ausbildung abbrach und in eine Punker-WG gezogen bin. Von da sind wir spontan nach Belgien an den Strand getrampt und haben in Rohbauten geschlafen. Ich habe in dem Alter großen Druck verspürt, mich für einen Beruf, eine Stadt, einen Partner oder eine Partnerin entscheiden zu müssen. Das war schrecklich, weil ich es nicht wollte oder konnte. Wenn man zu konservativ immer denselben Weg einschlägt, ist das auch politisch kein gutes Erfolgsrezept: Man muss sich neu orientieren dürfen.
Was wäre ohne Lou Reed aus Ihnen geworden?
Irgendwas zwischen obdachlos und Bundeskanzler. Es hätte auch schiefgehen können, aber ich hatte Glück. Ich komme aus einer Akademikerfamilie und habe mir nie Sorgen darüber gemacht, ob ich eine Lehrstelle bekomme oder nicht. Bei anderen scheitert es schon am Nachnamen. Ich habe damals aus einer dekadenten Position heraus gesagt, dass ich bürgerliches Leben ablehne.
Für Ihr neues Album haben Sie Streichersätze geschrieben und sind mit dem Pianisten Igor Levit in der Show von Jan Böhmermann aufgetreten. Möchten Sie jetzt die linken Spießer erreichen?
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