Nachrichten

#Im Extremeinsatz

Im Extremeinsatz

Seit Wochen hielten sich spezialisierte Kräfte der Luftlandebrigade, Kommandosoldaten, Sanitäter und Militärmaschinen des Lufttransportgeschwaders 62 bereit. Für die letzten Tage des deutschen Afghanistan-Einsatzes in Mazar-i-Sharif waren sie als Reserve eingeplant, falls es beim Verlassen von Camp Marmal im Norden des Landes noch Angriffe gäbe.

„In extremis“ heißt diese Lage im Militär. Doch was dann kam, war extremer als alles, was den Soldatinnen und Soldaten bis dahin abverlangt wurde. Denn urplötzlich ergriffen die Taliban-Kämpfer Mitte August die Macht. Die afghanische Armee kämpfte nicht, die Regierung setzte sich ins Ausland ab, Kabul fiel binnen Stunden. Nicht nur Hunderttausende Afghanen gerieten in Angst und Schrecken, sondern auch Zehntausende Ausländer, Diplomaten, Geheimagenten, Contractors, Entwicklungshelfer. Es gab kein Halten mehr, alle wollten raus.

Alle, mit Ausnahme von ein paar Hundert Männern und Frauen, unter ihnen rund zweihundert deutsche Soldatinnen und Soldaten. Die flogen am 16. August nach Kabul statt zurück nach Deutschland. Und zwar in einer Situation, wo unklar war, ob die Taliban sofort damit beginnen würden, zahlreiche Menschen in der afghanischen Hauptstadt umzubringen, oder es gar nicht vorhaben, wie sie bislang beteuern.

Den Präsidenten beim letzten Fall von Kabul hatten die Aufständischen 1996 gefoltert, getötet und seinen blutüberströmten Leichnam an einer Straßenkreuzung aufgehängt. Noch in den letzten Tagen vor ihrer Machtergreifung hatten die Taliban ihre Gegner auch in Kabul gezielt ermordet.

Im Internet kursierten Videos, die offenbar zeigten, wie sich eine Spezialeinheit der afghanischen Armee ihnen ergeben hatte, wie sie die Waffen niederlegte, die Schutzwesten ablegte – und dann von den Islamisten hingemetzelt wurde. Und da es sich in Afghanistan soeben als illusorisch erwiesen hatte, nicht mit dem Schlimmsten zu rechnen, rechnete man jetzt im Einsatzführungskommando der Bundeswehr genau damit.

Als die Fallschirmjäger und die folgenden Kräfte am Montag vor anderthalb Wochen über Kabul eintrafen, hatten sich kurz zuvor auf dem Rollfeld des Flughafens dramatische Szenen abgespielt. Den Amerikanern, der NATO-Vormacht, war die Kontrolle über den letzten Quadratkilometer entglitten, den sie in Afghanistan noch verteidigten. Ausreisewillige stürmten das zivile Flughafengebäude, das Flugfeld wurde besetzt. Afghanen klammerten sich an eine startende US-Transportmaschine „Globemaster“. Bilder zeigten später, wie sie aus großer Höhe in den Tod stürzten.

Als der erste A400M mit dem Kommandeur der Expeditionstruppe, Brigadegeneral Jens Arlt, und etwa 100 Fallschirmjägern an Bord am Abend des 16. August über Kabul kreiste, wurde ihm die Landeerlaubnis verweigert, und er musste umkehren. Ein zweiter Militärtransporter traf ein und blieb, bis sich eine Gelegenheit ergab, die Landung halb zu wagen, halb zu erzwingen. Ohne Landebahnbeleuchtung und auf einem sehr kurzen, halbwegs geräumten Stück kam die Maschine nieder.

Der Aufenthalt des ersten deutschen Flugzeugs in Kabul dauerte keine Stunde. Rasch gingen die Soldaten von Bord, Kisten mit Waffen, Munition und anderem Material wurden entladen, dann ging es schon wieder auf die Rollbahn. Um 23.41 Uhr deutscher Zeit, in Taschkent war es kurz nach zwei, meldete das Einsatzführungskommando die Rückkehr des Flugzeugs der Öffentlichkeit. „Zu Schützende“ seien ausgeflogen worden, hieß es schmallippig.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!