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#Das Gespenst der Inflation spukt wieder

Das Gespenst der Inflation spukt wieder

Am Freitag sind die Renditen deutscher und amerikanischer Staatsanleihen wieder gestiegen. Am Donnerstag hatte es noch nach einer ersten Beruhigung ausgesehen. Die Renditen der Bundesanleihen und amerikanischer Staatstitel sind seit Anfang der Woche steil gestiegen. Höhere Renditen bedeuten am Anleihemarkt Kursverluste, und manche Analysten schrieben sogar von einem „Abverkauf“. Für die Verkaufswelle gibt es einen Grund: das Inflationsgespenst. Es spukt wieder an den Finanzmärkten und hat seinen Ursprung in den billionenschweren Konjunkturpaketen des neuen amerikanischen Präsidenten Joe Biden.

Markus Frühauf

Die Rendite der zehnjährigen amerikanischen Staatsanleihe stieg am Freitag auf mehr als 1,3 Prozent, ihr höchstes Niveau seit einem Jahr. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe lag mit minus 0,315 Prozent so hoch wie seit Juni 2020 nicht mehr. Ein klares Zeichen für den Stimmungsumschwung an den Anleihemärkten sind die Inflationserwartungen in den Vereinigten Staaten, die sich auf Sicht von fünf Jahren inzwischen mit 2,4 Prozent auf dem höchsten Niveau seit langem bewegen. Anfang des Jahres lagen diese noch bei weniger als 2 Prozent. „Dieses neue Niveau ist von größerer Bedeutung, da die Inflationserwartungen seit dem Jahr 2011 nicht mehr so hoch waren und auch in den vergangenen 20 Jahren immer nur kurzfristig über 2,50 Prozent lagen“, schrieb Mark Holman, Chef von Twenty Four Asset Management, einer Einheit der Schweizer Bank Vontobel.

Der Chefzinsstratege der Commerzbank, Michael Leister, erkannte schon erste Anzeichen einer Bodenbildung an den Zinsmärkten, was bedeutet, dass die Kurse ihr Tal durchschreiten und wieder steigen könnten. Das wäre dann der Fall, wenn der jüngste Zinsanstieg an den Anleihemärkten die Risikofreude der Aktienanleger dämpfen würde. Jedoch gab es auch Stimmen von Vertretern der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed), die den Inflationssorgen entgegentraten.

Zu ihnen gehörte Eric Rosengren, Chef der Boston Fed. Er geht davon aus, dass die Notenbank bis Ende 2022 ihr Inflationsziel von 2 Prozent verfehlen wird. Doch Rosengren betont, dass die Fed eine Teuerungsrate auf breiter Basis nachhaltig von 2 Prozent anstrebt. „Ich glaube nicht, dass wir das in diesem Jahr sehen werden. Ich wäre überrascht, falls wir das vor Ende des nächsten Jahres sehen werden“, sagte er.

Nicht nur er rechnet in den kommenden Monaten mit anziehenden Teuerungsraten. Einige Bereiche der amerikanischen Wirtschaft sind mit Engpässen konfrontiert, was zu einem Anstieg der Preise für Energie und Lebensmittel führen könnte. Rosengren geht aber nicht davon aus, dass dies die Rate auf das Zielniveau heben wird. Darüber hinaus gab es in den am Mittwochabend veröffentlichten Protokollen aus der jüngsten Zinssitzung der Fed keine Hinweise, dass die Notenbank von ihrem ultralockeren Kurs der Anleihekäufe abweichen könnte. Sie stützt weiterhin die amerikanische Konjunktur mit monatlichen Wertpapierkäufen von 120 Milliarden Dollar.

Die steigenden Inflationserwartungen betrachtet Jens Wilhelm, im Vorstand der Fondsgesellschaft Union Investment für Kapitalanlagen zuständig, noch nicht als Problem für die Kapitalmärkte. Gleichwohl kann er sich vorstellen, dass der Inflationsdruck im zweiten Halbjahr ein Thema werden kann. Vorausgesetzt, die Impfungen gegen das Coronavirus ermöglichen eine breite Öffnung der Wirtschaft, kann sich die aufgestaute Nachfrage entladen. Wilhelm verwies auf das überschüssige Sparvermögen der amerikanischen Haushalte von 2 Billionen Dollar, das auf eine Wirtschaft mit knappen Kapazitäten stoßen könne. Doch genauso hält es Wilhelm für möglich, dass nicht alles in den Konsum fließt, sondern ein Teil auch an den Finanzmärkten angelegt wird. Der oberste Portfoliomanager in der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken kann sich eine Beruhigung der amerikanischen Renditen vorstellen, auch wenn ein weiterer Anstieg aufgrund mutigerer Konjunkturprognosen denkbar sei.

„Es ist nicht die Zeit für Selbstgefälligkeit“, warnt Chris Iggo, Anlagestratege der Axa Investment Managers. Die Gesamtinflation könnte seiner Ansicht nach in den kommenden Monaten anziehen und Anleiheinvestoren verschrecken. „Die Fed muss den Märkten daher versichern, dass sie die Dinge im Griff hat.“ Für Iggo muss die Botschaft lauten: „Die Inflation müsste schon deutlich länger höher sein, um das geldpolitische Vorgehen zu beeinflussen.“

Viel hängt vom Verhalten der Notenbanken ab, insbesondere der Fed. Sie will das Überschießen der Inflationsrate über das Ziel von 2 Prozent künftig für eine gewisse Zeit tolerieren, da die Zielmarke nun als Durchschnittswert verstanden wird. Gut möglich, dass die Märkte das irgendwann testen werden.

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